Meine erste Theater-Kritik für Klein&Kunst.
Filius und Wlach spielen zwei Bühnenarbeiter, die ein Theater für ein Edgar Wallace Theaterstück vorbereiten, als sie via Handy darüber informiert werden, dass die Schauspieltruppe sich nach Rankweil verirrt hat, der Theaterdirektor aber auf einer Aufführung um jeden Preis besteht. Filius ist der junge Träumer, der bei dem Gedanken an seine erste Bühnenrolle ein Leuchten in den Augen bekommt. Selbst eine Musical-Einlage gibt er zum Besten, wenngleich die Idee zu einem Krimi-Musical sogleich von seinem leicht grantigen aber liebenswert kreativen Kollegen Wlach verworfen wird. Letzterer übernimmt die Führung und die Hauptrolle als scharfsinniger Chef von Scottland Yard… mit Anleihen bei Derrick: “Harry fahr den Wagen vor.”
Der erste Akt handelt von den Vorbereitungen, die Story wird überlegt, das Publikum auf den lustigen Inhalt geeicht und auch einige “Opfer”, unter anderem eine Leiche, werden ausgewählt und instruiert. Die Schwierigkeit liegt hier darin, jedes Publikum zum Mitmachen animieren zu können, aber Wlach ist hier ein liebenswerter alter Hase, dem man gerne behilflich ist.
Während im ersten langsameren Teil eher die unterschiedlichen Charaktere der beiden Darsteller zur Geltung kommen, geht der zweite Akt dann schnurstracks in medias res und bringt den versprochenen Edgar Wallace Krimi … in atemberaubender Geschwindigkeit und mit einigem Holterdipolter. Es fehlt nicht an Situationskomik, die teils offensichtlich gespielt ist, teils sich zwangsläufig aus der häufigen Improvisation im Umgang mit dem Publikum ergibt.
“Hier spricht Edgar Wallace…” beginnt die tatsächliche Kriminalgeschichte klassisch, ein Kleinkrimineller wird mit einem vergifteten Buch zum Mörder. Nach und nach tauchten diverse Gestalten auf, wie sie wohl bei Edgar Wallaces es üblicherweise tun. Den zahlreichen älteren Semestern im Publikum kamen diese bekannt vor und sie quittierten dies mit reichhaltigem Gelächter.
Hier hilft es zweifellos mit Edgar Wallace und seinen Eigenheiten vertraut zu sein, um die Mühe der beiden Autoren schätzen zu können, all die Originalzitate und Charaktere in ihr Stück hineingewoben zu haben. Mir fehlte dieser Hintergrund leider, aber ich erfreute mich dennoch am exzellenten Schauspiel und der Gewandtheit, mit der die beiden Schauspieler in die diversen Rollen schlüpften. Weitere Morde passieren, die Möchtegern-Kriminalisten sammeln Beweise, mal scheinbar ernst, dann wieder ur komisch. Ein überraschendes wie lustiges Ende rundete das Spektakel ab.
Wlach und Filius schrieben das Stück vor 7 Jahren und führten es damals sehr erfolgreich auf. Aufgrund des 75. Todestages von Edgar Wallace wurden sie von Freunden überredet, es wieder zum Besten zu geben. Wir sehen es nahezu unverändert, nur das Verhältnis der beiden Akte zueinander haben sie etwas optimiert. Das Ergebnis kann sich immer noch sehen lassen und nicht nur für den ungewöhnlichen Modus einer Meta-Kriminal-Persiflage verdienen die beiden Akteure reichlichen Applaus, auch dafür, dass sie dieses ungewöhnliche Juwel gekonnt in Szene setzen.
Oliver Drobnik für Klein&Kunst Onlein