Horst Fyrguth – Scheitern als Chance

Mein neunter Auftrag für Klein&Kunst.

Horst Fyrguth, ganz zwanglos

Horst Fyrguth, erzählt uns in seinem aktuellen Programm “Scheitern als Chance”, von den skurilen Erlebnissen, die er von früher Kindheit an durch eine “alternative” Mutter und den Besuch der Waldorf-Schule gemacht hatte. Wir bekamen den Eindruck, dass Waldorf die jungen Leute planlos werden läßt, denn – so empfand es Klein&Kunst Redakteur Oliver Drobnik bei der Österreich-Premiere am 13. Februar 2008 im Schwechater Theaterforum anläßlich des gleichnamigen Satirefestivals – ebenso meandrierte Horst Fyrguth zwischen diversen Themen hin und her.

Sein erster Kontakt mit der Konsumwelt war ein Supermarkt-Besuch mit seinem Vater und spätestens ab dieser Passage merkten wir, dass all der charmante Witz und die selbstironische Betrachtungsweise, doch nicht zur Gänze autobiographisch sein können. Waldorf muss einige Seitenhiebe einstecken, aber ob er das alternative System wirklich schlecht findet, läßt der Erzähler offen.
Eben diese beim Zuschauer hervorgerufene Unsicherheit ist gewollt, so gestand es mir Fyrguth nach der Vorstellung. Er wolle, dass die Grenze zwischen Erfindung und tatsächlich Erlebtem fliessend ist. Bei aller Planlosigkeit, allen skurrilen Einlagen, verstand es Fyrguth dennoch problemlos, das Publikum auf seine Seite zu ziehen, es war klar wie Kloßbrühe: wer nicht in eine normale Schule geht, von dem braucht man auch keine Normalität zu erwarten. Narrenfreiheit. Immer wieder glaubte man stellenweise den “wahren Horst” zu erkennen und dann lachte man wieder mit.
Horst, der liebe knuddelige Kerl, den man einfach mögen muss, weil er sich selbst nicht zu ernst nimmt. Horst, der mit uns über seine Erfahrungen schmunzelt. Durch das Werbematerial hatte ich weitreichende Einblicke in sein gescheitertes Liebesleben erwartet, aber diese erschöpften sich in der Aussage “ich habe viele Freundinnen gehabt, aber beide haben mich verlassen”. Wir fürchteten oder hofften vergebens.
War die Waldorf-Schule das Hauptthema vor der Pause, begann der zweite Teil mit diversen Aktionen, die lose das Thema “Naivität” gemeinsam hatten. Hier verschenkte er streckenweise seinen Sympathie-Bonus, weil er zum Witze-Erzähler mutierte und diverse “alte Schmähs” in neuer Mogelpackung brachte. Nicht mehr war es reale oder erfundene Autobiographie, die das Publikum amüsierte, sondern eine Aneinanderreihung von aufgewärmtem Humor, die man schon irgendwo zuvor gehört hatte. Der Laune im Publikum tat das aber keinen Abbruch.
Die Moral der Geschichte soll wohl sein, dass es menschlich ist, viel zu probieren und zwangsläufig ein Scheitern Teil des Wachstumsprozesses ist. In dieser Hinsicht sehe ich Horst Fyrguth als sehr gescheit und nur relativ wenig gescheitert.

Oliver Drobnik für Klein&Kunst Onlein

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