Selbstreferenzierendes Endlosschleifenparadoxon

Die vergangenen vier Tage habe ich zumeist auf meinem geliebten neuen Sofa verbracht, gegessen, gepokert, Fern gesehen. Mein Media Center PC hat sich da sehr bewährt, nicht nur konnte ich dank der Aufnahmefunktion den Film, den ich gestern abend begonnen hatte fertigsehen. Ich konnte auch zwischendurch immer wieder ganz nach Wunsch pausieren und mit ein paar Drückern auf den Skip-Knopf meiner Fernbedienung die lästigen Werbungen elegant überspringen.

Wenn man so wie ich täglich in sein öffentliches Tagebuch schreibt, dann können Situationen entstehen bei denen man sich fragt, ob alleine die schriftliche Beobachtung des eigenen Lebens dieses schon gestaltet. Oder, anders gesagt, ob die öffentlich einsehbare Reaktion auf die Umstände der Welt, diese positiv oder negativ beinflussen können.

Als ich als kleiner Junge manchmal etwas haben wollte, was für meine Eltern unmöglich erschien, hat mein Vater gelegentlich erwiedert, ich solle es mir doch aufmalen. Ich kann nicht so gut Malen, dafür kann ich aber umso besser schreiben.

Ich habe eine Dame kennengelernt, die mich “fasziniert”. Diplomatisch und ausreichend neutral ausgedrückt um zwar Hoffnungen zu machen, aber nicht zu viel. Wir haben schon einige Stunden miteinander telefoniert und ich gestehe, dass mir dabei keine Minute lang fad war. Ich werde sie real treffen, sie ist mein Date für einen Ball in Wien am 31.12 für den ich morgen versuche werde, Karten im Vorverkauf zu erwerben.

Ich fühle hier aber ein Paradoxon nahen, denn diese charmante Frau ist gleichzeitig der eifrigste Leser meines Weblogs, den ich je hatte. Meine etwa fünfzig Stammleser mögen wir diese Aussage nachsehen, denn diese Frau gibt sich nicht mit einer Geschichte pro Tag zufrieden. Sie verschlingt meine Artikel, als wären sie der großartigste Abenteuer-Roman … hm, jetzt wo ich darüber nachdenke sind sie das sogar.

Verrückt, da findet mich jemand interessanter als ich mich selbst?!

Ich bin der Autor, sie ist der Leser, aber durch ihr Lesen wird sie zum Thema meines Lebens und Schreibens und liest in dieser Zeile über sich selbst und so weiter und so fort… Das ist die Stelle, an der ich nun erwarten würde, dass es einen lauten Knall gibt und sich das Universum in die Singularität zurückschrumpft aus der es entstanden ist. Und wenn nicht das, dann muß ich zumindest fürchten, dass sie mich hassen wird, dafür, dass jetzt die ganze Welt weiss, dass sie existiert.

Ok, sie bleibt ja anonym. Aber sie weiß natürlich, wer sie ist. Hey Du, Du bist besonders für mich! Da schaust, dass ich mich das traue zu schreiben, gell?

Vielleicht hat mich ja nur der Film, den ich vorhin sah verwirrt oder inspiriert. Der hatte so ein ähnliches Thema. Wir Computer-Fuzzis nennen sowas rekursive Schleifen. Je mehr Du mich liest, umso mehr schreibe ich Dich. Wenn ich mir diesen Nonsens zusammenträume, dann will ich noch möglichst lange schlafen. Und erst aufwachen, wenn Du mich mit einem sanften Küsschen auf die Backe weckst.

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