Am Wochenende noch fit im Schritt, war es nicht etwa “akute Tachinose”, sondern “Pansinusitis und putride Bronchitis”, die mich der Arbeit fern blieben ließen. Dies stellte der Arzt in Weistrach fest und verschrieb mir Antibiotika.
Da dies das erste Mal für mich ist, dass ich mich am Land gesund pflegen lasse, fragte ich die Sprechstundenhilfe, ob das eh gehen würde und was ich zu beachten hätte. Sie versicherte mir, dass das überhaupt kein Problem wäre, einzig auf der Bescheinigung für den Arbeitgeber müsse man die korrekte Adresse angeben, wo man sich zur Gesundung aufhält.
Zum Zeitvertreib habe ich mir zum Ziel gesetzt in dieser Woche Krankenstand die ersten beiden Staffeln der preisgekrönten Fernsehserie “Lost” anzuschauen. Diese hatte ich bisher gemieden, denn was kann schon Interessantes an einer Gruppe Leute sein, die auf einer Insel stranden? Da interessierten mich noch mehr die Abenteuer des Battlestar Galactica.
Zumindest dachte ich dies, bis mir Arbeitskollegen davon vorschwärmten und erklärten, wie verwirrend die erste Staffel (von bisher 3) sei. Es würde allerlei Unerklärliches auf dieser mysteriösen Insel passieren, dass man erst ab der zweiten Staffel erklärt bekommen würde. Ich dachte sofort: Nichts für TV-Zuseher, deren Aufmerksamkeitsspanne üblicherweise nur eine dreiviertel Stunde lang ist.
Ich wurde neugierig und begann mir die Episoden im Internet zu organisieren. Schon mit der ersten Episode wurde mir klar, dass diese Serie anders ist, als was wir sonst aus dem TV gewohnt sind. Vielschichtige Handlungsstränge, zahlreiche Rückblenden, die die Vorgeschichten der fein strukturierten Charaktere klar werden lassen und wie die Gestrandeten zusammenhängen. Viel Mystery ohne Kitsch. Ich bin süchtig.
Mein Krankenstand, die Verfügbarkeit der ersten beiden Staffeln, der große LCD-Flachbildfernseher, das Teufel Soundsystem, die neue Couch, die verständnisvolle Freundin, abgeschieden in unserem Haus am Land. Das sind schon sehr viele Zufälle. Kann es sein, dass es meine Bestimmung war, auf diesem Sofa zu stranden um gemeinsam mit den Proponenten von “Lost” ums Überleben zu kämpfen?
Oder vielleicht auch nicht, denn wenn man 10 Stunden ununterbrochen fernschaut, dann beginnt die Birne weich zu werden.