Lehren 2008, Vorsätze 2009

Lieber Leser, ich wünsche Dir auch wohl ins neue Jahr gerutscht zu sein. Hast Du irgendwelche Vorsätze gefasst? Oder gehörst Du zur modernen post-vorsätzlichen Sorte? Das sind in unserer Ziel-orientierten Welt diejenigen, die herausstechen, weil sie eben keine Ziele haben wollen.

Hatte ich auch schon mal, mangels Inspiration. Aber dieses Jahr verspürte ich einfach den Drang mal wieder niederzuschreiben, was mir aktuell so durch den Kopf geht. Wer weiß, wozu das vielleicht mal gut sein kann…

Cash ist King

Im Jänner 2008 war ich noch der festen Überzeugung, dass sich mein Kapital fortwährend nur verdoppeln würde und sah mich schon als Euro-Millionär. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Immofinanz Aktie, die 25% meines Portfolios ausmachte Jahr für Jahr einen traumhaften Anstieg verzeichnet. Nach dem Absturz am Ende des Sommers stellte sich leider heraus, dass der beständig steigende Kurs der Immofinanz nicht biologisch organisch sondern vom Team AWD/Constantia Privatbank händisch erzeugt worden war.

Lehre 1: Besser den Spatz auf der Hand, als die Taube am Dach. Besser man ist mit einem kleinen Gewinn zufrieden, als man hofft auf ewige Zeit die Verluste vielleicht doch wieder wettmachen zu können.

Lehre 2: Investitionen brauchen eine Möglichkeit Verluste zu begrenzen. Hätte ich schon Ende 2007 gesehen, dass die goldene Zeit der Immofinanz vorbei ist, wäre ich rechtzeitig ausgestiegen.

Vorsatz 1: Auf Sicht ist derzeit niemand am Finanzmarkt in der Lage eine angemessene Sicherheit zu tragbaren Kosten zu bieten. Ich werde mich daher mit neuen Investitionen zurückhalten und das anstehende Investitionskapital auf einem akzeptabel verzinsten Konto parken, bis die Finanzkrise überwunden ist. Dies ist sinnvoll solange die Verzinsung dort prozentuell höher ist, als die meiner Kredite, dreht sich das Verhältnis um, dann muss ich Kredittilgung in Erwägung ziehen.

Vorsatz 2: Glücklicherweise haben die weltweiten Zinssenkungen einen spürbaren Effekt bei meinen Fremdwährungskrediten. Ich möchte diese Erleichterung nutzen um jedes Monat ausreichend Mittel zu reservieren, damit sich die Zahlungen am Quartalsende ohne Magenkrämpfe ausgehen. Natürlich besteht nachwievor mein Vorsatz mit meinen Girokonten im Plus zu bleiben, auch wenn die easybank ohne nachzufragen mir einen Rahmen von 8000 Euro aufgedrängt hat.

Produktivität steigern

im letzten Quartal habe ich gesehen, dass er mir möglich ist bei überschaubarem Aufwand ein beträchtliches Einkommen über den Apple Appstore zu erzielen. Einerseits hatte ich wohl “Glück” bei der Auswahl der Themen, andererseits reicht das Geld von Apple bei weitem nicht aus, davon leben zu können. Ich mache mir auch ständig selbst Vorwürfe dafür, dass ich aktuell 3 unfertige Projekte habe und mich nie auf mein Hinterteil setze um sie abzuschliessen.

Lehre 3: Es geht, aber man muss etwas dafür tun.

Lehre 4: Wenn man nichts tut, dann ärgert man sich nachher über die verschwendete Zeit.

Vorsatz 3: Täglich ein bisschen “coden”. Zumindest eine halbe Stunde an produktiver Arbeit täglich sind nötig um den Programmier-Muskel fit zu halten. Hinzu kommt noch die Zeit, die ich im Zug sitze, diese möchte ich noch mehr für produktive Arbeit nutzen.

Vorsatz 4: Angefangene Projekte soweit fertigstellen, dass ich sie um mindestens einen Dollar Verkaufspreis in den Appstore stellen kann. Tolle zusätzliche Features kann ich immer noch in späteren Versionen hinzufügen, wenn ich sehe, dass die App gekauft wird. Kurz gesagt: mehr tun, das etwas bringt.

Bewußter leben

2008 habe ich mich selbst sicher viel zu sehr vernachlässigt. Hastiges und abgelenktes Essen, dazu Bewegungsmangel und schlechtes Sitzen führten zu häufigem Sodbrennen und Rückenschmerzen. Von der Gewichtszunahme ganz zu schweigen. Neuer Rekord letzte Woche: 75 Kilogramm bei 168 cm.

