Zwei der drei schwarzen Leder-Sofas, die mir CP erfolgreich verkauft hatte, gingen nach Salzburg. Weil es dem neue Besitzer wert war, für den Transport 150 EUR zu bezahlen, entschlossen wir uns kurzerhand diesen selbst durchzuführen und uns bei der Gelegenheit Salzburg anzusehen. Bei AVK mietete ich einen Anhänger mit Plane, in dem wir die Sofas stapelten und verzurrten.
Als wir dreieinhalb Stunden später beim Käufer eintrafen, begrüßte dieser uns mit Luft Sprüngen, die “hühüpf” Flip aus der Biene Maja alle Ehre gemacht hätten. Dabei klatschte er immer wieder in die Hände und rief “super!”. Erst irritierte mich diese überschwängliche Freude, aber dann entdeckte ich, dass er aus Ungarn stammt und dann war mir klar, dass dies halt sein feuriges Temperament ist. Ich muss mal wieder nach Ungarn …
Wir trugen ihm die Sofas noch ins Wohnzimmer und “entsorgten” gleich noch die beiden alten, die er zuvor gehabt hatte. Soll heißen, wir packten sie in den Anhänger und nahmen sie mit, weil so sich der liebe Mensch nicht mehr um sie kümmern muss und CP dafür wahrscheinlich noch etwas Geld auf eBay lukrieren kann. Die haben vor 2 Jahren 170 EUR gekostet und können zu einem Bett ausgezogen werden. Im schlimmsten Fall kann CP sie einfach wegwerfen.
Unser ungarischer Freund zeigte uns dann sein Hobby im ersten Stock und uns klappte die Kinnlade herunter, als wir dort in einem kleinen Zimmer eine Kirchen-Orgel sahen. Schaute so aus, hörte sich so an, aber war in Wirklichkeit digital. Der gute Mann hat nämlich zwei Salzburger Experten zusammengebracht, damit diese in inniger Zusammenarbeit die ultimative digitale Kirchen-Orgel bauen. Der Kniff bei der Sache ist, dass die Töne zwar aus eine Art speziellen Lautsprecher kommen, aber die riesigen Orgelpfeifen in ihrer Eigenfrequenz (samt charakteristischer Obertöne) mitschwingen. Dadurch entsteht ein Sound, der sich hinter keiner luftbetriebenen Orgel verstecken muss. Nicht nur das, er kann auch die verschiedensten Arten von Orgeln damit intonieren. Er spielte uns diverse bekannte Kirchen-Lieder virtuos vor und zeigte uns Fotos vom Bau der Orgel.
Wir stellten den Anhänger ab und fuhren ins Salzburger Altstadt-Zentrum, wo wir durch die berühmte Getreidegasse bummelten. Für etwas besseren Rundblick fuhren wir auf den Mönchsberg um die Aussicht über Salzburg zu genießen.
Nach einer kurzen Getränkepause marschierten wir den Berg wieder herunter und gingen erneut durch die Altstadt um den Dom zu finden. Statt eines Bauwerkes wurde meine Aufmerksamkeit aber von einer Handvoll Maler angezogen, die geschickt Portraits zahlungsfreudiger Touristen anfertigten. “Nur 15 Minuten” war die Versprechung.
42 Minuten später und 35 EUR leichter nahm ich dann endlich mein Portrait in die Hand. Ich wusste gar nicht, dass ich so fesch bin. Na ja, künstlerische Freiheit, aber CP und Passanten bestätigten mir, dass ich zu erkennen bin.
Zur Belohnung gab es zum Abschluss noch echte Salzburger Nockerl. Diese seltene Süßspeise gibt es nur in den ganz großen Restaurants von Salzburg, weil es für die kleineren zu viel Aufwand bedeutet. Ein wahllos befragter Kellner lieferte den entscheidenden Hinweis: “Ich weiß, dass sie die im Sternbräu und im Restaurant X haben. Aber Restaurant X könnt ihr vergessen, ich habe dort gearbeitet. Das ist dort nur Schnee-Schaum mit etwas Vanille-Zucker für die Farbe. Das hat mit echten Salzburger Nockerl nichts zu tun.” Die Nockerl im Sternbräu schmeckten wirklich himmlisch.
In der Früh retournierte ich den Anhänger und als ich in meine Wohnung zurückkehrte, freute ich mich noch innerlich, dass im Wohnzimmer Projekt-Eck und Reichtums-Eck frei geworden waren. Da klingelte das Telefon. Ein früherer Arbeitgeber brauche mich ab nächsten Montag bis Jahresende als Consultant für ein Projekt. Obendrein wäre das Ganze im ersten Bezirk, so dass ich dann wieder regelmäßig nach der Arbeit zum Holmes Place trainieren gehen könnte. Hat Feng Shui etwa schon wieder gewirkt?
Ich wundere mich nur noch, wie faszinierend das Leben fließen kann, wenn man seine Wohnumstände ein wenig ändert. Schmunzelnd gehe ich außer Haus um Zutaten für einen Salat zu kaufen, den ich dann in der sonnend in der Lobau genießen werde.