Raumfahrt – Krieg und Frieden

Vor einem Monat demonstrierte das rote China mit großem Tam Tam ihre Fähigkeit einen Satelliten abzuschießen. Es handelte sich zwar nur um einen eigenen Test-Satelliten, die USA fühlte sich aber dennoch ausreichend angepisst, dass sie über ihre Diplomaten protestierten. China schwellte stolz die Brust, weil sie jetzt auch bei zukünftigen Weltraumkriegen mitmachen können.

Weltweit schüttelten die Experten den Kopf über diese Dummheit, weil dieser Abschuss die Menge an ausrangierten Teilen in der Umlaufbahn unnötig vergrößert. Nur ein Teil der Splitterstücke würde in der Atmosphäre verglühen, der Rest würde mit vielen Tausenden anderen Bruchstücken nun ewig um die Erde kreisen. Schon jetzt muss bei Raketenstarts darauf geachtet werden, den Mist-Wolken auszuweichen um Schäden am Raumfahrgerät zu vermeiden. Selbst die kleinsten Teilchen entwickeln ungeheuerlich große Zerstörungskraft, wenn sie mit Tausenden von Km/h fortbewegen. Einschlaglöcher in der Windschutzscheibe des Space Shuttle sind ein Beispiel, dass ein ausrangierter Satellit einen neuen aus der Bahn wirft ist auch schon sowohl den Amis als auch den Russen passiert.

“Was rauf geht, muss auch wieder runterkommen”.

Wenn das immer stimmen würde, dann wäre alles viel einfacher mit dem Schrott über unseren Köpfen umzugehen. In 35.786 km Höhe fliegen Objekte schnell genug, dass sich Fliehkraft und Erdanziehung aufheben, daher ist dort auch der geostationäre Orbit auf dem Satelliten stillzustehen scheinen. Darunter müssen Satelliten schneller sein um auf ihrer Höhe zu bleiben, darüber langsamer, um nicht zu entfleuchen. Alle Bruchstücke und Teile, die genug abgebremst sind, fallen wieder zur Erde und verglühen zumeist. Aber nicht immer. Noch ist kein Mensch durch herunterfallende Teile ernsthaft verletzt worden, weil die Einschläge meistens im Meer oder großen unbewohnten Gebieten stattfinden. Es gibt nur einen einzigen Bericht, demzufolge eine Frau einmal von einem Stück Isolierung des Shuttle getroffen wurde, was aber ohne Folgeschäden für die Dame blieb.

Es ist aber wohl nur eine Frage der Wahrscheinlichkeitsrechnung, denn in den letzten 40 Jahren schafften es etwa 3000 Tonnen an Schrott wieder bis zum Boden. Durchschnittlich gibt es auf der Erde nur 50 Menschen pro Quadratkilometer Festland und Forscher der Columbia Universität haben berechnet dass mehr als 99,9% der Fläche zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht von Menschen eingenommen werden. Die tatsächliche Wahrscheinlichkeit von Satellitenschrott getroffen zu werden wird mit eins zu einer Million beziffert. Also nicht sehr wahrscheinlich.

Mit dieser Information wird einem auch klar, warum die Verwendung von hochgiftigem Treibstoff, wie zum Beispiel Hydrazin, für Satelliten nicht sehr schlau ist. Noch peinlicher ist, dass den erhabenen Amerikanern ein zweieinhalb Tonnen schwerer Spionage-Satellit nur wenige Stunden nach seinem Start kaputt ging, der noch eine halbe Tonne dieses Treibstoffes geladen hatte. Die Medien redeten von einem “giftigen Eisberg“, der da auf die Erde stürzen würde, weil der Treibstoff vielleicht im Tank gefroren sein könnte und so den glühenden Weg durch die Atmosphäre überstehen würde.

