Neue Stalking Taktik im Internet

Auf meinen Reisen durch das Internet habe ich zuletzt auch bei adultfriendfinder halt gemacht und mir ein Profil angelegt. Als ich dann gestern diese Nachricht erhielt, hielt ich sie zunächst für echt und freute mich über die Illusion, dass mich ein Mädel sexy genug fände um so etwas zu schreiben:

Hi baby,

My real name is Catharian ********* and you can reach me by phone at 0650 *** ****(or 0650 **** ***) or at work (+43 1) *** ** **. I live at ******* **, Vienna 1030, AT(or ************ **, Vienna 1080, AT). I love surprise visits! I’m a graduate student at Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Universität Wien. One of my favorite things to do there is fuck in an empty classroom. Does that sound like fun to you? I willing to try just about anything, the nastier the better. I’m into anal, oral, bondage, spanking, toys, you name it. I do like to play hard to get, so I need a man who won’t take “no” for an answer, and will make me behave like the slut I am. I can also be reached by AIM, MSN, or Yahoo Instant Messenger at ************. My preferred email address is ************@yahoo.de. You can send me pics there, the nastier the better. I also have a blog at LiveJournal.com under ************. You can see my more innocent side there. Post if you dare!

If you are interested in a three-way my younger sister Clara ********* is willing to join us. You can reach her at clara.*********@gmx.at, she also likes nasty pics, just remember to mention I told you to contact her in your email.

Can’t wait to get together for some naughty fun with you!

Love,

Cathi

Ich hatte drauf per e-mail geantwortet, dass sie mich am Nachmittag anrufen solle. Dann war meine Neugierde (und andere Begierden) zu groß und ich rief die angegebene Festnetznummer an. Es meldete sich eine Frau, die mir erzählte, dass sie schon mehrere Anrufe für Catharina bekommen hatte, dass sie diese überhaupt nicht kenne und dass sie schon angerufen hätte um sich zu entschuldigen. Das war der erste Dämpfer für meine Freude, denn offenbar hatten mehrere Männer die gleiche Nachricht erhalten.

Die wahre Geschichte dämmerte mir erst, als ich dann auf ihrem Blog vorbeischaute und dort von einem “stupid, obsessed stalker” las. Offenbar hatte jemand eine Denial of Privacy Attacke auf diese Frau ausgeführt. Hierzu hat er obiges Mail an viele Männer auf adultfriendfinder geschickt, so dass diese dann nichts ahnend in die gleiche Falle wie ich gestolpert sind und die arme Cathi belästigen. Das ganze wirkt durch die milde Form von Identity Theft über adultfriendfinder besonders authentisch, weil über dieses Portal der tatsächliche Sender verschleiert ist.

Ich habe diese Attacke deswegen als Denial of Privacy (DOP) benannt, weil eine klassische Form der Internet-Kriminalität das Denial of Service ist, das ähnlich funktioniert. Dabei wird eine Vielzahl an Computern infiziert, die dann ihrerseits alle einen bestimmten Server mit Datenpaketen bombardieren und ihn so zum erliegen bringen. Hier ist das gleiche passiert, nur waren die Hilfscomputer Männer, der Wurm war die obige Nachricht und der lahmzulegende Server war diese Frau. Es braucht schon etwas Grips, solche eine Attacke zu konstruieren, vermutlich ist der Urheber intelligent, jung und im Internet versiert.

Als ich mit diesem Wissen die obige E-Mail nochmals las, fiel es mir wie Schuppen von den Augen: das ist wirklich ein psychologisch raffiniertes Programm, dass so gestaltet ist, dass es das Hirn von Männern infizieren kann. Es ist sogar ein selbst-verstärkender Loop eingebaut, denn durch den Satz “like to play hard to get” erwarten infizierte Männer einen gewissen Wiederstand und fühlen sich im Spiel bestätigt, wenn dieser zweifellos kommt. 

Das Problem für die polizeiliche Verfolgung dieses Psychoterroristen ist allerdings, dass all die Personen, die an den genannten Adressen vorbeischauen (“I love surprise visits!”) und sie auf alle aufgeführten Arten zu kontaktieren suchen nur angestachelte und unwissende Helfer des ursprünglichen Missetäters sind. Am besten wäre es sicherlich, via gerichtlicher Verfügung die Zugangsdaten des Urhebers auszuforschen.

Diese junge Dame entstammt einer blaublütigen Familie, liebt die Oper und auf einem Foto, das ich von ihr fand, schaute sie wie ein ganz sympatischer Gruftie aus. Ich hätte sie gerne kennengelernt, aber das ist jetzt nicht mehr möglich, weil ich mit einer handvoll anderer Männer durch die Machenschaften eines enttäuschten Liebhabers brutal in eine Schachtel mit der Aufschrift “Stalker” gesteckt wurde.

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