BMW F650GS, ein schnurrender Traum

In der Früh mußte ich nach einem Rückpendeln nach Wien zunächst einmal daheim vorbeischauen, denn ich brauchte mein Motorradgewand und einen Meldezettel. Dann ging ich auf die Bank um den restliche Geldbetrag zur Bezahlung meines neues Motorrads abzuheben. Doch es da gab es zunächst Schwierigkeiten.

Eine Überweisung, die ich letzten Donnerstag beauftragt hatte war noch nicht eingetroffen und die Betreuerin meines easybank Kontos würde erst um 14 Uhr kommen, hieß es. Das war mir zu spät und so verlangte ich jemanden anderen, der mir helfen könne. Nach einigem hin und her und weil ich sowieso in einer Woche mein Gehalt bekomme, schaltete die Vertretung dann einen höheren Überziehungsrahmen frei, so dass ich mit einem Packerl 500 Euro Scheine in die Arbeit fahren konnte. Diese Bankleute trauen einem überhaupt nicht über den Weg, auch wenn man absolut unbescholtener Kunde ist…

Ich hatte für 13 Uhr einen Termin mit meinem Versicherungsmakler ausgemacht, damit er die Provision für die Anmeldung in der BMW-eigenen Zulassungsstelle kassieren könne. Seine Zeit war etwas knapp bemessen, weil er um 14 Uhr nach langem Bemühen endlich einen Termin bei seinem Landeschef bekommen hatte. Da wurde er schon etwas nervös, als ich um 13:15 anrief, um meine Verspätung zu entschuldigen. Ich war im Job ganz in die Programmierung einer statistische Auswertung vertieft gewesen und schaute erst auf die Uhr, als ich Kohldampf bekam.

“Wie kann man so was vergessen …?” wunderte sich der Taxifahrer, der mich von der Börse zu BMW an der Heiligenstädter Strasse fuhr. Er war das dritte Taxi, das ich fragte, denn zwei Taxis vor ihm konnten keinen 500er wechseln und akzeptierten auch kein Visa. Um halb zwei kam ich schließlich an, knallte die Kohle auf den Tisch und ging in meiner Aufregung gleich mal pinkeln während mein Versicherungsmann sich um die Zulassung kümmerte.

Mein BMW-Verkäufer gab mir dann die Unterlagen, erklärte mir ein paar Sachen und fragte mich dann, wann ich in etwa die ersten 1000 km haben würde, weil dann das erste Einfahr-Service fällig ist. “Wahrscheinlich nächste Woche schon” grinste ich ihn an, “ich fahre nächstes Wochenende zu meiner Freundin auf’s Land und wir machen dort mindest noch eine Tagestour”. Wortlos cool schnappte der Verkäufer den Telefonhörer und machte mir zackig einen Termin aus.

Die ersten 50 Meter zur nächsten Tankstelle war ich noch leicht nervös, nachdem mir der Verkäufer das Bike aus dem Schaurraum rausgerollt hatte, mit den Worten “ich schieb’s raus, denn wenn es herinnen umfällt ist es mein Problem, draussen Ihres.” Aber sobald ich einige Meter gerollt war, war die Liebe auf den ersten Sitz besiegelt. Das Bike bringt zwar 50 Kilo mehr als meine Honda auf die Waage ist aber wesentlich agiler und wendiger. Dies ist wohl wegen der besonderen Konstruktion, die den Tank unter der Sitzbank angebracht hat. Dadurch liegt der Schwerpunkt niedriger und der Kipphebel ist kürzer. Kurzum, nach dem Volltanken von etwa 15 Litern Normalbenzin fuhr ich in die Arbeit, als wäre ich auf dem Bike zu Hause.

Nach der Arbeit fuhr ich kurz nach Hause, ich hätte eigentlich mit meinem alten Bike einen Freund treffen wollen, damit dieser es auf eBay stellt. Daraus wurde aber nichts, so entschloss ich mich spontan zu einer kleinen Tour mit meinem neuen Liebling. Ich wollte eine gute Foto Op haben und da fiel mich gleich die Wiener Höhenstrasse ein. Ich fuhr den Handelskai nach Klosterneuburg-Weidling, wo ich auf die berühmte wie berüchtigte Strasse auffuhr, die sich durch viele Kurven, größtenteils Kopfsteinpflaster und eine rigorose Geschwindigkeitsbegrenzung auszeichnet.

Aber für all das wird man mit viel Grün und einigen Stellen mit schönem Blick auf Wien entschädigt, beim Cobenzl entstand dieses Bild mit der Skyline von Wien im dunstigen Hintergrund.

Olivers_F650GS

Solange ich mein Bike noch einfahre soll ich nicht über gewisse Grenzen damit gehen. So fuhr ich die meiste Zeit zwischen 3000 und 4000 Touren, mein schwarzer Tiger schnurrte meist zufrieden vor sich hin, bei niedrigeren Drehzahlen zog sich das Triebwerk mit kräftigem Nageln, begleitet vom fröhlichem Zwitschern der Ventile voran.

Da das Gerät nur einen Zylinder (“Eintopf”) aufweist, merkt man unter seinem Gesätz die vibrierende Energie. Es zahlt sich hier sicher noch mehr als mit anderen Bikes eine gute Motorradbekleidung aus, um einen bequemen Po-Schluß sicherzustellen. Eine Jeans ist für Touren schon weniger geeignet, weil die Nähte mit der Zeit unangenehm zu Wetzen anfangen. Ich brachte es heute auf stolze 60 Kilometer bei besagtem Ausritt, da festigte sich mein Wunsch mir bald gescheite original BMW Motorradbekleidung anzuschaffen.

Vom Cobenzl ging es über Hernals und Gürtel wieder zurück nach Hause in Simmering, im Stop-und-Go Verkehr durch die Stadt glaubte ich teilweise ich hätte neben einer Griffheizung auch einen eingebauten Eier-Wärmer, weil kein Fahrtwind die entstehende Wärme abzuleiten vermochte. Dies kombiniert mit dem tollen Gefühl zwischen den Beinen haben schon jetzt meine Cochonnes im Volumen verdoppelt.

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