Film: John Rambo

Lange bevor die Diskussion über Killer-Spiele begann gab es die gleiche Diskussion über sogenannte “Gewalt-verherrlichende” Kinofilme. Als bekanntester Vertreter des unrühmlichen Genres wurde immer Rambo genannt. Es galt als erwiesen, dass nur einmaliges Ansehen eines Rambo-Filmes ausreichen müßte um ein beliebigen Jugendlichen ebenso gewalttätig werden zu lassen. Heute kräht kein Hahn mehr danach, all die Gefährdung scheint nunmehr ausschließlich von besagten Videospielen auszugehen. Jedoch sein Name blieb uns im Gedächtnis als Synonym für einen gewalt-bereiten Einzelkämpfer.

Nachdem Sylvester Stallone mit Rocky Balboa ein passables Comeback hingelegt hatte, waren wir natürlich auf seine zweite Paraderolle als John Rambo gespannt. Konnte er als abgehalfterter Boxer doch noch einige nennenswerte Sätze von sich geben, beschränken sich seine verbalen Äußerungen auf das absolut notwendigste. Der vierte Rambo-Film hat Burma als Kulisse, die militärische Junta quält und mordet gerade christliche Bauern. Eine Gruppe von Entwicklungshelfern engagiert Rambo um sie flussaufwärts nach Burma zu bringen, dem Rambo nur zögerliche zustimmt, weil er sich eigentlich vor der Welt verkriechen möchte. Aber als das Militär dann das Dorf brutal überfällt und die Hilfsarbeiter entführt, stimmt Rambo ohne zu Zögern seinem zweiten Auftrag zu, eine Gruppe von Söldnern mitzunehmen und mit ihnen die Geiseln zu befreien. Aber nicht ohne sich noch eine Machete zu schmieden.

Der moderne Rambo als Teamplayer? Das ist zwar ein Oxymoron, aber was soll’s, denn nach dem ersten Drittel, dass ein wenig philosophisch tut, findet man sich wieder inmitten eines typischen Rambo-Gemetzels. Der Film hat von allen Rambo-Filmen die meisten Toten, irgendwer hat 236 Morde gezählt, jeder einzelne extrem realistisch dargestellt, mit Blut und allen (menschlichen) Einzelteilen. Tatsächlich ist der Film so blutrünstig, dass für Deutschland eine Minute herausgeschnitten werden mußte, um eine Altersfreigabe ab 18 zu bekommen. Ich finde, dass so viel graphischer Realismus verhindert, dass man Kampf und Sieg der Guten wirklich genießen kann. Ein Zombie-Splatter-Movie ist wenigstens noch zum Lachen. Dieser Rambo versucht allzu krampfhaft menschlich zu wirken, der Anflug an übermenschlichen Kräften, der ihn vor 20 Jahren berühmt gemacht hatte, lässt sich nur mehr erahnen. Auch das Ein-Mann-Armee-Feeling bleibt gänzlich aus.

Rambo ist alt geworden und obwohl Sylvester Stallone selbst noch topfit ist, betrachte ich die Mission als gescheitert.

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