Willkommen auf der anderen Seite von Silvester. Pünktlich zum Jahresstart versagt mein Primär-PC mir den Dienst und will mir dadurch rücksichtslos mitteilen, dass die Zeit für seine Pensionierung gekommen ist. “Vielleicht von der kommenden Steuerrückzahlung” versichere ich ihm, hoffe aber insgeheim, dass er mir doch noch die Chance gibt, meine angesammelten Dokumente, E-Mails, Fotos und Songs auf seinen Nachfolger zu übertragen. Unser Jahreswechsel war schön entspannt. Zu Viert waren wir im luxuriösesten japanischen Restaurant Wiens Yugetsu, aßen unglaubliche Speisen bis zum Umfallen und tranken eine große Flasche Sake. Dergestalt gestärkt mieden wir die “War Zone” Kärtnerstrasse und gingen via Heldenplatz zum Rathausplatz. Dort war genauso Bomben-Stimmung, nur hatten wir hier mehr Platz den Böller-Attentätern auszuweichen. So standen wir vor dem Burgtheater zwischen Zuschauern aller Nationen während sich die letzten Sekunden des alten Jahres verflüchtigten. Und dann war plötzlich Null Uhr, wir fehlte der obligatorische Countdown. Na gut, Freunde umarmt. Happy New Year! Eigentlich hatte ich ja vor, alles anwesende weibliche abzubusseln, aber wo anfangen … soviele Leute. Und für die meisten Gesichter war ich längst nicht betrunken genug. Symbolisch für die gesamte Welt quatschte ich zwei neben uns stehende junge deutsche Touristinnen an, half ihnen bei einem Foto von sich und küsste sie postwendend. Als Ortskundiger navigierte ich die zwei Hübschen zur Ö3-Disco, wo wir uns bei einem Punsch-Stand noch einige Zeit nett unterhielten und sie sich unter anderem beklagten, dass so viele Grabscher unterwegs wären. Am schlimmsten seien die Italiener. Aha. Ich übergab meine Karte und sprach eine Einladung zum heutigen Neujahrsrodeln am Semmering aus. Dann ließ ich die zwei tanzend zurück und begab mich über den Graben zu den Ruinen des Festes am Stephansplatz. Da ging ich an einem Punschstand vorbei und eine Blondine mit glasigen Augen erfaßte mich als Ziel, als wäre sie ein lebende Lenkrakete. Ich hatte keine Ausweichmöglichkeit, keinen Ausweichwillen und so explodierte ihr Schmatz in meinem Gesicht. Happy New Year! Die Kälte hatte schon begonnen sich durch meine Gore-Tex-Schuhe zu fressen, so war ich froh um 2 Uhr dann in der U-Bahn nach Hause zu sitzen. Mission accomplished.