Tschüss mit Ü

Vor einigen Monaten meldete ich mich bei allen Facebook Gruppen an, die irgendwie mit Singles in Wien zu haben könnten. Anfangs waren es 7, aber aus einer trat ich recht schnell aus, als sich herausstellte, dass diese Gruppe sich nur um die 3 Moderatoren scharte und jegliche Selbstdarstellung nur Hohn brachte. Die übrigen 6 Gruppen beobachtete ich über einen längeren Zeitraum, beschloss nun aber, aus den gewonnenen Erkenntnissen die Konsequenz zu ziehen.

Eigentlich ist es egal, in welcher Gruppe man sich anmeldet, der grundsätzliche Ablauf ist immer der, dass man sich erst mal kurz vorstellt. Frauen bekommen hunderte LIKEs, Männer fast keine. Die Frauen beschweren sich, dass die Männer immer nur das Eine wollen. Männer beschweren sich, dass Frauen immer nur Spielchen spielen.

Facebook Gruppen als Single Hölle

Aber wir geben ja nicht auf, wenn es in einer Gruppe nicht klappt, dann probiert man es in einer anderen. Man wiederholt seine Vorstellung immer wieder, in allen Gruppen. Die weniger Kreativen posten eine aktuelle Momentaufnahme. Wiederum bekommt man als Frau mit solch sinnlosen Postings Bewunderung, LIKEs und haufenweise eindeutige Angebote. Männer werden eher ignoriert, oder unken sich gegenseitig an. Kann ja nicht sein, dass ein anderer Konkurrent mehr Erfolg hat, als man selbst.

Ich produzierte mich selbst auf den diversen Gruppen, weil ich es anfangs für eine gute Übung hielt. Man muss ja als Single – so dachte ich – üben, sich gut zu vermarkten. Meine Resultate waren gleich null, auch wenn ich sicher in einer wesentlich höheren Liga spiele, als die sex-versessenen Prolos, die den Frauen in diesen Gruppen sonst den Spass verderben. Und wenn es nicht die Angebote für spontane Sex-Treffen sind, dann ist es die überaus mangelhafte Rechtschreibung.

Frauen können sich zumeist noch schriftlich artikulieren, wenngleich sie manchmal aus Faulheit im Slang schreiben. Bei Männer ist oft die tiefste Umgangssprache voller Rechtschreibfehler die einzige Kommunikationsform über die sie verfügen. So oder so machen sich die Mitglieder der Gruppen gegenseitig ihr Single-Dasein zur Hölle.

Endlose Auswahl an Single Gruppen

Facebook unterscheidet zwischen “Mitgliedschaft” und “Folgen” von Gruppen. Wenn man der Gruppe “folgt”, dann heisst das, alle neuen Postings in seine Neuigkeiten geliefert zu bekommen. Mitglied zu sein bedeutet, auch selbst schreiben zu können. Ich selbst war beides, mit dem Effekt, dass Facebook ständig auf allerlei Methoden bei mir bimmelte. Als ich dann schaute, das es Neues gab, war es eben nur ein sinnloser Beitrag in einer dieser Gruppen.

Die da waren:

Eigentlich will man ja nur von relevanten Postings seiner Freunde verständigt werden, aber diese gehen unter all dem Trubel in den Single-Gruppen dann unter. Und die obigen Gruppen sind längst noch nicht alle zur Verfügung stehenden Gruppen. Täglich sah ich neue Facebook Gruppen auftauchen, fast so als gäbe es eine Sucht: “bei der nächsten Single-Gruppe wird alles besser” und “vielleicht wissen mich die Leute auf dieser neuen Gruppe endlich zu schätzen”.

Alleine sein können

Als ich mit Jänner 2014 wieder Single wurde stürzte ich mich zunächst ins Online-Dating. Auf verschiedenen Wegen und Umwegen erreichte mich dann allerdings die Weisheit, dass man erst alleine sein können muss, bevor man den/die Richtige/n finden würde. Ich machte die Bekanntschaft einer Dame, die das toll drauf hatte. Ihr Geheimnis: ziemlich viel Sport und gute Freundschaften. Mit dem Ergebnis, das sie eine unerhörte Zufriedenheit ausstrahlte, von der ich mir am liebsten ein Scheibchen hätte abschneiden wollen.

Über einen Zeitraum von etwa 5 Monaten versuchte ich diesem Ideal näher zu kommen, indem ich versuchte regelmäßig Ausdauersport zu betreiben (insbesondere Schwimmen und Radfahren). Zu Beginn dieser Zeitspanne hatte ich oft das Gefühl etwas zu vermissen. Am Ende ertappte ich mich einige Male dabei, froh zu sein, dass ich jetzt nicht noch jemand anderen unterhalten müsste. Ich fühle, dass da ein Wandel in mir vorgegangen ist.

Ich fühle, dass ich bald sagen kann, dass es mir nichts ausmacht, mir mir selbst alleine zu sein. Wäre klasse, wenn bei mir der Durchbruch zur Single-Zufriedenheit so schnell gekommen wäre. Ich glaube es noch nicht so ganz, aber warum eigentlich nicht?

Ich habe auch schon ein paar Mal gemerkt, dass ich mich sorge, wie ich reagieren werde, wenn mich meine Zukünftige vorschlägt, dass ich zu ihr ziehen soll. Jetzt wo es mir so sehr in meiner Wohnung gefällt würde ich sie “nie wieder” aufgeben. Das sind so die Probleme die man haben will, denn zukünftige Probleme tun immer viel weniger weh, als gegenwärtige.

Facebook Gruppen adé

Einige Freunde meinten, dass meine Online-Aktivitäten ja doch nur Ausdruck meiner Einsamkeit wären. Das lasse ich mir überhaupt nicht gerne sagen, dass man angeblich merken würde, wie verzweifelt ich auf der Suche sei. Mein Love.at und mein Parship Konto sind schon bis nächstes Jahr bezahlt. Deshalb werde ich da jetzt noch gar nichts ändern. Anders ich der Sachverhalt bei Facebook: Dort kann man jederzeit gehen ohne kündigen zu müssen.

Ich habe lange Zeit die Hoffnung gehegt, dass aufgrund der Massen von Mitglieder in diesen Gruppen, schon rein aus Gründen der Statistik, hier eine zu mir passende Frau sich offenbaren würde. Aber da war ich falsch gewickelt. Deswegen habe ich mit der Suche im Internet vorerst einmal abgeschlossen. Nachdem ich diesen Post publiziert habe, melde ich mich von allen Single-Gruppen ab.

Es ist wesentlich sinnvoller seine wertvolle Zeit dem realen Leben zuzuwenden, bzw. in sich selbst zu investieren. Jede Minute die man auf Facebook-Single-Gruppen zubringt könnte man stattdessen Sport treiben oder sich darin üben mit wildfremden Personen ins Gespräch zu kommen.

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