Die letzten Tage habe ich soviel unternommen, dass ich kaum mehr mit dem Schreiben nach kam. Aber vielleicht schreibe ich auch nicht so gerne über die sinnlosen Aktionen, die ich zeitweise liefere. Dabei sind es gerade diese Fehlschläge, aus denen man am meisten lernt.
Nach dem Rundflug über Los Angeles entdeckte ich in unmittelbarer Nähe das Hollywood Park Casino und weil mein erster Casino-Besuch in den USA so lukrativ verlaufen war dachte ich mir, ich könnte vermutlich die Stunden der Abend-Rushhour gemütlich am Poker-Tisch verbringen. Dieses Casino ist vom Klientel und Ambiente angenehmer als das Commerce Casino. Es brauchte einige Zeit, bis ich einen Platz auf einem Tisch bekam, bei dem sie meine Lieblingsvariante spielten: Texas Hold-Em, No Limit, $40 buy-in, $1 und $2 Blinds.
Binnen einer Stunde hatte ich die ersten 120 Dollar verspielt. Vermutlich Ungeduld, Panik, Gier, Größenwahn und andere niedere Emotionen verleiteten mich dazu alle möglichen schlechten Hände zu spielen und die Leute an diesem Tisch wollten einfach alles sehen (“all-Call-o-holics”). Ich kam mit nichts durch.
Als ein verzweifeltes “All-In” fehlschlug wollte ich erst gehen, aber ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass noch höchste Rushhour war. So organisierte ich mir noch mal 40 Dollar für einen Neueinstieg am selben Tisch und hatte vor mit diesem Geld besser hauszuhalten. Besonders fasziniert schaute ich einer Dame aus New Jersey zu, die einem zwielichtigen Latino einen Betrugsversuch nicht durchgehen ließ. Er hatte 100 einzelne Chips auf einen großen weißen gewechselt und eingesteckt gehabt. Dann ging er mit allen übrigen Chips “All-In”, es ist aber verboten Chips von Tisch zu nehmen oder dazu zugeben. Somit kassierte sie auf den weißen Chip und staubte so insgesamt über 300 Dollar ab. Ich finde Frauen sexy, die Männer in ihren Spielen besiegen können.
Ich freundete mich mit meinem Nachbarn, einem pummeligen Lehrer in Anzug an, der mich bereitwillig coachte und als mein Glücksbringer agierte. Mit einigen gut gespielten Händen stockte ich meine Chips auf über 340 Dollar auf und hätte dann eigentlich gehen müssen. Ich war erstmals der “Chip-Leader” bei einem Cash-Game, also der mit den meisten Chips am Tisch. Der Lehrer empfahl mich auch noch ein gutes Poker-Buch, das ich mir sicher kaufen werde. Aber die Gier ist ein Hund, obwohl ich im Plus war und eigentlich saumüde, spielte ich weiter, irgendwie auf noch größere Gewinne hoffend. Aber dann war es wieder wie am Anfang. Um ein Uhr verließ ich das Casino, nachdem ich nach und nach alle Chips wieder verloren hatte.
Die Lehre daraus ist sicherlich: Nicht gierig sein. Gegen Leute, die alles callen nicht aggressiv spielen und am wichtigsten: gehen, wenn man im Plus ist.