Szene im Weissen Haus, früher Nachmittag

Robert Gates, der U.S. Verteidiungsminister tritt ins Zimmer und zögert. Nachdem George W. Bush mit seinem Golfschläger einen kleinen weißen Ball ins Übungsloch befördert hatte, näherte er sich mit den Worten: “Mister President! I have urgent news. Our new spy satellite is failing and it has toxic fuel on board. Human lives are at stake!”

“Shoot it down!” sagte George W., von Geburt an Texaner, was seine Affinität zu allem was schießt erklärt.

“But Mister President, the World will think we are showing off.”

“I’ll be damned if those Chinese bastards can shoot down satellites and we cannot.”

“But our expensive SM-3 missiles can only reach 160 Kilometers.”

“Robert, that’s why I am president and you are only Defense Secretary. Pop in some Viagra and your good to go. Engage!”

Gesagt getan, drei Raketen wurden so modifiziert, dass sie auch 240 Kilometer hoch reichen könnten und heute erfolgte der erfolgreiche Abschuss nachdem der Satellit auf diese Höhe gesunken war.

Natürlich rief dies binnen weniger Stunden wieder die Chinesen auf den Plan, die ihrerseits diplomatisch protestierten und die USA aufforderten die Messergebnisse herauszurücken, angeblich “um den betroffenen Staaten die Möglichkeit zu geben, vorkehrende Maßnahmen zu ergreifen”. Kann es denn wirklich ein Zufall sein, dass die USA nur ein Monat nach den Chinesen einen Satelliten abschießen? Oder beginnt jetzt das wahre Wettrüsten um die Dominanz im erdnahen Weltraum?

Zum Thema der friedlichen Nutzung des Weltraums kommt wieder etwas Bewegung in den Bau der internationalen Raumstation ISS. Gerade eben wurde mit Mission STS-122 das deutsche Labor Columbus angedockt, schon nächstes Monat kommt ein Teil des japanischen Labors. All diese Einzelteile haben zumindest den symbolischen Wert der weltweiten Zusammenarbeit, auch wenn die übrige Weltbevölkerung kaum einen Wert daraus haben wird.

Dies bringt uns zu den Bestrebungen der privaten Raumfahrtindustrie am Beispiel von Virgin Galactic. Sir Richard Branson arbeitet zusammen mit dem genialen Flugzeugkonstrukteur Burt Rutan an der Verwirklichung des Traums kommerzielle Suborbitalflüge eine Realität werden zu lassen.

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Im Januar präsentierten sie erstmals die Modelle ihres zweiteiligen Raumfahrzeugs, welches das Konzept verfeinert, mit dem Burt Rutan 2004 den Ansari X-Prize gewonnen hatte und es für Zivilisten tauglich machen soll. Das Trägerflugzeug WhiteKnightTwo wäre 80% komplett, das Passagiermodul SpaceShipTwo sei zu 60% fertiggestellt. Schon in diesem Jahr wollen sie die ersten Erprobungsflüge des Trägersystems durchführen, realistisch scheint eine Aufnahme des komerziellen Betreibes mit Flügen auf 110 km Höhe um 2010. Interessanterweise evaluiert Virgin Galactic auch den Einsatz von WhiteKnightTwo für den Transport von Frachten oder Satelliten. Im Erfolgsfall könnte dies viel Geschäft bringen und dies senkt wiederum die Kosten.

Obwohl der anfängliche Ticket-Preis mit 200.000 Dollar recht luxuriös erscheint, haben sich schon mehr als hundert Personen fix angemeldet, Tausende Interessenten warten auf günstigere Tarife, mich eingeschlossen. Sollte der Preis eines Tags auf unte
r 20.000 Euro sinken bin ich auch sofort dabei. Am liebsten zusammen mit meinen Kindern, denn es heißt, dass der schwebende Blick auf den runden Erdball die Perspektive komplett verändern würde. Das unglaubliche Gefühl von Frieden dort oben ist ansteckend, weshalb ich finde das es Pflichtprogramm für alle Staatsmänner werden sollte.

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