Als letztes der grossen deutschen Autohäuser eröffnete BMW im Herbst 2007 die BMW Welt neben dem Münchner Olympiapark. Zuvor hatten auch Volkswagen und Mercedes jeweils einen Ort etabliert, an dem die Fahrzeugübergabe an Kunden aus dem Premium-Segment zelebriert werden konnte. BMW wollte nicht kleckern, sondern klotzte mit einem riesigen Bau aus Stahl und Glas, den das renommierte Architektenbüro Coop-Himmelb(l)au geplant hatte.
Wichtigster Bereich der BMW Welt ist eine kreisrunde Plattform in der Mitte, liebevoll “Premiere” genannt, denn dort wird den neuen Kunden ihr KFZ Hollywood-tauglich auf einem Showroom-Drehteller im Scheinwerferlicht präsentiert. Einen Tag zuvor war es noch in Plastik verpackt von einem Transporter gerollt und über die Nacht in einem Roboter-Regal gelagert worden. Am Tag X wurde es dann ausgemottet, auf Hochglanz poliert und dann mittels Lift zur Premieren-Plattform gebracht, während der Kunde noch anhand einer Computer-Simulation seines Fahrzeuges die Technik erklärt bekommt.
Man möchte erwarten, dass dies ein kostenloses Service zur Kundenbindung wäre, aber würde damit irren, etwa 350 Euro kostet es, will man seinen neuen BMW selbst abholen und anreisen muss man auch selbst. Auch die Parkgarage im Haus kostet Geld, Kennzeichen muss man auch selbst mitbringen. Aber offenbar ist all diese Kosten eine Lappalie für aktuell 90 Kunden täglich (Mo-Sa). Die “Experience” der Premium-Behandlung lassen sie sich nicht entgehen. Das ist ein Drittel der möglichen Auslastung, nicht schlecht im ersten Jahr, wo doch noch viele BMW Händler Angst haben, dass ihnen die Felle davonschwimmen, wenn sie nicht bei dem psychologisch wichtigen Moment der Übergabe dabei sein können. BMW muss da noch viel interne Werbung machen.
Zweiter für den Konzern lukrativer Bereich ist die Veranstaltungshalle, die mit vergleichsweise günstigen 5000 Euro pro Tag (Aufbautag die Hälfte) gerne von grossen Münchner Firmen gemietet wird. Neben der guten Akustik sind es hydraulisch bewegliche Bodensegmente, die sich mittels Knopfdruck in verschiedene Topographien verwandeln lassen.
Auf den Flächen zwischen Premiere und Halle findet sich allerlei Füllmaterial, ausgestellte PKWs und Motorräder, Ausstellungen, ein Kinder-Aktiv-Bereich, Gastronomie und zwei Merchandising-Geschäfte. Damit präsentiert sich die BMW Welt als das Disneyland für den eingefleischten BMW-Fan. Doch an der Architektur ist klar zu erkennen, dass “Premium” das eindeutige Credo von BMW ist. Die neuen Autos kosten mehr als ich in einem Jahr verdiene und so trennt nicht nur die monetäre Kluft uns Normal-Bürger vom Besitz einer BMW “Driving Machine”, sondern auch ganz offensichtlich ein breiter Graben, der die Besucher für einen Tag zum BMW-Paparrazzi degradiert.