Vor 24 Jahren, als ich mich für Computer zu interessieren begann, war es ein MSX 1 von Philips, auf dem ich neugierig mit BASIC herumprogrammierte. Meinen ersten PC bekam ich erst um etwa 1990 in die Hand, als sich mein Vater einen der ersten PCs kaufte. Ich programmierte mit Turbo Pascal schon einige ganz ansehnliche Programme unter anderem in der Ferialpraxis in Siemens ein Urlaubsverwaltungsprogramm und ein Programm zur Verwaltung von Flohmarktständen.
Mein optisch tollstes Projekt war ein C++ Programm, dass einfache Gegenstände in 3D darstellen und rotieren konnte, das war mein Programmier-Projekt im EDV Kolleg Spengergasse. In Mathematik hatte ich einen Geistesblitz gehabt und sah plötzlich die Formeln vor mir, wie ich Koordinaten zu einem dreidimensionalen Bild machen könne. Das setzte ich dann auch um und war über meinen Erfolg verblüfft, als ich plötzlich einen plastischen Würfel vor mir sah. Von allen meinen Ergebnissen kam dieses am nähesten an ein Spiel heran, weil man die Perspektive mit den Pfeiltasten verändern konnte. Ich befasste mich auch einige Zeit lang mit 3D Studio und konstruierte begeistert einfache dreidimensionale Szenen in denen ich dann die Kamera herumfliegen ließ. Am besten gelang mir mein Klavier, dass ich haarklein nachkonstruierte. Statt Blütner, ist es ein “Revilo”, das ist mein Vorname rückwärts gelesen.
Als Klavierspieler probierte ich mich auch öfters mal als Komponist, notierte simple Lieder erst noch von Hand, später mit einem Keyboard und MIDI-Software am PC. Und, dass es mir nie an Video-Exhibitionismus fehlte, das beweisen die zahlreichen Videos, die online zu sehen sein. (Ich sehe gerade, dass sich auf meinem Blog ein Programmierfehler eingeschlichen hat, den ich beheben muss, damit die Videos wieder angeschaut werden können.) Alles in Allem zeigte ich als Jugendlicher viele kreative Ansätze, aus denen ich aber nichts handfestes machen konnte, wahrscheinlich, weil das Fehlen von geeigneten Werkzeugen mir das kreative Ausleben zu sehr erschwerte. Und dadurch landete ich in einem relativ unkreativen EDV-Job als Betreuer von Desktop-Computern.
Sowohl Apple mit dem neuen SDK für die Touch Plattform, als auch Microsoft mit seinem XNA Game Studio und Visual Studio bieten heute kostenlos die Entwicklungswerzeuge an, mit denen sich realtiv unaufwendig Spiele programmieren lassen. Der geneigte junge Mensch kann damit all seine kreativen Spielideen problemlos umsetzen. Nachdem erste Erfahrungen mit der Spieleentwicklung gesammelt wurden, fällt der Einstieg in eine österreichische Spielefirma wie z.B. JoWood nicht mehr schwer. Oder man gründet gar seine eigene Firma, denn nie war es besser in der Spieleindustrie tätig zu sein. 2007 übertraf diese erstmals den gesamten Musik-Markt an Umsatz.
Ich bin 25 Jahre zu spät auf die Welt gekommen. Ich habe das traurige Gefühl, dass es wohl übermäßiger Konsum des passiv-machenden Fernsehens war, der mich selbst passiv werden ließ und meine Kreativität abtötete. Unsere Kinder werden in ein technisches Umfeld hineingeboren, dass ihrer Kreativität kein Grenzen mehr setzt, aber gleichzeitig droht sie mit Informationen und passiven Medien zu erdrücken. Daher ist es umso wichtiger, dass Eltern Sorge tragen ihre Kinder zu Aktivität und Kreativität zu ermuntert und passives Konsumieren möglichst reduzieren. Sonst werden auch unsere Nachfahren zu passiv konsumierenden Drohnen.
Mein Glück als Generalist ist, dass ich einen Überblick habe und so meine Kinder sanft in ein Leben führen kann, dass von kreativem Selbstausdruck nur so strotzt.