Einen "Karl" hat er sich gemacht

T minus 14 Tage 13 Stunden 50 Minuten

 

Für den Transport meiner elektronischen und sonstigen Wertgegenstände in die USA war der Kauf eines nutzbringenden Behältnisses angesagt. Gestern konnte ich mich vor Ladenschluß nicht spontan entscheiden, so dass ich einen Samsonite-Katalog mitnahm. Da steht bei jedem Teil mit Laptop-Fach die Innengröße dabei, so dass ich nach dem Ausscheidungsverfahren schließlich bei einer drastisch reduzierten Endauswahl angelangte. Heute entschied ich mich dann für einen jugendlichen Samsonite Rucksack, der keine Wünsche offen lässt und vor allem ein Laptop-Fach hat, das exakt zu meinem C302 paßt. Die Entscheidung fiel deswegen auf einen Rucksack, weil diese auch auf den Flügen in Florida mein Begleiter sein kann und die üblichen Laptop- oder Bordtaschen immer unbequemer zu tragen sind. Weitere Features sind: Platz für Trinkflaschen, Handy, Schlüssel, Schreibzeug, ganz außen ein kleines Fach für Reisedokumente, Öffnung zur Kabel-Durchführung von Kopfhörern, gepolsterte Träger und fester Tragegriff. Optisch ansprechend gestaltet, dennoch dezent in anthrazit/hellgrau mit Reflektierenden Applikationen. Zusammen mit Laptop wiegt dies 3,9 kg so dass ich noch 2,1 kg zum British Airways Bordgepäck-Limit von 6 kg habe. Mit Videokamera, Fotoapparat, Handy, Geldbörse und Lesematerial schaffe ich dieses Limit vielleicht sogar einzuhalten.

 

Im selben Aufwasch habe ich zwei weitere Weihnachtsgeschenke organisiert, so dass die Collection nun beinahe komplett ist. Und dann war endlich mein zweites Maßhemd war abzuholen, auch dieses ist ein wahres Meisterstück geworden. Trotz dieses Missgeschicks kann ich Stoffwerk nur empfehlen.

 

Ich lernte einen Tschechen namens Karl kennen, der auf der Herrengasse um Geld und Bleibe bettelt. Den habe ich kurzerhand zu McDonalds eingeladen um mir seine Geschichte anzuhören. Er ist mit seiner Freundin aus Tschechien vor dem Kommunismus nach Deutschland geflüchtet, wo diese Dame ihn aber gelinkt hat. Die hat sich einen spanischen Lover geangelt und weil nur sie im Mietvertrag unterschrieben hatte, verlor Karl somit seine Bleibe. Er sagt, sein Fehler war, dass er dann wieder zurück in die Tschechei ging, er hätte in Deutschland beleiben sollen, denn in der Tschechei wollte man ihn wieder versauern lassen. Seit er in Deutschland einen Arbeitsunfall hatte und ihm von dort eine Rente gebührt kämpft er, dass er diese bekommt und die tschechischen Behörden hätten dies bisher boykottiert. Glücklicherweise gibt es ein zwischenstaatliches Abkommen zwischen Österreich und Deutschland, so dass er demnächst diese Rente in Österreich beziehen kann. Karl ist ein schlauer Mann so um die 50, der seit einem Jahr keine staatliche Unterstützung und kein Einkommen hat. Er ist dieses Problem bewundernswert intelligent angegangen. Sofort, als die EU-Öffnung passierte, ist er aus der Tschechei nach Wien gefahren. Er hat herausgefunden, dass er mit 2-3 Stunden betteln jeden Tag etwa 10 EUR zusammenbekommt, die er wie folgt rationiert: 5 EUR für Essen, 1 EUR für ein Bett in einem kasernenähnlichen Haus, 1,5 EUR für die Monatskarte und den Rest spart er immer auf, was er so zum Überleben braucht wie z.B. Schuhe. Dieses Essen beinhaltet Müsli, etwas Grapefruit, Weichkäse, Wurst, Brot und etwas Rotwein. Trinken tut er hauptsächlich das kostenlos verfügbare Wiener Hochquellenleitungswasser, von dem er zufällig entdeckte, wie gut es ist. Er sagt, dass er dadurch gesünder ist, als vor einem Jahr und so gut seine Kraft behalten kann. Er hatte Rückenschmerzen und ein Magenproblem, die er dadurch in den Griff bekam. Seit Ziel ist, sobald er die Unfall-Rente von einigen hundert Euro bekommt sich eine Wohnung zu mieten und dann als Selbständiger zu arbeiten. Denn dies ist eine Ausnahme von der Arbeitsmarktzugangsbeschränkung, die der Tschechei zum EU-Beitritt aufgebürdet wurde. Er kann gut Deutsch und Russisch und möchte versuchen für Firmen mit Ambitionen im Osten tätig zu werden. Auch möchte er seine Geschichte an eine Zeitung verkaufen, denn er hat einiges erlebt, weil seiner Aussage nach der tschechische Staatssicherheitsdienst aus Zeiten des Kommunismus noch weiterhin versucht, ihn zu kassieren. Vielleicht werden wir im April wieder Kontakt haben, wenn ich aus USA zurück bin. Ich habe ihm noch einen grünen Geldschein als Weihnachtsgeschenk mitgegeben, das hat ihm auch die Sprache verschlagen.

 

Zum Abschluss lasse ich mich jetzt noch von Aaron (kennenglernt bei Starbucks) daheim mit Shiatsu behandeln, ich glaube, dass habe ich mir heute verdient.

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