Das letzte Quartal dieses Jahres ist angebrochen und bevor dieses abgelaufen ist, so sind sich alle einig, soll die neue Regierung stehen. Allerdings müssen erst noch die Wahl-Karten gezählt werden, denn viele Leute hoffen hier noch auf ein kleines Wunder. Der Einzug des BZÖ in den Nationalrat hängt an einem seidenen Faden in der Stärke 0,2%. Ich fände es höchst amüsant, wenn durch die Wahl-Karten und Auslandswähler das BZÖ wieder raus fällt und die Grünen die Blauen überrunden, die haben mir ein bisschen gar viel ätsch-ätsch geplärrt.
Die nächste Schande ist die drastisch gesunkene Wahlbeteiligung. Zehn Prozent gingen weniger zur Wahl und das schadete der ÖVP. Wer nicht wählt, der wählt das Ergebnis. Ich erinnere mich an manch eine fruchtlose Diskussion mit Wahlverweigerern, die in typisch österreichischer Manier “einfach dagegen” sind. Dabei hätte es gerade gestern ein reichhaltiges Angebot für Protest-Wähler gegeben.
Ich führe das schlicht auf Faulheit und Desinteresse zurück. Wenn ich meinen Freundeskreis so im Kopf durchgehe, kann ich mir leider auch bei den meisten vorstellen, dass sie nicht wählen waren. Das macht mich ein wenig traurig. Zu allem haben die Leute eine Meinung, aber wenn sie zählt, dann schweigen sie.
Ich plädiere dafür, dass man auch in Zukunft von zu Hause wählen kann. Vielleicht so, dass man in der Früh eine gesicherte Mail bekommt “Bitte geben sie ihre Stimme ab”, man klickt kurz auf einen Kreis und unterschreibt dann mit seiner digitalen Signatur. Technisch alles kein Problem. Aber weil es um viel Macht und viel Geld geht ist die Befürchtung hier wohl, dass dann jemand in seinen vier Wänden in eine bestimmte Wahl manipuliert oder gezwungen wird.
Aber ein elektronisches System könnte man ja auch als Ersatz für die Wahlzettel nehmen und es trotzdem von dem Freiwilligen-Heer an Wahl-Helfern bewachen lassen, das wir jetzt schon haben. Der Vorteil wäre dann, dass die Abstimmung in Echtzeit stattfindet und man nicht über eine Woche warten muss, bis alle Stimmen da sind. Man könnte ja aus dem Debakel in Florida seine Lehren ziehen und es gleich von Anfang an gescheit machen. Wobei auch das Florida-System hier seine Vorteile hätte: wir könnten so lange zählen, bis das BZÖ raus fällt.
Nun, Österreich (samt Nicht-Wählern!) hat sich einen Bundeskanzler Gusenbauer gewünscht und wird diesen jetzt bekommen. Vom möglichen Wahl-Karten-Wunder abgesehen ist das über Jahrzehnte bekannte Modell der großen Koalition auch das, was jetzt wieder höchstwahrscheinlich folgen wird. Hoffnungsvoll stimmt mich hier zuletzt die Erkenntnis, dass die beiden Großen in ihrer TV-Konfrontation demonstriert haben, dass sie beide sowieso in vielerlei Hinsicht ähnliche Vorstellungen haben.