Wie ich erwartet hatte, stand ich beim Wiener Landesfinale zur Karaoke WM chancenlos einer stimmgewaltigen Übermacht gegenüber. Ich war deshalb auch auf schlechte Noten der Jury vorbereitet, weil ich rein aus Sportsgeist und zum Vergnügen mitmachte. Aber die grund-dämlichen Äußerungen eines besonders profilierungsneurotischen Jury-Mitgliedes trafen mich doch etwas unerwartet:
“Es gibt viele schöne Berufe. Aber Sänger ist keiner für Dich.” (18 Punkte von 40 für Westlife, “You Raise Me Up”)
“Ich war einer derer, die die ersten alten Navigationssysteme hatten. Dabei habe ich eines gelernt: manchmal ist auch der falsche Weg der richtige.” (17 Punkte von 40 für Frank Sinatra, “My Way”)
Während wir noch immer über die philosophische Bedeutung des zweiten Satzes rätselten, machten die folgenden Geschehnisse klar, worum es eigentlich wirklich ging: Titten! Ganz eindeutig wurden Sängerinnen bevorzugt und die schleimenden Kommentare der Jury sprachen eine deutliche Sprache. Der Moderator brachte es am Ende deutlich auf den Punkt: “Kaum ist die Freundin gekommen, ist er ruhig. Da darf er nimmer.”
Als deutlichen Erfolg verbuchte ich die vielen lieben Kommentare meiner mitgebrachten Freunde und auch den großen Applaus für meine Lieder, der sich gewaltig gut anfühlte. Einer der Zuschauer sagte mir, ich wäre sein wirklicher Held. Geht runter wie Honig. Obendrein habe genau die Platzierung erreicht, mit der ich gerechnet hatte: den letzten Platz. Ich nahm es mit einem Grinsen.
Ok, werde ich halt doch nicht hauptberuflicher Sänger. So ein Trottel, ein bleder. Als ob ich so etwas vorgehabt hätte…