Geheimnisse erfolgreichen Pokerns

Seit ich mit meiner Online-Pokerei zu BWIN gewechselt bin kommt mir vor, dass mir irgendwie der Knopf aufgegangen ist. Ich mache beim Spielen nur mehr selten solche Fehler, die in der Vergangenheit zumeist mein gesamtes Guthaben auslöschten.

Der erste Schritt meiner Entwicklung war, aufzuhören – oft aus Ungeduld – teure Fehler zu machen. Hierzu gehört einerseits, sich in offensichtliche “gute Karten” zu verlieben, wie beispielsweise As-König, auch bekannt als “Anna Kournikova“, weil’s gut ausschaut, aber auch nichts bringt, wenn der andere was höheres hat. Auch gute Karten muss man wegwerfen, wenn sie nicht das gewinnende Blatt darstellen.

Früher habe ich auch ständig geglaubt, dass die Leute mich bluffen wollen und habe deswegen auch viel zu viel gecallt. So wurden meine super Karten oft teuer übertrumpft und gleichzeitig habe ich am Tisch das Image eines Viel-Rufers bekommen. Ich rufe nicht mehr aus reiner Neugier, sondern lasse anderen den Vortritt, wenn sie ihr Blatt besonders überzeugend vertreten und ich selbst nichts habe.

Anfänger glauben auch, dass beim Pokern ganz viel geblufft wird, aber ich mußte feststellen, dass Bluffen sich nur ganz selten auszahlt und dann auch nur gegen ein oder zwei Spieler, denn je mehr Leute man bluffen will umso wahrscheinlicher ist es, dass einer davon den Trick durchschaut. Deswegen sage ich mir immer “Bluffen ist unehrlich.” und ich tue es nur ganz selten.

Ungeduld war mein größtes Problem, denn man will ja Action sehen. Aber wenn man nur wenige Blätter spielt hat das den Vorteil, dass man ein sogenanntes “tight player” Image bekommt. Also den Ruf, nur gute Hände zu spielen, was sich natürlich auf das Bietverhalten der Anderen auswirkt. Ein Bluff geht eher durch, wenn die anderen einem glauben, dass man gute Karten haben muss.

Dann habe ich erkannt, dass es nichts ausmacht, wenn man viele Runden keine Hand gewinnt, solange man möglichst wenig dabei verliert. Ich habe schon erlebt, dass ich eine Stunde auf meine Chance warte, während meine Chips langsam dahinschwinden, bis ich auf einmal einen Monster-Hand mit passendem Flop bekomme. Wenn ich dann schaue, dass meine Mitspieler möglichst viel einzahlen, ist es schon häufig so gewesen, dass ich nach der langen Wartezeit plötzlich mit 100% Gewinn am Tisch sitze.

Meine Freundin hat mich auch durchschaut und mir klingt ihr Satz immer noch im Geiste “Du spielst viel besser, wenn Du wenige Chips hast”. Wenn ich wenige Chips habe, dann denke ich an sie und diesen Satz und das entspannt mich ausreichend, so dass ich meist ein wunderbares Comeback hinlege.

Als Anfänger übertreibt man das Bieten auch häufig und bietet zu hoch. Bei einer “winning hand” ist es aber wichtig, möglichst viele Chips dafür zu kassieren. Solange ich also glaube, dass meine Hand die höchste ist, nehme ich mich zurück und setze Chipmengen, die der andere gerne zahlt. Oft täusche ich dann vor, ich müßte noch was kaufen, indem ich nur checke oder einen minimalen Betrag setze. Sobald ich aber merke, dass ich vermutlich nicht mehr Einsatz von meinem Gegner bekomme, traue ich mich auch zu einem “All In”. Viele Male hatte mein Gegner schon so viel eingezahlt, dass er “pot committed” ist, so nennt man den Zustand, dass man so viel investiert hat, dass man nicht mehr rauskommt und auf Gedeih und Verderb auch die letzten Chips opfern muß.

Poker zahlt sich dann finanziell aus, wenn man die Komponente Glück auf das Mindestmaß zu reduzieren versteht. Jeder bekommt mal gute und mal schlechte Karten, aber wenn ich bei den guten mehr gewinne, als ich bei den schlechten verliere, dann steige ich am Ende fast immer als Gewinner aus.

Noch eine Lehre, die mir meine Freundin beigebracht hast ist, dass es auch etwas anderes als Pokern auf der Welt gibt. Ich würde nie auf die Idee kommen mich an einen Poker-Tisch zu setzen, wenn ich stattdessen mit meiner Freundin eine schöne Zeit verbringen kann. Oft gibt es auch Tage an denen man das Pokern generell lassen sollte, der Gewinner weiß diese zu erkennen und zu meiden.

Und zum Schluß die wichtigste Lehre für mich war zu wissen, wann man genug hat. Am ärgerlichsten ist es, wenn man binnen weniger Minuten sein Geld verdoppelt, aber dann über eine lange Strecke alles wieder verliert, weil man nicht rechtzeitig gegangen ist. Entweder aus Gier, weil man seine Glückssträhne doch noch melken möchte, oder aus Angst, als Verlierer gehen zu müssen. Die beste Motivation, nach einer Stunde zu gehen ist für mich sicher die Freundin, die daheim oder am Telefon auf mich wartet. So bleibe ich unter der Woche nie länger als 23 Uhr beim Cashgame sitzen, sondern gehe zur sogenannten Botschafter-Stunde. So genannt wird diese Uhrzeit, weil der Diplomat die Party dann für gewöhnlich verläßt, um am nächsten Tag ausgeschlafen zu sein. Man sollte hier die H.A.L.T. Regel beherzigen und nicht spielen, wenn man Hungry, Angry, Lonely oder Tired ist.

Letzten Montag hatte ich unerwartet abends frei und bin für genau eine Stunde ins Casino gefahren. Aus 200 EUR wurden 375 EUR. Am Mittwoch machte ich mich frisch, zog das grellste Hawaii-Hemd und meine Rolex an und genoss es mal wieder in der Pokerworld bei einem Turnier mitzuspielen. Da war ich zwar nicht sehr erfolgreich, aber ich setzte mich dann zu einem “1 2 Hold Em No Limit Cashgame” und hatte um 23 Uhr aus 100 EUR stolze 356 EUR gemacht.

Ich muß zwar noch viel besser beim Turnieren werden, aber ich sehe insgesamt einen guten Fortschritt bei meinem Jahresziel, mich zum überdurchschnittlichen Poker-Spieler zu entwickeln. Obige Erkenntnisse haben mir das möglich gemacht.

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