Mit dem Schlußpfiff der Fussballmeisterschaft EURO 2008 war der Tanz auch schon wieder vorbei. Tanz im wahrsten Sinne des Wortes, denn selbst eingefleischte Fußballlaien wie ich könnten klar erkennen, dass die spanischen Balleros den Deutschen auf der Nase herumtanzten. Gelegentlich bekam ein deutscher Spieler das Leder vor die Füße, aber Chancenverwertung sah dort – den Österreichern nicht unähnlich – so aus, dass man den Ball einfach in der generellen Richtung pfefferte, in der man das gegnerische Tor vermutete. Deutsche Egos waren am Ball, ein hellblond gebleichter Stürmer, ein Schönling mit Bartkunstwerk und der alle überragende “Rübezahl”, dessen Größe und Rauschebart ihm diesen inoffiziellen Spitznamen eingebracht hatten.
Und über diese Star-Egos scheinen mir die lieben Nachbarn gestolpert zu sein. Zeit, die in Deutschland offenbar mit der Schönheitspflege verbracht worden war, hatten die spanischen Tänzer mit dem Üben von Ball-Kontrolle, -Akrobatik und schnellem präzisen Passen verbracht. Keine Star-Allüren stochen da unangenehm heraus, das Feuer und der Charakter wurde durch die gesammte Mannschaft in einem harmonischen aber dennoch pfeffrigen Gruppentanz zum Ausdruck gebracht. Tolle Teamarbeit, unermüdlich wurde der Ball zwischen den Spaniern hin und her gepasst, man schwirrte um das deutsche Tor wie ein lästiges Moskito, dem dann auch ein eher zufälliger Stich gelang. An Haartracht kann ich mich nur an eine Glatze und einmal einfach zusammengebundene lange Haare erinnern. Alles pflegeleicht, das läßt mehr Zeit zum Jonglieren mit Fußbällen. Beim Stehen vor dem Spiegel dürfte sich etwas Geld in den Beinen abgelagert haben, denn diese waren bei den Deutschen auch sichtlich schwerer.
Dazu passend auch die entsprechenden Trainer. Der Deutsche ein Dressman im Anzug, ein kühler Intellektueller und Geschäftsmann. Der krasse Gegensatz dazu im spanischen Lager: ein schiacher dicker Alter mit unschönen Zähnen im Trainingsanzug. Immer wenn ich den sah, musste ich unfreiwillig denken “Huch, warum zeigen die im Fernsehen einen schreienden Hausmeister?” Aber auf die Schönheit kommt es hier nicht an, der Hausmeister trat dem Dressman heftig in den Arsch.
Die Strategie mehr zu üben und weniger zu stylen ging auf. Die Mehrzahl der Menschen in den diversen Fanzonen hielt von Beginn weg zu den Spaniern und im Stadion wechselte der gegröhlte Song zwischen “Immer wieder Österreich” und “Viva Espangnia”, die spanische Mannschaft war für einen Abend die neue österreichische Nationalmannschaft. Man könnte spitzfindig behaupten, die Ösis hätten immer schon rechtzeitig einen Riecher dafür gehabt mit welchen Nationen man sich gut stellen sollte um auf der Seite der Gewinner zu sein.
Meine Lehre aus der EURO 2008 ist klar. Mit Schönheit läßt sich kein Preis gewinnen, es sei denn man will beim Verlieren gut aussehen.