Don't drink and drive

Der arbeitsfreie Tag war für mich nicht weniger aktiv angelegt. Die meiste Zeit verbrachte ich damit einem Freund zu helfen, ein paar Wände weiß zu bekommen. Gutes Training für die Arme, insbesondere wenn es um die Decke geht. Ich kämpfte tapfer, bekam drei mal einen weißen Batzen ins Auge aber hielt durch.

Die sportliche Freude wurde mir aber dadurch verleidet, dass besagter Freund zu sehr dem Alkohol zugeneigt war und sich beim gemeinsamen Mittagessen mit Freunden zum Affen machte. Ja, alkoholisierte Leute glauben oft, man lacht MIT ihnen, wenngleich man ÜBER sie lacht.

Erst glaubte ich es noch, als ich hörte “in einer halben Stunde bin ich nüchtern, das geht schnell bei mir” und so zog ich ein zweites Mal mein Blauzeug an um weiter zu malen. Aber als mir dann ein rotes Getränk statt dem gewünschten Mineralwasser offeriert wurde war meine Grenze beinahe erreicht. Nochmal biss ich die Zähne zusammen, aber irgendwann hielt ich den alkoholisierten Redeschwall nicht mehr aus uns suchte das Weite.

Ich nahm an, dass dieser Mensch ein Bad nehmen und sich dann den Rausch ausschlafen würde. So fuhr ich sorglos nach Hause. Vor dem Kino und machte ich meine kleine Prater-Runde mit dem Rad. Ich setzte mich auf Herbalife-Diät, weil ich schon wieder ein Kilo zu viel auf der Waage habe. Leider ist nämlich auch mein Körperfett-Anteil raufgegangen, denn sonst hätte ich angenommen, dass das alles neue Muskeln vom vielen Sporteln sind.

Nach dem Kino wurde mir beim Rückruf die restliche Geschichte offenbart. Das schöne neue Auto ist Schrott und die Polizei hat es gesehen. peinlich Somit ist der Führerschein weg. Glücklicherweise ist kein Mensch zu Schaden gekommen. Aber die Probleme fangen für den Burschen jetzt erst an: der Verlust des Führerscheins wird ihn beruflich einschränken und dass die Kaskoversicherung in so einem Fall nicht zahlt ist uns allen wohl klar. 30.000 EUR im A****. Aua.

Ich wusste nicht, was ich empfinden sollte. Ich kann generell keinen Hohn fühlen und auch mit Schadenfreude tue ich mir schwer. Vielleicht Mitleid, vielleicht Zorn. Auf jeden Fall etwas geschockt. Ich schüttelte den Kopf und riss mich zusammen, damit ich mit dem Motorrad sicher nach Hause fahren konnte. Mehr als sonst hielt ich mich besonders genau an das Tempo-Limit.

Ich kenne mittlerweile 3 Leute die es sich nicht nehmen lassen, sich betrunken hinter ein Lenkrad setzen zu wollen. Einer behauptet sogar “ich fahre viel besser wenn ich getrunken habe, weil ich dann weniger aggressiv fahre”. Mich ärgert in solchen Fällen, dass man als wohlmeinender Mitmensch dennoch praktisch hilflos zusehen muss, wie Menschen ihre Existenz ruinieren. Das erinnert mich jedes Mal daran, dass ich auch alkoholkranken Mutter nicht helfen konnte. Ein Gefühl, an das ich ehrlich gesagt NICHT erinnert werden will.

Ich weiß ja, warum ich nichts trinke. Bin ich der einzige der kapiert hat, wie heimtückisch Alkohol ist?

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