Ich besuchte am 8. Mai 2008 die Premiere einer revolutionären Performance des klub15 im Theater im Zentrum und berichtete für Klein&Kunst Online.
In turbulenten Zeiten erlauben es sich Menschen aller Bevölkerungsschichten mehr oder weniger intensiv zu überlegen, ob die Gesellschaft nicht eine Revolution brauche um wieder ins Reine zu kommen. Doch herrscht selten Einigkeit darüber, in welcher Form dieser revolutionäre Umbruch stattfinden könnte, sind doch die inneren Beweggründe häufig so grundverschieden, wie die Menschen, welche darüber nachdenken.
Das Ensemble des Jugendklubs “klub15”, bestehend aus zehn jungen Damen zwischen 15 und 19 Jahren, nahm sich eben dieses Themas der Zerrissenheit an und erarbeitete über ein Jahr eine Performance daraus, die sie nun im Theater im Zentrum zum Besten gaben.
In der Rahmenhandlung treffen die Akteurinnen zu einem privaten “Festl” zusammen, freuen sich auf entspannte Ausgelassenheit, tun zum Spaß ein wenig Komatrinken. Doch statt in einer alkoholisierten Bewusstlosigkeit zu landen, spinnt sich ein überraschend tiefgründiger Dialog über die Revolution. “Was die Menschen alles aus Langeweile tun.” Beten, sich vermehren und andere Blödheiten.
Der Regisseur der Truppe, Mag. Harald Volker Sommer, erzählte am Anfang, dass die jungen Menschen das Stück selbst gestaltet hätten und ein kleiner roter Folder dokumentiert die angeblichen geistigen Revolutionen, die die Damen bei Erarbeitung und Probe des Stoffs selbst durchgemacht hätten. Dies ließ mich allerhöchsten Respekt empfinden, ist diese Altersklasse doch für gewöhnlich doch eher von Perspektivenlosigkeit, Schulstress und anti-autoritärer Aufmüpfigkeit geprägt, denn von hochintellektuellem Diskurs.
Nachdem man sich also kurz über Macht, Politiker und Langeweile ausgelassen hat, plant man den Aufstand und hier spaltet sich die Truppe in zwei grundverschiedene Gruppen, das Tribunal und den nationalen Konvent, beide mit einem anderen Ansatz, wie eine Revolution zu verlaufen hat.
Das Tribunal definiert sich über Grausamkeit, greift zu Waffen, zitiert Danton, “wir sind nicht grausamer als die Natur und die Zeit” und externalisiert die Revolution über den Kampf gegen die Widerstände. Der nationale Konvent andererseits verkörpert die innere Reflexion, die mit Hilfsmitteln wie dem Tanzen und Genuss versucht die Veränderung herbeizuführen. Die einen tragen schwarz-weiss formalisierte Kleidung, die anderen bunte und individuelle Kleidung mit Hippie-Anleihe. Im Raum steht die Frage nach dem eigenen Willen, denn die Revolution scheint die Akteure wie Puppen tanzen zu lassen.
Die Gruppierungen sitzen sich gegenüber und im Wechsel sehen wir Solo-Partien und Konfrontation im Spannungsfeld dazwischen. Mal wird geflirtet, mal wird gezankt, am Ende mündet die Handlung in einer Zeitlupen-Schlägerei. Dabei gibt es auf der sanften Seite einige Todesopfer, was ihre Kumpanen beweinen und die Aggressiven als gerecht deklarieren. Wenigstens war der Tod öffentlich, so wurde ein Exempel statuiert und das Tribunal konnte auch noch wirtschaftlich profitieren. Waren das die tatsächlichen Beweggründe?
Ich war sehr angenehm überrascht, einige der jungen Schauspielerinnen besaßen beachtliche Bühnenpräsenz und Ausdruck. Dem Publikum, das sich hauptsächlich aus Freunden und Eltern zusammenzusetzen schien, gefiel es prächtig. Das Programm ist intensiv, aber durch die Kürze mit nur einer Stunde kurzweilig. Ich verließ den Ort mit angeregten Gedanken, grübelnd wie ich wohl selbst die Revolution veranstalten würde. Am revolutionärsten war aber der Eintrittspreis: 1 Euro. Da zittert der Kapitalist vor Angst.
Infos:
Nach der Premiere am 8. Mai folgen noch zwei Vorstellungen am 14 und am 16 Mai.