Nunmehr ist das begehrte iPhone von Apple seit einer Woche in den T-Mobile-Läden und geht angeblich weg wie warme Semmeln. Die hochnäsige Mobilkom hatte das Gerät anfangs nicht ernst genommen und die Chance auf den Exklusiv-Vertrag mit Apple nicht genutzt. So machte Nummer zwei in unserem Land das Rennen. Doch im Juni bekommen alle iPhones ein Update verpaßt, dass sie fit für Geschäftskunden macht und DAS ist der A1 schon ein Dorn im Auge. In USA kräht längst kein Hahn mehr nach einem Blackberry und auch der Ziegelstein namens “Communicator” von Nokia hat viel seines Star-Images eingebüßt. Palm, die die längste Zeit als der Innbegriff der PDAs galten, sind auch schon viele Plätze zurückgefallen. Wer will denn schon einen PDA, wenn er die gleichen Funktionen besser in einem stets verbundenen Smartphone bekommt?
Schätzungen zufolge sind mehr als 25% aller im Umlauf befindlichen iPhones gegen den Willen von Apple offen für alle Netze, vulgo “gecrackt”, “gejailbreakt” und “unlocked”. Nach diesen streckte die Mobilkom ihren Lockfinger aus, als sie vor zwei Tagen in einer Presseaussendung folgendes schrieben:
Presseaussendung vom 26.03.2008
iPhones funktionieren auch im A1 Netz, dem besten Netz Österreichs
Aufgrund zahlreicher Kunden-Anfragen an der A1 Serviceline stellt A1 klar, dass das iPhone grundsätzlich auch im besten und flächendeckendsten Mobilfunknetz Österreichs* verwendet werden kann. Kunden, die sich iPhones am freien Markt besorgen, können regulär entsperrte Geräte auch mit einer A1 SIM-Karte nutzen.
Apple’s iPhone hat sich in den vergangenen Monaten zu einem viel diskutierten Handy entwickelt. Apple hat den Verkauf des Gerätes zumeist exklusiv an Mobilfunkbetreiber gebunden, jedoch gelangen immer wieder regulär entsperrte Geräte auf den Markt: so etwa müssen iPhones in Frankreich auf Grund der dort geltenden Gesetzeslage auch ohne entsprechende Sperre erhältlich sein. Sobald solche regulär entsperrten Geräte innerhalb der EU erhältlich sind, ist es rechtlich zulässig, dass diese auch in anderen EU-Ländern verwendet werden können. Somit können diese Geräte auch mit einer A1 SIM-Karte genutzt werden. A1 weist darauf hin, dass selbstständiges Entsperren rechtlich problematisch sein kann. Zudem besteht die Möglichkeit, dass Apple über die iTunes Software Einfluss auf die Funktionalität des Gerätes nehmen kann.
SIM-Lock ist ein geläufiges Modell
Vor allem europäische Mobilfunk-Betreiber nutzen den SIM-Lock Mechanismus, um ihren Kunden
Handys zu günstigen Konditionen und vielfach auch kostenlos bieten zu können: damit binden sie ihre Kunden längerfristig an sich. Im Falle von Apple wird die Sperre offensichtlich aber auch dazu verwendet, das Gerät exklusiv über einzelne Betreiber zu verkaufen.*Beste dauerhafte Netzqualität geprüft und bestätigt durch das IBK der TU Wien
Womit sie größtenteils recht haben. Das A1-Netz wäre schon alleine wegen des besseren Ausbaus von EDGE in ihrem Netz der idealere Partner für Apple gewesen. Bei T-Mobile gibt es sogar im Ballungszentrum Wien leider noch große Lücken bei der Versorgung mit 2.5G. ONE hat sogar aus Kostengründen gänzlich auf EDGE verzichtet und sich damit vom Geschäft mit Blackberries und jetzt auch dem iPhone abgeschnitten. Mit solch kurzsichtiger Strategie hat sich ONE schon mehrfach die Chance auf Platz zwei in Österreich verbaut. T-Mobile hat A1 bei Apple ausgestochen, ONE beim Netz. So kann T-Mobile allen Mitbewerbern die lange Nase zeigen und lacht sich scheckig pink darüber, dass iPhone-Kunden ein vielfaches mehr an Datenverkehr produzieren als Kunden mit anderen Endgeräten.
