Stress am letzten Tag

Mein letzter Tag in Los Angeles begann mit einem bösen Mail meines Bruders, der sich beschwerte, umsonst am Flugplatz gewesen zu sein. Ich war zunächst noch schlaftrunken verwirrt, ich hatte fest im Kopf die Idee, dass mein Flugzeug erst am Abend gehen würde. Ich hatte sogar der Autoverleih-Firma den Nachmittag als Rückgabe-Termin genannt. Doch dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen, als ich die Buchungsbestätigung nochmal hervor kramte. Verdammt, mein Flugzeug war eine Stunde zuvor bereits weg geflogen.

Ich rief kurz bei Air Canada an, dass ich den ersten Flug versäumt hätte, bekam aber zunächst die schockierende Auskunft, dass ich nur ein neues Ticket kaufen können. Das nächste verfügbare würde aber 5000 Dollar kosten.

Ich zögerte nicht und rief meinen Freund CP an, von dem ich wusste, dass er was einfädeln könnte. Ich kenne niemanden, der sich so in ein Problem verbeißen kann und nicht los lässt, bis er die Lösung gefunden hat. Mit dem guten Gefühl das Problem in seine kompetenten Hände gelegt zu haben, machte ich mich fertig für ein Treffen, das ich schon Tags zuvor vereinbart hatte.

Der Freund, von dem ich in meinem Casino Royale Review sprach, heißt Ken Rutkowski und obwohl er mit seiner Gruppe auch im selben Kinosaal war, hatte ich ihn nicht erkannt. Ich bekam aber eine zweite Chance den Macher von KenRadio persönlich zu treffen, als er mich zu seinem wöchentlichen Breakfast Club einlud. 

Ken ist hauptsächlich Radio-Macher und im Dienste seiner Zuhörer auf allen möglichen internationalen Konferenzen unterwegs. Er versteht es wie kein andere die News aus den Bereichen Medien, Unterhaltung und Technologie so zu destillieren, dass man mit 30 Minuten zuhören täglich alles weiß, was wichtig ist.

Ken pflegt Kontakte zu den wichtigsten Leuten der genannten Branchen und daraus ist METal entstanden, die “Media, Entertainment and Technology Alliance”. Entscheidungsträger dieser Sparten zahlen 750$ jährlich dafür, dass sie Mitglied sein dürfen und nehmen mit Begeisterung an den Breakfast Clubs teil, die jeden Samstag in einem noblen Hotel stattfinden. Dabei pflegen die Leute ihre Netzwerk untereinander und besprechen gemeinsam aktuelle und interessante Themen. Mal stellt der eine sein neuestes Buch vor, mal lädt ein anderer seine Freunde zum kostenlosen Besuch einer Präsentation ein. Es gibt immer Abwechslung.

Ken und ich 

Ken hat große Pläne für METal, bis Ende nächsten Jahres soll die Allianz auch nach Europa wachsen und 10.000 Mitglieder haben. Aus den vielen angeregten Unterhaltungen, die ich sah, kann man schließen, dass die Mitglieder großen Nutzen daraus ziehen.

Während ich in der Runde saß hatte ich das Gefühl ich säße unter Giganten, obwohl mir nur ein Gesicht etwas bekannt vor kam. Aber das ist ja ein bekanntes Problem, ich tue mir schwer Menschen zu identifizieren, die ich irgendwo mal auf irgendeinem Medium gesehen habe.

Ken stellte mir dann Michael Perricone vor, ein Mann mit vielen Talenten. Er hatte seinerzeit das Script für zwei Star Trek Voyager Episoden geschrieben, jetzt besitzt er zwei Sound-Studios und betreibt omstream.com, ein Portal für inspirierende und spirituelle Musik. Sein Motto: “Raising your consciousness, one dollar at a time.”

Während ich noch am Frühstückstisch saß erfuhr ich von CP, dass er mein Problem gelöst hatte. Ein neues Ticket um 2100 EUR via München war die beste Lösung. Ticket war schon bezahlt, ich bräuchte es nur mehr mit meinem Pass abholen. So konnte ich noch die illustre Runde genießen und einige Worte mit Ken wechseln, bevor ich zum Packen zurück ins Hotel fuhr.

Ich war sehr früh am Flugplatz und gab meinen Koffer ab. LAX ist kein guter Ort zum Warten und so nahm ich mir ein Taxi zum Hollywood Park Casino, wo ich die Wartezeit gemütlich mit Pokern vertrieb.

Am Flug über den Atlantik entdeckte ich zufällig nach dem Abendessen dass es im Flugzeug Wireless LAN gab, Connexion by Boing. Ich musste mich aufwändig registrieren und meine Kreditkarten-Information eingeben, aber dann war es doch gratis, vermutlich noch im Testbetrieb. Das Internet funktionierte auch über den Wolken erstaunlich gut, die Artikel über Queen Mary und Griffith Observatory schrieb ich im wahrsten Sinne des Wortes “im Fluge”.

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