Jeder Mensch kann etwas oder weiß etwas, das in der freien Marktwirtschaft Geld wert ist. Und ich rede hier nicht (nur) vom ältesten Gewerbe der Welt. Leider liegen diese Fähigkeiten oft brach oder es ist einem peinlich für die eigenen Dienstleistungen oder Produkte ein Geld einzufordern, am meisten Hemmungen hat man Freunde um Bezahlung zu bitten.
Das zweite Hauptproblem ist, dass private Dienstleistungen kriminalisiert werden, da braucht’s nicht viel und schon ist man Sozialabgaben-Hinterzieher. Andererseits ist die Einstiegshürde zu tatsächlicher selbständiger Tätigkeit ziemlich hoch, denn die Mindest-Beiträge zur Sozialversicherung müssen dann auch erst einmal verdient werden. Natürlich soll ausbeuterischer Schwarz-Arbeit ein Riegel vorgeschoben werden, aber wenn sich einzelne Individuen auf ihren Marktwert besinnen und tätig werden, dann sollte sich der Vater Staat heraushalten. Mein Lösung, wäre ich Staatsoberhaupt, wäre, die Mindestbeiträge abzuschaffen und auch von Kleinst-Einkommen einen prozentuellen Anteil zu verlangen. Das wären dann vielleicht nur ein paar Cent bei den allerkleinsten Bezahlungen, aber Kleinvieh macht viel Mist und ich denke, dass dadurch der Sozialversicherung sogar im End-Effekt mehr Mittel zur Verfügung stehen würden. Ja, auch hier würde es Missbrauch geben, er wäre aber viel weniger interessant, wenn ich so günstig zu (zusätzlichen) Beschäftigungszeiten und Versicherungsschutz käme.
Gleichzeitig könnte man eine Ungerechtigkeit bereinigen, die unser aktuelles System hat. Wenn ich mich jetzt arbeitslos melden würde, bekäme ich ein halbes Jahr lang monatlich 1300 EUR geschenkt. Das durchschnittliche Nettoeinkommen in Österreich beträgt ca.1600 EUR ( brutto 2000 EUR). Es zählt – schwarz oder weiß – einzig, ob ich angestellt bin oder nicht. Erst für die Notstandshilfe wird anderes Einkommen herangezogen. Da gab’s allerdings auch mal die Geschichte von dem Millionär, der mit dem Privatjet in Wien landete um Notstandshilfe zu beantragen und diese auch bekam, weil er kein Einkommen in Österreich hatte. Das Arbeitsmarkt-Service bietet zwar schon Unterstützung an, will man eine eigene Firma gründen, aber uns fehlt ein Spektrum zwischen “gar nicht angestellt” und “mehr als geringfügig angestellt”. Diesen Mangel hat man mit einer Zuverdienstgrenze und geringfügiger Beschäftigung “provisorisch behoben”, aber das Problem besteht weiterhin: es ist viel attraktiver dazuzuverdienen und trotzdem “Arbeitslose” zu kassieren, als sich für seine Dienstleistungen Abnehmer zu suchen und damit mehr zu verdienen, als einem geschenkt wird.
Bei meinem Urlaub 2004 in Tunesien habe ich erfahren, dass es dort keine Arbeitslosenunterstützung gibt. Jeder arbeitet oder wird von seiner Familie unterstützt. Einzig die Religion schreibt vor, jährlich 5% der Einnahmen an die Armen zu spenden. Funktioniert Tunesien? Offenbar. Das Einkommensspektrum fängt dort bei den Leuten an, die am Strand Handel betreiben. Ein typischer österreichischer Arbeitsloser würde sich dafür genieren und sich auf seine “Würde” berufen, weil so ein Job “unter seinem Niveau” liegt.
Keine Tätigkeit ist unwichtig! Denn je weiter eine Tätigkeit “unter meinem Niveau” liegt umso lieber zahle ich dafür, dass ein anderer sie macht!
Ich selbst hasse das Bügeln und entsprechend zerknautscht kam ich meistens daher. Aber ich habe jetzt eine gute Seele gefunden, die das gerne für mich macht, für 8 EUR die Stunde. Gestern Premiere, war das vermutlich nicht das letzte Mal. Genauso wenig mag ich Putzen und Aufräumen, kein Problem, privates Reinigungspersonal kommt wöchentlich. Und einige Male habe ich auch bereits mich privat Shiatsu behandeln lassen.
Ich würde zum Beispiel meiner Ehefrau auf jeden Fall auch ein Gehalt zahlen, wenn sie mich beruflich unterstützt oder auch mir unangenehme Tätigkeiten abnimmt (z.B. Haushalt). Das ist fair, denn das ist viel wert und obendrein hat die Frau dadurch ein Einkommen, Versicherungsschutz und Pensionszeiten.
Wie findet man jetzt den Übergang von privater Gefälligkeit zu bezahlter Dienstleistung?
Ganz einfach, man sagt, dass die Tätigkeit ein Geld wert ist und gibt am besten einen Vergleich mit einem öffentlichen Dienstleister. Wenn man dann zu viel Nachfrage hat, dann kann man diese darüber steuern, dass man kontinuierlich mehr verlangt, bis man auf einem angenehmen Level angekommen ist.
Mein Ziel ist in meinem Umfeld das Bewusstsein zu fördern, dass jeder seine Fähigkeiten feilbietet, denn in vernetzten Zeiten wie diesen ist es nur eine Frage von ein paar E-Mails und schon kann sich jemand etwas dazuverdienen. Daher überlege Dir als Hausaufgabe Antworten auf folgende Fragen:
- Was kann ich mit dem ich schon einmal jemandem geholfen habe?
- Was für Probleme hat mein Umfeld für die ich eine Lösung weiß?
- Was sind Dienstleistungen, die mein Umfeld nützt, die ich genauso gut anbieten könnte?
- Was mache ich wirklich gerne und habe bisher noch kein Geld dafür bezahlt bekommen?
- Gibt es etwas, wo meine Bekannten mir sagen, dass ich das gut kann?
- Was ist mir wichtiger: Dass alle mich mögen, weil ich so hilfreich bin. Oder dass ich einen Lohn für meine Mühen erhalte?
Sage mir, was Du kannst und ich finde Dir in kürzester Zeit einen dankbaren privaten Kunden.