Messungen von Google zufolge ist es sogar 50 mal so viel Datenverkehr als mit jedem anderen Gerät, AT&T hat auch schon bestätigt, dass iPhone Kunden doppelt so viel einbringen wie andere. Unglaublich! Die Menschen nützen das mobile Internet, wenn sie nur einen sinnvollen mobilen Browser mit großem Display und breiter mobiler Internetverbindung haben. Wer hätte DAS gedacht? Das wäre endlich mal wieder eine neue Technologie, die auch tatsächlich verwendet wird. Regelmäßig bekommt man nun von iPhone-Nachahmungen zu lesen und dass die Firma X nun mit dem Smartphone X einen “iPhone-Killer” auf den Markt bringen würde. All dies bringt uns iPhone-User kräftig zum schmunzeln. Microsoft’s Zune und Zune2 waren ja auch “iPod-Killer”, aber kennst Du irgendwen, der einen Zune hat?!
Ich bin bekennender iPhone-Fan und ich sehe nichts in Österreich kommen, dass nur annähernd ans iPhone herankommen könnte. Nokia hat leider seine technologische Führerschaft verspielt, weil sie, statt sich auf technologische Führerschaft zu konzentrieren, zu viele verschiedene Geräte gehetzt und größtenteils mit fehlerhafter Firmware auf den Markt brachten. Dadurch brauchte jeder neuer Technologie-Schritt 1-2 Jahre um nach der großen Ankündigung seinen Weg in die Hände der Kunden zu finden. Bestes Beispiel: das N95 von Nokia, welches ich um über 400 EUR (trotz Vertragsverlängerung) kaufen musste. Mein iPhone hat mich weniger gekostet, ist nicht an ein Netz gebunden und macht mir viel größere Freude.
Der wichtigste Mann Österreichs, der Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, macht uns vor, wie der moderne Österreicher mit Technik aus USA umgeht. Man läßt sich zum 48. Geburtstag am 8. Februar ein offenes iPhone schenken. Ein Monat vor dem offiziellen Österreich-Launch in Österreich muss es sich also um entsperrtes iPhone handeln, obendrein telefoniert die Regierung normalerweise im Netz der Mobilkom. Natürlich schrien die kleinen Partien sofort “Foul!” und starteten eine parlamentarische Anfrage. Ich glaube aber wohl eher, weil sie ihm das geile Teil neidig sind. Ich widerspreche vielen seiner Ansichten, aber der Herr Gusenbauer ist für einen alten Herren ungewöhnlich technikbegeistert, was man auch daran erkennt, dass er seit geraumer Zeit Videopodcasts (ich nannte sie GusiTube) macht.
Um das iPhone schlagen zu können müßte ein Gerät der Hardware noch eins draufsetzen. Keine Tasten, dafür großes LCD-Touch-Display und HSDPA 3G. Doch da hat sich Apple abgesichert: angeblich sind schon die ersten 3G-Chips für die nächste iPhone-Generation bestellt und schon vor 2 Jahren ließ sich Apple sogar eine Display-Technologie patentieren, bei der der Schirm auch gleichzeitig als Kamera agieren kann. So könnte das übernächste iPhone auch für Video-Chats dienen. 3G versucht seit Jahren die Kunden dazu zu bringen sich über UMTS auch
sehen zu wollen. Aber solange Video-Calls mehr kosten als Audio-Telefonate werden sich die Leute nicht abzocken lassen. Apple könnte schaffen, wo die Mobilfunkfirmen gescheitert sind. In vielerlei Hinsicht.
Nächste Updates für das iPhone werden mehr Speicher, 3G-Netz und OLED-Displays sein. Längere Akkulaufzeit könnte ein Nebeneffekt von besserem Energiemanagement und der durch OLEDs möglichen Einsparung der LED-Beleuchtung sein. Und das ist erst der Anfang, das iPhone ist noch nicht einmal ein Jahr alt! Ich bin gespannt, welche mobilen Revolutionen wir von Apple noch präsentiert bekommen. Dank Apple macht es mir wieder Spaß, Technologie-Liebhaber zu sein.