Niederösterreichische Landesausstellung – Erde

Einer der netten Bräuche, die ihre Ausübung in der Nacht zum ersten Mai finden ist der, wenn junge Männer mit einem Faß voll Kalkfarbe eine weiße Linie auf der Strasse ziehen, die ihr Haus das mit dem ihrer Angehimmelten verbinden. Tatsächlich fanden wir mehrere solcher Linien auf der Straße, als wir zur niederösterreichischen Landesausstellung in Waidhofen an der Ybbs fuhren. Solch ein Brauch ist natürlich nur am Land durchführbar, in der Großstadt würde das Wirrwar von Linien bald ein Eifersuchtsdrama auslösen, wenn sich die falschen Linien kreuzen.

Die Landesausstellungen in Niederösterreich finden alle zwei Jahre statt, dieses Jahr haben St. Peter und Waidhofen die Austragung gewonnen, was einerseits ein großes Prestige bedeutet und andererseits größere Investitionen in die Region zur Folge hat, von denen auch noch später profitiert wird. 

Als Beispiel fallen einem die vielen neuen Kreisverkehre ins Auge, die zumeist mit bunten Wappen oder anderen Symbolen des Ortes verziert sind. Ja, Gemeinden wie St. Peter oder Weistrach müssen schon mindestens einen solchen Kreis als Symbol des Fortschrittes ihr Eigen nennen um in der Liga der ländlichen Metropolen mitreden zu können. Nicht auszudenken, wenn das Nachbardorf einen Kreisverkehr hat und man selbst nicht.

Waidhofen hat sogar gleich mehrere, ist ja auch eine wirklich wichtige Stadt. Spätestens eben seit im Schloss, das mal den Rothschilds gehörte, eine Hälfte der Ausstellung ihr Heim gefunden hat, das Thema ist das Feuer. Dies wird durch einen Glaswürfel symbolisiert, der auf den Burgfried aufgeplanzt wurde, in dem zwei dreieckige Stoffbahnen das Feuer symbolisieren. Praktischerweise kann man diesen Glaswürfel begehen und hat von dort oben einen exzellenten Rundblick über die Stadt.

Schloss Waidhofen

Wir kauften uns für die Ausstellung ein Kombi-Ticket um 11 EUR, mit dem wir auch noch die Kreuzritterausstellung in der Schallaburg und das NÖ Landesmuseum besuchen können. Die zweite Hälfte der Ausstellung zum Thema Erde in St. Peter ist sowieso inkludiert. Waidhofen ist deswegen mit dem Element Feuer verbunden, weil es an der sogenannten Eisen-Strasse liegt.

Die Ausstellung ist professionell und modern, leider war die Audio-Tour noch nicht geliefert worden. Es gibt viel zum Sehen, was den Leuten zum Thema Feuer in der Region so eingefallen war. Natürlich war Kunsthandwerk dabei, aber auch Brände, Scheiterhaufen und religiöse Aspekte. Eine zeitgemäße Ausstellung darf nicht versuchen, ein Lexikon zu sein, sondern findet seine Stärke am ehesten darin, dass sie Gedankenimpulse liefert und an vergessene Schätze wie auch vergangene Lebensweisen erinnert. Hier punktet sie, auch gibt es ein paar Stellen wo man nicht auf die Kinder vergessen hat. Die Länge ist auch nicht zu kurz aber auch nicht zu lang und man Ende findet man sich im Schlosshof, wo man sich passend laaben kann.

Als Bonusprogramm kann man noch eine kleine Schmiede auf dem Gelände besuchen, wo ein Kunstschmied live diverse Kleinigkeiten wie Nägel oder gar ein kleines Modell des Kirchenturms fabriziert. Amüsant fanden wir, dass der vorführende Schmied ursprünglich aus Sachsen stammte, aber die Liebe zu einer österreichischen Frau ihn motiviert hatte, sich just an diesem Ort niederzulassen, der eine so große eisenformende Geschichte hat.

Schmid

Unsere Tour auf Google Maps

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