Mein zehnter Auftrag für Klein&Kunst.
Manchmal hat man als Klein&Kunst-Reporter – so wie diesmal Oliver Drobnik – das Privileg auch Kunst zu begutachten, die bei Gott nicht “klein” ist. Und zwar, wenn sich ein in Österreich weltbekannter Kabarettist der alten Schule beim Schwechater Satirefestival ein Stelldichein gibt. So ges(ch)ehen am 28. Februar 2008, als Joesi Prokopetz ebendort die ehrenvolle Aufgabe übernommen hatte, den Schlussstrich unter das bunte Festival zu setzen. Nicht besser hätte sein Thema hierzu passen können.
Anfangs war die Bühne in ein schummriges Rot getaucht, gepaart mit dem Titel “Hose runter” kam einem zunächst das horizontale Gewerbe in den Sinn und dann stieg die Furcht hoch, dass Herr Prokopetz erotische Enthüllungen vorhaben könnte, die wir eigentlich nicht sehen wollen. Doch dies wurde sofort entkräftet, denn das Thema des Programmes war die Komik des Komödiantenlebens.
Eloquent grantig mosert er manchmal aus der Ich-Perspektive, manchmal indem er in die Rolle noch grantigerer Charaktere schlüpfte, über allerlei skurrile Begebenheiten im Leben eines Kleinkünstlers. Über Galas und solche die es noch werden wollen, absente Groupies bis hin zur Spassgesellschaft im Allgemeinen spannte er den Bogen. Alles in seiner Handschrift frei nach dem Motto “ein Optimist ist nur ein Pessimist, der schlecht informiert ist.”
Einige Male setzte Prokopetz sich an einen kleinen Tisch und griff zu seinem neuesten Buch, ebenfalls betitelt “Hose runter”, um Passagen daraus vorzutragen. Dies tat er natürlich nicht minder sprachgewandt und so störte es nicht weiter, dass er häufig auf das Buch aufmerksam machte, welches praktischerweise und völlig zufällig im Foyer zum Kauf auflag. Gleich neben anderen dazu passenden Medien.
Wenn ich unbedingt einen Kritikpunkt finden müsste, dann wär es diese etwas übertriebene Eigenwerbung, der übrige Vortrag war über jeden Zweifel erhaben.
Das Programm war so rund, wie es nur ein Fluss-Kiesel sein kann, der über viele Jahrzehnte vom Wasser abgeschliffen wurde. Prokopetz blickt eben auf mehrere Dekaden Bühnenpräsenz zurück, denen er diesen Grad der künstlerischen Perfektion verdankt. Dann war meinen kritischen Ohren auch extrem positiv aufgefallen, dass Josi mit seiner Sprachgewaltigkeit problemlos am Burgtheater als Charakterdarsteller auftreten könnte. Ich übertreibe nicht, alleine schon die Wahl seiner Worte aus seinem gigantischen Sprachschatz, macht ihn in meinen Augen zu einem schützenswerten Denkmal der guten österreichischen Ausdrucksweise.
Prokopetz würde jeden jungen Nachwuchskabarettisten locker an die Wand spielen, zum Glück war er eben der krönende Abschluss des Satirefestivals und so ein gelungener Kontrapunkt. Auf dem Heimweg im Taxi verfolgte mich das seltsame Bedürfnis mich in Zukunft besser auszudrücken.
Oliver Drobnik für Klein&Kunst Onlein.