Nicht gänzlich hilflos

Am Montag in der Früh brauchte ich mein Gewissen nicht lange zu befragen, ob ich gesund genug für einen Wiedereinstieg ins Berufsleben sei. Zumal ich gestern wie heute um 4 Uhr aufwachte. Erst dachte ich mir noch, “ich kann eh 3 Tage ohne Bestätigung krank sein”, aber ging trotzdem in die Ordination meines Hausarztes, insbesondere weil ich plötzlich so ein beklemmtes Gefühl auf der Lunge in Verbindung mit Kurzatmigkeit hatte. Besser nichts riskieren, vielleicht ist es was Schlimmes.

Mein Arzt wusste sogleich um meinen Zustand Bescheid, eine Virus-Infektion, die “durch den ganzen Körper geht” und die mein Körper gut mit Fieber bekämpft. Als er mir mit der Taschenlampe in den Rachen leuchtete redete er von starker Rötung und Bläschen.

“Bläschen? Ich habe Bläschen im Hals?!”
“Ja, das ist ist wo die Viren raus kommen.”

Nicht gänzlich hilflos Ich ließ mir die stärkste mögliche Gurgel-Lösung verschreiben und wurde für Donnerstag wieder bestellt. Meine Krankheit solle ich in jedem Fall gründlich auskurieren, weil sie mittels Tröpfcheninfektion übertragbar sei.

Zu meinem gestrigen Unbehagens trug bei, dass sich der Durchfall vom Sonntag in Verstopfung gewandelt hatte und ich nun ein ungutes aufgeblähtes Gefühl hatte. Mir bleibt wohl nichts erspart.

Etwas anderes hatte ich auch noch nie erlebt. Während ich so im Bett lag und mich vom Satellitenfernsehen berieseln ließ, hatte ich immer wieder so Bild und Ton-Aussetzer von einigen Sekunden. Und zwar immer nur auf dem Astra-Satelliten, das ist der, den die meisten Mittel-Europäer verwenden. Ich dachte an eine Satelliten-Störung, was aber unwahrscheinlich ist. Ein technisches Problem, das war’s auch nicht, weil meine Anlage mit anderen Satelliten ja auch funktionierte. Da wurde mir klar, dass die Baukräne auf der Baustelle nebenan mir offenbar immer regelmäßig durchs Astra-Signal fahren und dieses irgendwie zerwürfeln. So etwas hatte ich auch noch nie gehört.

Ich hatte mich in meinem Taumel schon mehrfach an meinem im Vorzimmer stehenden Klavier vorbei gezwängt, als es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen fiel. Ich hatte geplant das Piano erst nächstes Wochenende in mein Wohnzimmer zu stellen. Aber heute Vormittag wird mein neues Sofa geliefert. Das geht sich so nicht aus, ich hatte das schlecht geplant.

Zu meinem Glück hatten Dieter, der Direktor und CP Zeit und so bugsierten wir vorsichtig das schwere Teil an den angestammten Platz im Wohnzimmer. CP hatte dicke Kartons mitgebracht, die den Holz-Boden vor den Metallrollen schützten, als wir zentimeterweise vorrückten. Leider ließ ich mich am Ende von der Ungeduld meiner Freunde anstecken und so entfernten wir alle Kartons für die letzten 10 Zentimeter des Weges, in der Annahme, dass die breiten Möbelgleiter unter den Rollen genug Schutz sein würden. Leider falsch, und so habe ich jetzt einige schöne neue Kratzer links vor meinem Piano. Seufz, ja vom Hudeln bekommt man Kratzer im Parkett. peinlich

Der Arbeiter letzte Woche hatte mir eine INKU Hartwachsöl-Wischpflege da gelassen, die gewöhnlich dazu dient, im Wisch-Wasser zu verhindern, dass der Boden vom Kalk im Wasser grau wird. Pur angewandt kann man aber damit Kratzer etwas entschärfen, wenn man eine kleine Menge mit einem alten Tuch verreibt. Damit kann ich wenigstens  Kratzer so polieren, dass man sie nur mehr sieht, wenn man sich bückt, oder genau in eine Spiegelung schaut.

Um die Gefahr einer Ansteckung minimal zu halten hatte ich mich von allen dreien Helfern fern gehalten und um sicher zu gehen, rieb jeder seine Hände mit einer medizinischen Hand-Desinfektion ein, als er ging. Auf Küsse und Handshakes mussten wir diesmal verzichten.

Ich baute ich meinen TV provisorisch neben meinem Bett auf, das durch deren Hilfe jetzt auch wieder im Schlafzimmer ist und kuschelte mich für einen netten Fernsehabend in frisches terracotta-farbenes Bettzeug.

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