Meine Bank ist gerettet

Irgendwie lustig. In Amerika beschliesst die Regierung 700 Milliarden Dollar, “irgendeine hohe Zahl”, wie die Erfinder des im zweiten Anlauf durchgegangen Paketes zugegeben haben. Das Geld solle dazu dienen, marode Kredite aufzukaufen und Versicherungen wie Banken, die dringend Eigenkapital brauchen die rettende Dosis zu versetzen. Ergebnis: die Börsen stürzen ab, weil so ein Kasperltheater wenig vertrauensbildend wirkt.

Dann setzen sich die 15 Haupt-Maxl der Euro-Länder am letzten Wochenende zusammen und einigen sich darauf, dass jedes Land für sich gleichzeitig etwas tun wird. Schon bevor am Montag nachmittag Bundeskanzler und Finanzminister die Details des österreichischen Plans verkünden, reicht dies schon, dass alle Börsen massiv ins Plus drehen. Immofinanz plus 43 Prozent, Erste plus 12, Raiffeisen plus 18. Ok, zugegeben.

Für mich als jüngst verarmten Klein-Millionär sind zwei Dinge in dem Paket, die wichtig sind. Die Inter-Banken-Garantie und das kommende Verbot von Shorts.

Die Raiffeisenbank hat in den vergangen Jahren verabsäumt, gute Beziehungen mit den großen Schweizer Banken zu pflegen. Wer ein Fremdwährungsdarlehen in Schweizer Franken besitzt, der hat zumeist den 3- oder 1-Monats Libor zu Grunde liegen. Das bedeutet, dass meine Bank in diesem Zeitabstand ständig refinanzieren muss. Also im 1-Monats-Fall, jedes Monat genug Franken organisieren um den Kredit zurückzuzahlen und neu für ein weiteres Monat aufzunehmen.

Hierfür bediente sich die Raiffeisen aber immer anderer auch in Österreich sitzender Devisenhändler, doch denen wurde zuletzt auch schon das Geld knapp. Behaupteten diese zumindest, damit sei bis zu einem Prozent extra an “Risiko-Prämie” verlangen konnten. Extra-Kosten, die die Bank natürlich an den Kreditnehmer abzuwälzen versucht. Mein Rat hier jedoch ist jedenfalls, den eigenen Kreditvertrag zu prüfen, denn ich glaube, dass da nichts drinnen steht, dass ich solche unvorhergesehenen höheren Refinanzierungskosten tatsächlich tragen muss. Langer Rede kurzer Sinn: die UBS sitzt auf einem Haufen Geld und gab den nicht her. Jetzt schon wieder.

Durch die Interbanken-Garantie bekommt meine Bank also wieder Geld, mein Kredit verteuert sich also nicht mehr zusätzlich durch Risikozuschläge. Gleichzeitig steigt das Eigenkapital derzeit durch die vielen neuen Sparbücher massiv an. Die goldene Nase der Banken zeigt schon ihren ersten Glanz.

Als radikale Änderung, auch wenn diese in den Medien ziemlich untergegangen war, sehe ich die Ankündigung, dass sogenannte Leerverkäufe (Shorts) verboten werden sollen. Bisher ist es möglich auch mit fallenden Kursen Geld zu machen, indem man sich Aktien ausborgt, diese hoch verkauft, niedrig zurückkauft und dann dem Besitzer zurückgibt. Die Differenz hat man dann verdient.

Die alte Weisheit an der Börse war: beteilige dich an einem guten Unternehmen, halte die Aktien ewig, kassiere Dividende. Doch mit Shorts war es auf einmal möglich auch an fallenden Kursen viel Geld zu verdienen und diese Möglichkeit wurde massiv genutzt.

Wir sehen an dem Kursprung am Montag wieviel schwerwiegend tatsächlich die Massenpsychologie am Markt die Kurse steuert. Das Problem mit Shorts ist, dass es irgendwie “unfair” ist. Man verdient Geld daran, dass ein Unternehmen weniger wert wird. Wenn viele Leute denken, dass es unfair zugeht und die Kurse immer runtergehen, dann wird dieser Glauben auch zur Wahrheit. Massenhysterie.

Gibt es nun kein “Short Selling” mehr, dann kehren wir zur ursprünglichen Strategie zurück: ich suche mir fundamental gute Werte, die pro Jahr mindestens 8% wachsen werden, im günstigen Fall auch mit einer wahrscheinlichen Dividendenzahlung jährlich und dann erwarte ich Wachstum. Wiederum kommt die Massenpsychologie ins Spiel: wenn die Mehrheit der Marktteilnehmer mit Wachstum rechnen, dann findet dieses statt. Der Markt wird wieder fairer, wenn dieses fiese Instrument endlich verboten wird.

Dies wirkt aus einem weiteren Grund stabilisierend für für ein mittelfristiges solides Wachsen. Viele Möchtegern-Daytrader haben im Laufe eines Tages ständig long-short-long-short gemacht, in der Hoffnung aus den Cent-Differenzen ausreichend Geld zu verdienen. Das Ganze vielleicht auch noch gekoppelt mit geborgtem Geld (Marge). Ich habe das selbst auch probiert, musste aber feststellen, dass die Gebühren für diese Art des Handels am Ende wesentlich mehr gekostet haben, als der Ertrag ausmachte, also ein Netto-Verlust. Der Wegfall von Short Selling wird das tageweise “Day Trading” unattraktiv machen. Käufe werden nur mehr solche sein, die auf längerfristiges Wachsen abzielen.

Ich vermute, dass viele Leute sich wieder darauf besinnen werden, dass man erst ab einem Jahr Behaltefrist keine Steuern auf seinen Wertzuwachs zahlen muss.

Ich habe bereits früher betont, dass es keinen direkten Zusammenhang zwischen Firmenwert und Aktienwert gibt. Der Wert einer Firma ist die Summe ihrer Besitztümer, sei es Immobilien, Anlagen, Kunden, monatliche Einnahmen. Der Wert einer Aktie ist immer so viel, wie mir jemand dafür zahlt. Und hier liegt der Hauptgrund begraben, weshalb ich glaube, dass uns nun ein neues goldenes Aktien-Zeitalter ins Haus steht. Tatsächlich sind die österreichischen Aktien alle viel zu billig. Wenn ich eine Aktie Immofinanz kaufe, dann zahle ich 1,50 EUR, besitze dadurch aber einen Unternehmensanteil, der wesentlich mehr wert ist. 500 Millionen Aktien besitzen 25 Milliarden an Immobilien und Anlagen und auf der Minus-Seite 20 Milliarden an Verbindlichkeiten. Demnach müßte eine Aktie Immofinanz eigentlich 10 Euro kosten. Warum tut sie das nicht? Psychologie. Wird schon werden.

Meine Bank jedenfalls steht jetzt besser da, als vor der Krise. Nach ihrer Rettung hoffe ich darauf, dass sich die Kurse bald wieder auf das Niveau vom Jahresanfang begeben, damit ich mir endlich wieder was zum Essen leisten kann. 😉

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