Das Bewußtsein von Tieren

Die Tierrechtsaktivisten vom Verein gegen Tierfabriken machen dieser Tage Schlagzeilen, weil sich nackte Aktivistinnen bei ihrer jüngsten Aktion in übergroße Fleisch-Tassen mit Zellophan verpacken lassen. Sie wollen damit den Denkanstoß geben, dass Körperteile von Tieren und Menschen sich eigentlich kaum unterscheiden. Finde ich eine mutige Aktion, wesentlich kreativer als lautstark zu demonstrieren.

Ich bin selbst Vegetarier, seit ich nach der Lektüre des Buches Fit for Life vor 14 Jahren zu Hause verkündete, ich würde kein Fleisch mehr essen. Allerdings hat mir das Missionieren von Fleischessern damals keine Freunde gemacht, weshalb ich wieder damit aufhörte. Vielleicht wäre es anders gelaufen, hätte ich frühzeitig eine Vegetarier-Organisation kennen gelernt und mich denen angeschlossen. Der Effekt wäre dem einer Sekte gleichgekommen: man verliert seinen normalen Freunde, weil die einen “nicht verstehen”, fühlt sich aber in der Clique so wohl, dass man keinen Kontakt zu Menschen außerhalb benötigt. Ein Effekt, den auch manche radikalen Gruppierungen nützen, um ihre Mitglieder an sich zu binden. Ich hatte immer Angst unwiderruflich in irgendwas hinein zugeraten und so lernte für mich alleine Vegetarier zu sein.

Aber manchmal siegt die Neugier und so lernte ich heute ein Paar Leute vom VGT bei einem Vortrag kennen. Bitte mich nicht falsch zu verstehen, das scheinen – bis auf ein paar Ausnahmen *fg*  – ganz normale junge Leute zu sein.

Der Buchautor DDr. Martin Balluch referierte heute aus einer Vortragsreihe die sein Buch “Die Kontinuität von Bewusstsein” behandelt. Dieses befasst sich insbesondere mit Tier-Rechten, Bewusstsein bei Tieren und das Verhältnis von Mensch und Tier. Beim heutigen Event behandelte er die Frage, ob Sprache eine zwingende Voraussetzung für Bewusstsein sei, oder ob Bewusstsein auch ohne Sprache existieren könne. Er vertritt den zweiteren Standpunkt und für mich war es auch nie eine Frage, dass Tiere bewusst erleben, was mit ihnen passiert. Deswegen war umso überraschender für mich, dass es tatsächlich Philosophen gibt, die es zu ihrer Lebensaufgabe gemacht haben, Tieren jegliches Bewusstsein abzusprechen, rein auf der Basis der Annahme, dass Tiere keine Sprache haben.

Balluch führte eine Vielzahl an Beispielen aus der Sprachforschung auf, die deutliche Hinweise lieferten, dass manche höher-entwickelte Tiere sehr wohl fähig sind, menschliche Sprach-Begriffe zu erlernen und intelligent zu schlussfolgern. Zum Beispiel Affen, die die Gebärden-Sprache erlernten. Für meinen Geschmack fehlten einige Punkte in der Argumentation des Autors, so vermischte er bedenkenlos die Begriffe Bewusstsein, Gefühl und Seele und ging nicht darauf ein, dass es neben Sprache noch individuell unterschiedliche Repräsentationen von Begriffen in unserem Denken gibt. Im Endeffekt konnte er dennoch die Kernaussage seines Vortrages gut und sympathisch rüberbringen und einige interessante Denkanstöße liefern.

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