Was nehmen wenn nicht stehlen

Roland fragt: “Coole Tipps! Danke! Was würdest Du jetzt in so ein Portfolio geben? Welches Service würdest Du nehmen. Direktanlage.at oder brokerjet?”

Nun, lieber Roland, das hängt wohl ganz davon ab, was Du selbst für Erwartungen hast. Daher fällt es mir schwer da eine allgemeine Antwort zu geben. Ich kann Dir nur sagen, was meine eigene Investment-Philosophie ist. Ich habe selbst auch ein Konto bei Brokerjet, allerdings habe ich derzeit dort keine einzige Aktie, denn mein Portfolio liegt bei Raiffeisen, wo es zur Besicherung eines Kredites dient.

Das Gefährliche an Discount-Brokern ist, dass sich ein Hitzkopf wie ich, durch die geringen Kosten leicht zu mehr als einem Trade pro Jahr pro Papier verleiten läßt. Dann summieren sich die augenscheinlich kleinen Kosten gewaltig und obendrein muss man dann noch die Hälfte des Gewinns an die Steuer abliefern. Obendrein half es mir in der Verhandlung mit meiner Bank in der Vergangenheit stets, wenn sie mein fettes Depot “sehen können”. Da hat man einfach wesentlich mehr Spielraum.

Wer also von seiner Bank bevorzugt behandelt werden möchte, sollte auch sein Depot bei ihr haben. Wer sich glücklich schätzen kann keinen Kredit zu haben, für den ist es eigentlich relativ egal, welchen Broker er nimmt. Brokerjet ist eine Tochter der Erste Bank und sonst auch recht funktioniell und freundlich gestaltet, Direktanlage.at kenne ich nicht. Somit würde ich in solch einem Fall wohl Brokerjet empfehlen. Nettes Gimmick bei denen ist ein RSA Token, bei dem man statt einem Passwort ein kleines Ding hat, dass einem eine minütlich wechselnde Zahl anzeigt, damit ist das Depot unknackbar.

Mit höheren Gebühren steigt auch die Mindestmenge, die man pro Transaktion abwickeln sollte. Die Raiffeisen verlangt, glaube ich, etwa 1,1% vom Betrag als Börsengebühr und einen bestimmte Mindestgebühr. Ich habe mal ausgerechnet, dass ab etwa 4000 Euro die Mindestgebühr dem prozentuellen Betrag entsprechen. Daher kaufe ich Aktien nie in kleineren Paketen. Mag sein, dass diese Gebühren weit über denen der Discount-Broker liegen, aber wie oben beschrieben nehme ich dies in Kauf, weil ich im Gegenzug viel Wohlwollen meines Privatkundenbetreuers bekomme.

Roland, Du scheinst einer der besonders geschickten Leute zu sein, der jetzt tatsächlich Bares hat um den günstigen Einstiegszeitpunkt abzupassen. Unsereins hat all sein Kapital gebunden und harrt darauf, dass die Kurse wieder das Level vom letzten Oktober erreichen. Aber sagen wir, ich hätte eine größere Menge Geld zum investieren, dann würde ich mir die folgende zwei Fragen stellen:

Auf welchem Markt sehe ich mittelfristig die stabilste Erholung?

Österreich.

Welche Unternehmen in Österreich liefern Güter oder Dienstleistungen, die man immer braucht bzw. jetzt mehr denn je braucht?

Banken, weil die Leute trotzdem einen Geldfluss haben. Immobilien, weil man auch in Krisen wo wohnen muss. Versicherungen, weil gerade wenn Leute an schlechte Zeiten glauben, sie sich Sicherheit kaufen wollen. Energielieferanten, damit wir nicht frieren und weil dank des steigenden Ölpreises diese immer mehr verdienen. Kommunikationsunternehmen und Infrastruktur, bedingt, wenn sie profitabel sind.

Somit ist klar, dass ich im ATX auf Shopping Tour gehen würde. Meine Einkaufsliste, sortiert nach Präferenz:

  • Immofinanz
  • Erste Bank
  • Raiffeisen International
  • Vienna Insurance Group (Marktführer!)
  • OMV
  • Schöller-Bleckmann AG (Bohr-Ausrüster für Öl-Firmen)
  • Post
  • Telekom
  • Strabag SE

Plus, ausserhalb des ATX, mir aber sympatisch:

  • EVN
  • Semperit
  • Uniqua

Aus dieser Liste würde ich mir maximal 8 Titel checken und wie gesagt immer mindestens 4000 Euro. Aktien im ATX haben zusätzlich den Vorteil, dass sie auch vermehrt von Fonds eingekauft werden, was für einen zusätzlichen steten Aufwärtsdruck sorgt. Gute Aktien kaufen, und erst wieder in einem Jahr anschauen.

Der langen Rede kurzer Sinn sei allerdings, dass man es derzeit vermutlich wirklich relativ egal ist, in was man investiert, in einigen Jahren wird alles schön gestiegen sein. Jedenfalls hoffe ich, dass wir uns dann noch kennen, wenn Du dank meiner Tipps dann reich geworden bist.

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