Lehre 5: Ab einem gewissen Alter kann man sich nicht mehr auf den Lorbeeren seiner Jugend oder “guter Gene” verlassen.

Lehre 6: Wenn ich mich weiter im Alltag treiben lasse, dann fürchte ich noch größere Probleme zu bekommen, die man dann vielleicht nicht mehr in den Griff bekommen kann.

Vorsatz 5: Ich möchte mich öfters bewusst auf den Moment konzentrieren. Wenn ich arbeite, dann will ich bei der Sache sein, fröhlich und freundlich. Wenn ich esse, dann als bewusste Pause von der Arbeit. Und auch als Nicht-Raucher für regelmäßige Arbeitspausen sorgen

Vorsatz 6: Mehr Bewegung, weniger aber höherwertiges Essen. Ich werde mir einen neuen Nike+ Sensor kaufen. Meinen alten habe ich verschmissen und mich so erfolgreich vor dem Laufen im Winter gedrückt. Das fange ich wieder an. Öfters mal die “In the Groove”-Tanzmatte auspacken und ein paar hundert Kalorien runtertanzen. Tanzen gehen. Radeln. Schwimmen.

Vorsatz 7: Für mehr geistige Entspannung sorgen. Öfters mal Yoga-Übungen machen und mit gezieltem Stretching meine körperliche und geistige Flexibilität steigern. Die Welt schaut jedenfalls etwas rosiger aus, immer wenn ich einen Kopfstand mache.

Make Love not War

Wenn es im eigenen Leben nicht ganz rund läuft, dann sucht man sich zwanghaft einen Sündenbock, den man dann für alle seine Probleme verantwortliche machen kann. Wenn man aber so wie ich nicht gerne über andere Leute schimpft, dann führt das zwangläufig dazu, dass man den Ärger gegen sich selbst richtet. Und beginnt sich selbst zu boykottieren.

Ich bin mir noch nicht im klaren, was besser ist: der stille Krieg im Inneren, oder ein emotionaler Ausbruch hier und da. Oder vielleicht die von Frauen bevorzugte Variante: darüber reden.

Die zweite Variante passive Aggressivität zu kompensieren ist über Macht-Spiele. Dabei ist es unerheblich ob man sich auf die Seite der Mächtigen oder die Seite der Opfer stellt, seelisch ist beides ungesund.

Lehre 7: Aggression bringt die Welt nicht weiter. Unterdrückte Aggression auch nicht. Und mich auch nicht.

Vorsatz 8: Keinen Krieg mehr mit anderen Menschen/Ländern führen, auch wenn diese ständig stänkern. Und vor allem auch nicht mir selbst. Es ist ok, darüber zu reden und das will ich öfters mal tun.

Vorsatz 9: Ich möchte die Augen offenhalten, wo ich mich als Opfer sehe, wo als Manipulator oder Täter. Wenn ich dies wo erkenne, dann will ich mir überlegen, wie ich aus so einem ungesunden Verhältnis aussteigen kann und es in etwas schönes für alle Beteiligten inspirierendes transformieren kann.

Mutig in die Zukunft gehen

Der Hochzeitstermin steht fest, wenn ich mich verheirate, damit wird für mich ein neuer Lebensabschnitt beginnen. Als Ehemann trage ich dann mehr Verantwortung als nur für mich alleine. Auch meine Partnerin und eventuell auftretende Kinder benötigen meine Aufmerksamkeit und Verantwortung.

Lehre 8: Wer sich selbst untreu ist oder andere zu verändern sucht, der wird längerfristig nicht zufrieden sein.

Lehre 9: Als Single ist man zwar frei zu tun, was man will, aber die wenigsten können dieses Freiheit auch wirklich leben. Man lässt sich stattdessen ständig mit Entertainment berieseln und treibt im Alltag. Meine langfristige Beziehung hat mich viel freier gemacht als ich es als Junggeselle je war.

Lehre 10: Die Liebe meiner
Partnerin hat mich gerettet. Und sie rettet mich tagtäglich erneut.

Vorsatz 10: Zu erforschen, welche Aspekte an mir jener liebenswerte Partner sind, den meine Verlobte in mir sieht. Die Erkenntnis, dass man doch gut genug ist, dass einen jemand heiraten will, ist sicher sehr heilsam für mich.

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