Neil Strauss (“Style”) machte an der letzten Station seiner Promotion-Tour durch Europa in Wien halt, um dort die deutsche Version seines Buches “Die perfekte Masche” (Original: “The Game”) vorzustellen.
Ein relativ junges Publikum hatte sich im Buch-Geschäft Morawa eingefunden und harrte gespannt auf den Star. Dieser wurde anmoderiert und kam eine seitliche Treppe herunter. Mit der Bemerkung, dass er sich durch die Treppe wie in “Vom Winde verweht” fühlte hatte er schon die ersten Lacher auf seiner Seite.
Mehr Sympatie erntete er, indem er uns ein Gedicht vorlas, das er selbst mit 11 Jahren geschrieben hatte, es drehte sich um Frustgedanken zum Thema Frauen. Er wollte eigentlich von den “3 schlechtesten Aufreissern” erzählen um die Stimmung weiter aufzulockern, aber leider war Beispiel Nummer 2 im Publikum, ein Besucher, der aus Osteuropa angereist war, der sehr sauer reagierte, dass Neil ihn als einen der 3 schlechtesten Beispiele nützten wollte.
Dies warf Neil etwas aus der Bahn, er versuchte die Stimmung wieder zu retten indem er zwei seiner eigenen peinlichen Fragen aus einem Internet-Forum vorlas. Von diesem Punkt an, wurde Neil seine Nervosität nicht mehr los, er behielt zwar seine Showmanship, aber seine Hände zitterten und er blickete sehr häufig auf seine Finger.
Ein Moderator stellte dann Neil mehrere Fragen, die Neil exzellent beantwortete, so zum Beispiel, ob die Community nicht einer Sekte gleich käme. Neil meinte, das Problem wäre, wenn zu junge und unreife Leute in die Community kommen und sich dann selbst in einen Clon eines der Stars verwandeln. Er betonte mehrfach, dass es im “Game” nicht darum geht, konservierte Sprüche auswendig wiederzugeben, sondern Routinen als Hilfsmittel einzusetzen, damit man durch Erfolge selbstbewußter wird. Damit man im Endeffekt nicht nur man selbst wäre, sondern das best-mögliche Selbst.
Neil sagte, dass er gedachte hätte, dass mit dem Meistern der Aufrisskunst die Arbeit erledigt wäre. Aber er habe festgestellt, dass Beziehungen noch viel mehr Arbeit benötigten als ihre Anbahnung. Wenn wir Beziehungs-Meister kennen, dann sollen wir sie ihm empfehlen.
Nach den einfachen Fragen des Moderators hatte ich die Gelegenheit stellvertretend für das Publikum die interessantesten Fragen zu stellen.
Was ist die Geschichte mit Robbie Williams?
Souverän erklärte Neil, das das eine blöde und unwahre Geschichte sei, die nur durch die Medien aufgebauscht worden wäre. Aber wenn seine Freundin Lisa Leverage (Gitarristin in der Band von Courtney Love) ihn verlassen würde, dann wäre es ihm eine Ehre, sie an Robbie Williams zu verlieren.
Kommt wirklich eine Verfilmung des Buches?
Ja, die Option für den Film wäre bereits verkauft gewesen, lange bevor das originale Buch fertig war. Neil dürfte nicht oder noch nicht im kreativen Prozess für den Film beteiligt sein. Auch er hoffe, dass Tom Cruise im Film sich selbst spielen würde. Wer ihn spiele hätte er auch keine Ahnung, aber er meinte, dass es vermutlich schwierig werden würde einen passenden Schauspieler zu finden, der klein und stacksig wäre und eine Stoppelglatze hätte. Aber großes Gelächter erntete sein Vorschlag, Woody Allen als “Vorher” und Vin Diesel als “Nachher” zu casten.
Er hat sich aus dem Seminarwesen zurückgezogen, wie schaut seine Zukunft aus?
Neil betonte, dass seine Mission von Anfang an nur war, die Community kennenzulernen, damit er “The Game” schreiben kann, denn Schriftstellerei wäre seine wahre Erfüllung. Er hatte seine Verwandlung in den Aufriß-Künstler “Style” bis zuletzt vor seinen damaligen Freunden geheim gehalten, weil er fürchtete, sie würden versuchen, ihm das wieder auszureden. Er hatte gedacht, dass das Thema Aufriß für ihn mit dem Buch und seiner fixen Freundin Lisa erledigt wäre, aber er hätte sich offensichtlich getäuscht, weil er zu einer Art Kultfigur geworden war. Er arbeitet jetzt gerade daran seine alten Freunde aus der Zeit vor “Style” wieder in sein Leben zu integrieren. Er habe konkret keine Idee, wie es jetzt unmittelbar weiter geht. Wörtlich sagte er “ich bin einfach nur verwirrt.”
Im Publik war öfters ein Raunen zu vernehmen, “Ist Lisa da?”. Und dann war sie es auch plötzlich, saß sogar in der ersten Reihe Mitte. Unübersehbar, einen Kopf größer als Neil und eine Walküre von einer Frau. Selbstbewußt mit einer riesigen hellblonden Mähne. Als Neil mit ihr Hand-in-Hand die Treppen zum Wartebereich raufging, machte ein Reporter ein Foto von hinten, worauf Lisa sofort extrem scharf reagierte. “Ich will kein Foto von uns zusammen!” Dann ist sie die Treppen wieder runtergekommen und hat dem verdutzten Fotografen gezwungen, ihr zu zeigen, wie er das Foto löscht. Scheinbar gefällt den zweien schon, dass das Gerücht mit Robbie weiterhin im Umlauf bleibt, denn im selben Atemzug mit seinem Namen genannt zu werden ist durchaus medienwirksam.
Wenige Minuten später formierte sich eine Schlange von Fans, die neue deutsche Ausgaben, ihre englischen Bücher und auch einfache Einladungskarten signieren liessen. Dabei nahm sich Neil für jeden einzelnen Zeit und bewies wieder, dass er einfach ein irre netter Kerl ist. Er fand es auch richtig schade, weil ich nicht zur After-Party im Le Meridien kommen konnte. Ich hatte aber alle meine Fragen beantwortet bekommen und machte mich stattdessen auf den Weg zum Schmelz-Ball, nachdem wir uns beinahe wie alte Kumpels von einander verabschiedet hatten.