In der Sendung vor der Konfrontation namens Primavera beeindruckte mich zu sehen, wie eine zarte dreifache Mutter das zehnfache ihres Körpergewichts für eine Sekunde einige Zentimeter anhob. Sie schaffte dies, weil sie in Verbindung mit der Ur-Energie und gleichzeitig in ihrer Mitte war. Für gewöhnlich ist man zu solche unglaublichen Leistungen nur in Extremsituationen fähig, zum Beispiel, wenn das eigene Kind unter einem Auto eingeklemmt ist. Aber ein offenbar seriöser österreichischer Wissenschafter hat ein System entwickelt, mit dem angeblich jeder Mensch das lernen kann.
Mit noch größerer Spannung erwartete ich das Aufeinandertreffen der zwei politischen Giganten Gusenbauer (SPÖ) und Schüssel (ÖVP), insbesondere weil einer der beiden in der nächsten Regierung den Bundeskanzlerposten bekommen wird.
Zu Beginn erlebten wir einen rhetorisch eleganten Walzer der beiden Intellektuellen Politiker. Sie tanzten um jeweils anderen herum und sangen Hymnen zum Rhytmus diverser Statistiken. Gusenbauer gab einen Wehgesang in Moll zum Besten, aber Schüssel wurde nicht müde stets das selbe Thema in optimistischem Dur zu erwiedern.
Es lief im Endeffekt darauf hinaus, das der Zuschauer den Eindruck gewinnen mußte, dass “Gusi” (so nennen ihn seine Fans) größtenteils veraltete oder falsche Zahlen zitierte, die sobald Schüssel sie wiederlegt hatte, ihn langsam nervös werden ließen und er zeitweise in die Polemik verfiel, die wir noch vor 4 Jahren erlebt hatten. Der Bundeskanzler verwies ihn aber stets erfolgreich in seine Schranken. Das wiederholte Muster: Angriff Gusi, Abwehr Schüssel, dann Nachsatz der Schüssel glänzen läßt.
Auch wurde klar, dass es kaum mehr philosophische Unterschiede beim Kampf und die große Mitte gibt, zumal die Ideen für das Parteiprogramm scheinbar sowieso aus den selben Experten-Analysen kommen. Da betonte Schüssel immer wieder seine Fähigkeit und dass die ÖVP schon viele der auf dem Tisch liegenden Verbesserungsvorschläge für unser Land bereits umsetzen würde. Er versprach auch, dass diverse Lehren gezogen wurden und ihre Politik jetzt noch besser sei. New and improved!
Am Ende versteckte Schüssel auch noch einen Hinweis auf seine Wunschkoalition nach der Wahl, indem er beiläufig erwähnte, dass die ÖVP auch Umwelt im Programm hätte. Eine Schwarz-Grüne Koalition könnte sich erstmals in der Geschichte Österreichs ausgehen, notfalls mit Unterstützung des BZÖ, wenn ein paar Prozent für die Mehrheit fehlen.