Vom Tandem-Passagier zum lizensierten Springer

Beim Ausmisten meines Akten-Schranks fand ich die Urkunde, die meinen ersten Tandemfallschirmsprung dokumentiert. Dieser war am 27.12.1998 mit Björn Korth in Trieben (Tirol), wo zu dieser Zeit der Verein PINK dort den Jahreswechsel feierte. Ich hatte meiner damaligen Freundin Angelina einen Tandem-Sprung zum Geburtstag geschenkt und weil ich genug Geld mit hatte bin ich halt auch gesprungen. Damals dachte ich mir schon, es müsse geil sein, die Lizenz zu haben und jederzeit springen zu können. Nur die Kosten waren mir da mit 24 Jahren noch viel zu hoch.

Dann begab es sich, dass zu Jahresbeginn 2005 drei Monate zum Fliegen in Florida war. Während ich im Hertz-Mietwagen durch Florida cruiste, inspirierte mich das Lied “Live Like You Where Dying” (Tim McGraw), das ich ständig im Radio hörte, eine Drop-Zone aufzusuchen. Ich schnappte mir ein Flugzeug in Venice und flog nach Zephyrhills wo ich sehr freundlich-gemütliche Zustände vor fand. Am folgenden Wochenende begann ich die Ausbildung mit dem First Jump Course, bei dem man nach 6 Stunden Theorie seinen ersten Sprung mit zwei Instruktoren macht. Dann die 7 Levels des AFF (Accelerated Free Fall) Systems, nach denen man solo springen darf. Dann noch die restlichen Sprünge auf die Menge, die für die Lizenz erforderlich ist und die mündliche Prüfung. Zwischen drin war zwar öfters das Wetter schlecht und ich habe das mir so eingeteilt, dass ich bei Schlecht-Wetter nach Venice zurückkehrte und wenn einige schöne Tage vorhergesagt waren, mietete ich ein Auto bei Hertz und fuhr wieder nach Zephyrhills. Es war knapp aber ich schaffte es genau am Wochenende vor meinem Abflug fertig zu sein. Rund 1600 Dollar waren beim vorherrschenden günstigen Dollar-Kurs ein wahres Schnäppchen. Dazu noch etwas Coaching im Skyventure Wind-Tunnel von Orlando rundeten das Programm ab.

Als österreichischer Staatsbürger will der hiesige Aero-Club, dass man auch eine österreichische Lizenz hat. So fuhr ich gleich nach meiner Rückkunft nach Klatovy in Tschechien, wo ich einen Prüfungssprung und eine mündliche Theorie-Prüfung mit Thomas Lewetz, dem Chef von Pink, machte.

So hatte ich 6 Jahre und 3 Monate später ich die amerikanische und die österreichische Springer-Lizenz. Die Ausbildung hatte ich in 10 Tagen netto durchgezogen.

Lange Zeit hatte ich mich gefragt, wann und wo dieser erste Schritt zum selbständigen freien Fallen stattgefunden hatte, jetzt habe ich dank dem Aufräumen die Antwort gefunden. Noch amüsanter ist aber die Erkenntnis, dass mein damaliger Tandem-Pilot Björn immer noch im Geschäft ist und ich ihm ständig über den Weg laufe, so z.B. in Fromberg oder beim Amberger Flug-Wochenende, wo ich der Absetzpilot war.

Auf der Urkunde steht ganz unten “Wir gratulieren Dir zu diesem Fallschirm-Sprung und würden uns freuen, einen neuen Freund des Fallschirmsportes gewonnen zu haben.”. Ja, das haben sie. cool

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