No Comment … bis auf weiteres

Als ich vor 4 Jahren die Möglichkeit zum Kommentieren in mein Blog einbaute, war ich fest überzeugt, dass meine Leser alle lieb, nett und konstruktiv seien. Damals glaubte ich noch daran, dass Menschen im Kern gut seien. Nichts und niemand konnte mir diesen Glauben erschüttern.

Mein gescheiter Herr Vater hat mir vor langer Zeit gepredigt: “Narrenhände beschmieren Tisch und Wände”. Klar, man sieht immer wieder in der Öffentlichkeit beschmierte Hauswände, Grafitti überall und die intelligentesten Äußerungen auf den diversen Toiletten an der Wand.

Aber wer glaubt schon, dass man selbst Opfer von Vandalismus werden könne? Mit einem kleinen unschuldigen Blog? Das ist doch viel zu unwichtig, als dass sich da wer erpichen könnte. Will man meinen.

Apropos Meinung, diese hat jeder noch so dumme Wicht in noch größeren Mengen, als Kenntnis der schönen Eigenheiten deutscher Grammatik und Semantik. Ich nehme mich da auch nicht aus. Ich meine viel, wenn der Tag lang ist. Aber das Recht dazu habe ich erworben, indem ich mein Blog nachweislich seit Juli 1998 entwickle. Ich habe mir damit ein kleines Podest an den Rande der Datenautobahn gestellt, auf dem ich es genieße so vor mich hin zu brabbeln.

Man ist halt Künstler. Die einen malen sich golden an und stehen auf ihrem kleinen Podest, bis jemand eine klingende Münze in eine Konservendose wirft. Ich für mich halte es lieber mit der kreativen Gestaltung und statt der Kärtnerstrasse heißt mein Auftrittsort seit Mai 1999 drobnik.com. Anfang 2003 kam drobnik.at dazu und Ende 2006 schnappte ich mir noch drobnik.net. Mein Name ist meine Marke, da wollte ich die wichtigsten Ausprägungen besitzen.

Verdienen tue ich am Bloggen leider nichts, aber immerhin wirft die Google Werbung genug ab, dass ich damit meine Serverkosten beim exzellenten deutschen Provider QualityHosting.de hereinbekomme. Leider nicht für die 150 einzelnen Besucher, die ich so durchschnittlich am Tag habe, einzig für die rund 2 Leute, die liebenswerterweise auf die Links von Google klicken.

Das mit dem Kommentaren hat lange Zeit ganz gut funktioniert, insbesondere weil niemand mein Blog gelesen hat. Als erstes wirklich genutzt haben die Kommentarfunktion die diversen Spambots, denen ich aber mit Hilfe des genialen kostenlosen Akismet Dienstes den Garaus machen konnte. Leider kann selbst Akismet gegen menschliche Spammer genau gar nichts ausrichten.

troll-web Der Fachausdruck ist “Troll”. So bezeichnet man Menschen mit einem hohen Mitteilungsbedürfnis, aber ohne wahre Substanz in ihren Postings. Wo ihnen in öffentlichen Foren die Gelegenheit geboten wird, geben sie ihre Meinung kund, die Gefühle oder Ehre anderer Menschen sind ihnen egal. Wenn sie damit ihren Mitmenschen den Spass verleiden, dann sind sie gar nicht mehr gerne gesehen, zumeist werden sie dann des Platzes verwiesen. Den Troll zu füttern (“feed the troll”) nennt man, wenn man auf die Postings von Trollen reagiert und sie damit zu neuen Tiraden anstachelt. Daher heißt es dann “don’t feed the troll”.

Ich habe tatsächlich mehrere Jahre überlegt, ob ich damit leben kann, dass mir boshafte Leser meine schönsten Artikel verunzieren. Zensur war für mich nie ein Thema, denn wie gesagt ich gestehe jedem seine freie Meinung zu. Ich versuchte es als charakterstärkende Übung zu sehen, größtenteils mit Erfolg, denn mir macht der Schwachsinn, den ich da geliefert bekam schon lange nichts mehr aus.

Ich tue eh schon mein möglichstes, die Privatsphäre meiner Partnerin zu schützen. Ich habe aus diesem Grund auch die Vorher/Nachher-Fotos aus dem Artikel über unsere neue Spüle entfernt. Doch die jüngsten Angriffe auf meine Lebensgefährtin zeigten mir, dass es so nicht länger gehen kann. Ich bin doppelt auf der Verliererseite: einerseits soll ich der Held sein, der die Ehre der Prinzessin verteidigt. Andererseits füttere ich damit fleissig die Trolle.

Mir bleibt an dieser Stelle nichts weiteres übrig, als vorerst die Kommentarfunktion wieder auszuschalten, bis ich technische Vorkehrungen treffen kann, Kommentare entweder zu moderieren oder nur mehr von registrierten Benutzern zu erlauben. Das bedeutet etwas Programmieraufwand und somit Zeit. Zeit, die ich momentan kaum habe, weil mich Haus, Wohnung, Job und Freundin gänzlich in Anspruch nehmen.

Ich denke, dass mein Blog dadurch keinen Nachteil hat, denn die Kommentare haben noch nie etwas zu seinem Erfolg beigetragen. Möglicherweise gelingt mir hier ein evolutionärer Entwicklungsschritt, denn wenn ich keine Verunglimpfung mehr fürchten muss, traue ich mich vermutlich mit noch schärferer Tastatur zu schreiben. Gleichzeitig brauchen meine treuesten Leser auch keinen Vandalismus mehr zu fürchten. Um die Trolle brauchen wir uns sicher auch keine Sorgen zu machen, die finden problemlos eine andere Spielwiese.

Persönliche Fragen nehme ich gerne unter meiner Adresse oliver@drobnik.com an, die zwei voneinander unabhängige Spam-Filtern sauber gehalten wird.

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