Weihnachtsfrieden, Ha!

Heute begann mir langsam zu dämmern, dass der 24. Dezember unmittelbar vor der Tür steht. Wenn ich so mich hinein fühle, dann ist da nichts. Der Funke Hoffnung auf Frieden, den ich die letzten Jahre eisern verteidigt habe ist nicht mehr da. Nur Leere. Resignation.

Diverse Religionen klammern an der Idee fest, dass die Erlösung von Außen kommt und die Hoffnung ist, dass nur genügend Ave Maria oder Koran-Suren gebetet werden müssen, dass der Allmächtige über unsere überentwickelten Egos hinweg sieht und uns schlussendlich Eintritt in ein Paradies gewährt.

Welch Irrglaube. Menschen machen Frieden, nicht Gottheiten. Mir fällt wieder der Spruch ein “Fighting for Peace is like fucking for virginity” und ich nicke stumm, da ist was Wahres dran.

Gekränkte Egos sind es auch in meiner Familie, die einen Weihnachtsfrieden unmöglich machen. Hier die Geschichte, warum Weihnachten für mich die Bedeutung verloren hat.

Es waren einmal zwei sehr emotionale Frauen, die sich nicht riechen konnten. Die eine stammte aus dem Iran, die andere aus Japan. Andere Kulturen, andere Religionen. Anfangs meinten es beide wahrscheinlich gut, aber bald gab es einen Stein des Anstoßes. Jemand fühlte sich gekränkt, angeblich weil sie von der anderen nicht respektiert wurde. Ehre gegen Ehre. Unverzeihlich! 

Während Männer eher die offene Konfrontation suchen, haben sich die Frauen auf den kalten Krieg spezialisiert. Vielleicht passiert der Gegnerin ja rechtzeitig etwas Schreckliches, das man mit Genugtuung zur Kenntnis nehmen kann. So klang es oft, wenn das Gespräch auf das Thema kam. Auf jeden Fall lassen diese Frauen an der anderen kein einziges gutes Haar.

Das Hinterhältige daran: mit wem wird sich ein Mann eher verbünden, wenn er seine Ruhe haben will? Mit der Frau, die er täglich sieht, oder mit seinem eigenen Blut? Blut ist nicht dicker als Wasser, habe ich feststellen müssen.

So sind die Männer mit schuld an dem Dilemma, weil sie sich damit abfinden. Ja, auch so kann man seinen Frieden bekommen. “Ja Schatz, Du hast ja recht Schatz. Ja, die x ist wirklich ein Blut-saugendes Monster.” Ich hoffe, dass wenigstens der Sex atemberaubend gut ist, denn ansonsten kann ich mir das nicht erklären.

Ich habe noch ein anderes Problem mit Weihnachten. Es macht eigentlich nur mit Angehörigen christlicher Religionen Spaß. Doch diese sind eine aussterbende Spezies. Ich bin von Moslems und Buddhisten umgeben, von Kirchenaustretern und Menschen mit ihrer eigenen Religion. Eigentlich sollte ich auch austreten, ich habe schon lange meinen eigenen Glauben. Wo soll dann noch der Sinn sein, ein christliches Fest zu feiern?

Vielleicht das Ganze als Friendensfest oder Liebesfest neu erfinden?

Schon probiert, die letzten beiden Jahre. Wenn ich etwas kann, dann Fröhlichkeit vortäuschen. Zwei mal war ich der Santa Kasperl (2004, 2005) für eine fragmentierte Multi-Kulti-Familie und einen sporadischen Freundeskreis. Lassen wir das, da werde ich ganz traurig. 

Oder vielleicht eine andere Familie adoptieren und mit denen feiern. Auch schon gehabt, da habe ich mich völlig fehl am Platz gefühlt. Das will ich nicht wiederholen. Auch dieses Jahr bekam ich ein nett gemeintes Angebot, dass ich aber vorsorglich abgesagt habe.

Nein, mir bleibt nur noch eine Variante: Weihnachten ist abgesagt.

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