Wir durften – angeblich als erste Europäer – in der Sneak Preview den Film “Falling for Grace” sehen, mit dem sich die US-Chinesin Fay Ann Lee einen Herzenswunsch erfüllte. Von ihr stammt das Buch, sie spielte die Hauptrolle und machte auch die Regie. Der Film hat in Europa auch noch keinen Verleih, weshalb wir gebeten wurden, nach der Vorstellung auf einer eigens eingerichteten Website einen Fragebogen auszufüllen. Frau Lee schien mir eine mutige Frau zu sein, weshalb ich mir den Film mit besonderer Neugierde zu Gemüte führte. Der Titel ist übrigens ein Wortspiel zwischen der üblichen Redewendung “to fall from grace” (in Ungnade fallen) und “to fall for Grace” (sich in Grace verlieben). Beides sind Themen, die im Film vorkommen.
Fay Ann Lee spielt Grace Tang, die Zeit ihres Lebens zur Society gehören wollte. Als sie mit der Besitzerin von Shanghai Tang, einem New Yorker Kleidungsgeschäft verwechselt wird, lernt sie einen feschen Anwalt kennen, mit dem sogleich eine Romanze aufkeimt. Etwas verkompliziert wird die Angelegenheit dadurch, dass Grace ihre chinesische Familie unterstützt und gleichzeitig jener Anwalt darauf aus ist eine Billig-Fabrik der Kleiderfirma zu schliessen, in der ihre Mutter arbeitet. Es ergibt sich einfach keine Gelegenheit mit der Wahrheit herauszurücken…
“Falling for Grace” erinnert insofern an Komödien wie “My Big Fat Greek Wedding”, weil sie einen humorvollen Einblick in die Lebensweise eine fremden Kultur mit ihren Eigenheiten bietet. Aber das ist schon alles an Gemeinsamkeiten, denn diese Komödie ist in vielerlei Hinsicht besonders. Mir ist keine andere romantische Komödie bekannt, in der eine chinesische Amerikanerin die Hauptdarstellerin mimte. Im Gegensatz wirkt Grace nicht so poliert und steril wie wir es sonst meist aus Amerika serviert bekommen, die Handlung eskaliert nicht allzu sehr, sondern plätschert leicht verspielt vor sich hin. Gerade den reiferen Zusehern wird vermutlich gefallen, dass der Film dadurch eine lebendige lebensnahe Qualität bekommt. Der Film ist vielschichtig, entspannt und humorvoll zugleich.
Gestört hat mich die teilweise schlechte Bildqualität. Optisch kann der Film zwar mit teuren Produktionen leicht mithalten, aber zeitweise muss man meinen, dass der Kameramann besoffen sein musste. Da gibt es stellenweise Szenen, in denen zwei Menschen in Nahaufnahme miteinander sprechen, aber die Wand im Hintergrund scharf ist. Dann war noch der fesche Hauptdarsteller übermäßig geschminkt, was einem in der New Yorker Society wohl begegnen kann, aber dieser Charakter ist einfach nicht dieser metrosexuelle Typ.
Zusammenfassen zücke ich meinen Hut vor Fay Ann Lee, die mit ihrem Werk nicht nur ihren eigenen Wunschtraum erfüllt hat, sondern uns eine ungewöhnliche Unterhaltung liefert, die für Indepent-Filme eine außergewöhnlich hohe Qualität aufweist. Ich empfehle ich diesen Film uneingeschränkt als intelligenten Date-Movie bzw. Film für Zwei.