Vaterschaft – die Zweite

Ich habe 2 Wochen nach Ankunft meiner ersten Tochter in einem Artikel erklärt, wie sie zu ihren Vornamen gekommen war. Jetzt dachte ich mir: 2 Jahre nach Ankunft meiner zweiten Tochter könnte ich das Gleiche auch für sie tun.

Ich muss gestehen, bei Nummer 2 habe ich mir viel weniger Gedanken gemacht, als bei Nummer 1. Aber dennoch, ein paar Ideen hatte ich hierzu dennoch.

Als es zur Namensfindung kam, war für mich Haupt-Kriterium für mich, dass der Name symmetrisch bzw. gleichberechtigt zu Elise steht. Also kurz genug um im täglichen Gebrauch keiner Abkürzung zu bedürfen, vertraut klingend, aber nicht häufig.

Bei der Ahnenforschung war mir dann der zweite Vorname meiner Schweizer Großmutter mütterlicherseits ins Auge gestochen, sie hiess Henriette Erika Pasching (geb. Wälti 1915 in Hermrigen). Und das passte genau auf diese Kriterien! Zusätzlich hatten sie die amüsante Gemeinsamkeit, beide mit E anzufangen und beide genau 5 Buchstaben zu haben. Und Elise kommt in einer alphabetischen Sortierung vor Erika.

Schweiz/Deutsch

Der Name Erika war von 1910 bis 1945 im deutschen Sprachraum besonders populär gewesen, vielleicht ein Hinweis darauf, dass die Mutter von Henriette, meine Urgroßmutter, Elisabeth Hertha Wälti (geb. Niemczyk 1888 in Leipzig) aus Deutschland stammte. Sie war als junger Teenager mit ihren Eltern aus Deutschland nach Zürich übersiedelt. Übrigens: Elise ist eine Kurz-Variante von Elisabeth.

Ich dachte lange Zeit, dass ich selbst zur Hälfte Schweizer wäre, von meiner Mutter, und zur Hälfte Waldviertler, von meinem Vater. Doch die Rückverfolgung meiner Ahnen zeigte mir, dass diese Annahme falsch war, weil meine Mutter keine reine Schweizerin war.

Mein Großvater war Österreicher und bei meiner Großmutter Henriette auch nur der Vater Ernst Wälti (geb. 1881 in Mörigen) aus der Schweiz stammte. Und wenn man es genau nimmt, haben die Gene meines Vaters auch nicht Österreich als Ursprung, sondern Böhmen – der heutigen Tschechischen Republik. Ich habe also 1/8 Schweiz, 1/8 Deutschland, 1/4 Österreich und 1/4 Böhmen im Blut. Elise und Erika davon die Hälfte plus die andere Hälfte Slowakisch.

Auch der Erika ward ein Lied gewidmet, ich musste laut lachen als ich das das erste Mal hörte. Es ist ein von der deutschen Wehrmacht genütztes Marschlied, dass scheint’s manchmal in Zusammenhang mit Nazi-Gedankenmist gebracht wurde.

Der Text geht so:

“In der Heimat wohnt ein blondes Madeleines und das heißt: Erika.
Dieses Mädel ist mein treues Schätzelei und mein Glück, Erika.
Wenn das Heidekraut rot-lila blüht, singe ich zum Groß ihr dieses Lied.
Auf der Heide blüht ein kleines Blümelein und das heißt: Erika”

Nun, blond ist meine Erika nicht. Aber hier gibt es auch einen Hinweis auf ein Blümelein namens Erika. Tatsächlich gibt es eine ganz Art von Heidekraut mit diesem Namen. Dieser Name “Erica” stammt hier von griechisch ereike ab, was ‚Heide‘ bedeutet. Es gibt hier eine Vielzahl Unterarten, mit rot-lila Blühten, wie es das Lied beschreibt.

Ich entdecke hier eine weitere Gemeinsamkeit mit ihrer Schwester. Elise’s zweiter Vornahme Florence heisst auch “die Blühende”.

Eine Allein-Herrscherin

Wir sind oft in der nahen Slowakei, nicht zuletzt weil meine Schwiegereltern dort wohnen. Und deswegen ist es auch gut, dass Erika auch dort einfach zu gebrauchen ist. Trotz alledem stammt der Name aber Skandinavien.

Der Menschen-Vorname Erika ist die weibliche Form von Erik und Wikipedia erklärt seine Bedeutung so:

Der Name stammt vom skandinavischen Namen Eiríkr oder Airikr ab. Dessen Vorderglied geht auf altnordisch ain, æn ‚einzig, allein, einsam‘ zurück, das Grundwort ríkr bedeutet ‚mächtig, groß‘ beziehungsweise substantiviert ‚Fürst, Herrscher‘. Der Name bedeutet also ‚der Alleinherrschende‘

Also im Prinzip “Königin”. Wenngleich meine Partnerin sie heutzutage eher als Terroristin bezeichnet, so oft wie sie mit ihren zwei Jahren in der Nacht immer noch nach der Milchflasche verlangt.

Wir können von Glück reden, dass unsere Mädels eigentlich doch recht pflegeleicht sind. Gottlob hält sich deren Herrschaft über uns in ertragbaren Grenzen.

Die gute Feh

Auch Erika sollte einen zweiten Vornamen geschenkt bekommen. Früher hatten zweite Vornahmen meist die Funktion einen Taufpaten oder Vorfahren besonders zu ehren.

Ich sehe zweite Vornahmen heute so wie die Geschenke die die guten Feen dem Dornröschen zur Geburt bringen. Es ist quasi ein geheimer Wunsch für die Zukunft dieses Wesens. “Geheim” deswegen, weil wir die zweiten Vornahmen in der Praxis kaum verwenden.

Der Wunsch für Elise war, dass sie gedeihen und aufblühen soll: Florence. Der Wunsch für Erika ist, dass sie in ihrem zukünftigen Leben immer über alle Widrigkeiten siegen soll: Viktoria.

Und hier ist eine weitere Querverbindung versteckt, zu einer weiteren Königin: Queen Victoria war jene Monarchin die länger als alle ihre Vorgänger das United Kingdom regierte. Einzig die heutige Queen Elizabeth II regiert mittlerweile um 5 Jahre länger als sie. Und da haben wir wieder eine Elise…

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