Um 8 Uhr früh war ich bei Jonke gestellt um die zweite Hälfte meiner Zahn-Regulierung am Unterkiefer installiert zu bekommen. Ich wusste schon, was mich für Arbeitsschritte erwarten und so war ich bereits mental auf die einstündige Prozedur vorbereitet.
Der Zahnbogen im Ober-Kiefer wird nur etwas geweitet, was nicht viel Aufwand bedeutet. Im krassen Gegensatz dazu stehen die Zähne im Unterkiefer aber kreuz und quer. Schuld waren die Weisheitszähne, die von hinten alle Zähne nach vorne geschoben hatten. Selbst meine besten Freunde haben dies bisher kaum wahrgenommen, weil ich beim Grinsen immer nur die oberen Zähne zeigte.
Aber jetzt mit dem Draht als Referenz offenbart sich dem aufmerksamen Betrachter das gesamte Horror-Szenario. Man beachte, wie der Draht unten sich wie eine Schlange legt und die witzige Treppe der Schneidezähne. In etwas mehr als einem Jahr wird dies ein geradliniger Bogen sein.
Ich habe diesen Tag 7 Wochen lang herbeigesehnt, denn ich wusste, dass ich mich schnell an das Stahl-Gebiss gewöhnen würde. Sobald man die Spange mal drinnen hat und gelernt hat mit ihr zu leben, erledigt die Zeit den Rest. Zeit hat den Vorteil, dass sie von selbst vergeht. Nur solange die untere Spange noch fehlt, kann sich dort natürlich auch noch nichts tun.
Eine weitere Besonderheit beim heutigen Schritt ist auch, dass durch die Konfiguration meiner Zähne die unteren Brackets meine oberen Zähne berühren würden. Damit ich mir nicht die Innenseite der oberen Zähne zerkratze, hat die Zahn-Technikerin auf die letzten hinteren unteren Zähne zwei Kügelchen Zement getan, wodurch mein Gebiss nicht mehr ganz schließt. Bei den folgenden Kontrollen kann dann je nach Fortschritt immer etwas wieder von diesem Abstandhalter abgeschliffen werden. Die Aufforderung, die Zähne zusammen zu beißen geht bei mir jetzt quasi ins Leere. Ich kann aktuell Essen nicht wirklich kauen, sondern nur zerdrücken. Ich werde mich für längere Zeit darauf einstellen müssen, flüssige oder zumindest weiche Nahrung zu essen, bis das mit dem Kauen wieder möglich ist.
Im Übrigen kann ich berichten, dass ich etwa nach dem ersten Monat Tragen der oberen Spange an diese fast nicht mehr denke. Meine Live-Tests haben ergeben, dass auch Zungenküsse ohne allzu gravierende Einschränkungen möglich sind.