Nachdem der bekannte Regisseur Robert Zemekis sich mit Tom Hanks an seinem ersten computeranimerten Film (The Polar Express) gewagt hatte, sah er sich wohl bereit für auswendigere Produktionen in dieser Machart. Sein aktuelles Werk erzählt die angelsächsichen Heldendichtung Beowulf, nach der ein junger Held mit 14 Kumpanen auf der Suche nach ehrvollen Abenteuern einem König gegen das Monster Grendel beisteht.
Die Sprecher der Charaktere haben ihre Gesichter zur Verfügung gestellt, häufig entsteht der Effekt, dass man eine Ähnlichkeit sieht, aber sich doch denkt, dass sie nicht gleich aussehen. Fast so, als würde man Gesichter sehen und man könne sich nicht an deren Namen erinnern, obwohl man sicher ist, sie zu kennen. Anthony Hopkins inspirierte einen fetten König, Angelina Jolie als Mutter von Grendel, das sind schon die bekanntesten Leute. Alle Gesichter sind detailreich und sehr gut gelungen, oft schaute ich in langsamen Szenen fasziniert auf irgendeine Spiegelung oder auf den Bart eines der Menschen. Überall gibt es etwas zu sehen, selbst der Körper von Beowulf, der sich auffällig häufig nackig zeigen möchte, könnte aus einer Calvin Klein Werbung stammen. Dies sorgte manchmal für ausgiebiges Schmunzeln im Kinosaal.
Optisch gefiel mir Beowulf besser als der Film “300”, weil er den Standard in Bezug auf Fotorealismus weiter in die Höhe treibt. 300 war absichtlich einem Comic Strip nachempfunden, Beowulf hingegen nützt ungewöhnliche Kamerafahrten und Spezialeffekte um zu zeigen, was für ungewöhnliche Einstellungen dank der Animation im Computer möglich sind. Will man eine Moral in Beowulf entdecken, dann wohl jene, dass Männer gerne ihre Heldentaten übertreiben und der Verlockung der Macht erliegen. Auch wenn sie gleichzeitig das Potential haben, ihre Fehler auch wieder gut zu machen.
Die Geschichte kommt mit überraschend wenig Hektik aus, Action-Fans langweilen sich stellenweise sogar. Aber die originalen Stimmen der Sprecher sind ein Genuß zu hören, wenn es ruhiger zu geht. Wenn es dann wieder Schlag auf Schlag geht, ist man mitgerissen und vergißt, dass der Film aus dem Computer stammt. Wer sich für Fantasy-Action erwärmen kann, der ist mit Beowulf gut beraten, man bekommt einiges geboten.