Zwei ungleiche Brüder kaufen sich ein kleines Segelboot und taufen es Cassandra’s Dream, weil das der Name eines Rennhundes ist, das dem Spieler Glück gebracht hatte. So beginnt das jüngste Werk von Altmeister Woody Allen, für das er Script und Regie machte. Doch die anfängliche Glückssträhne schlägt jäh in noch größeres Pech um, als der Spieler (Colin Farrell) beim Pokern in einem Londoner Hinterzimmer von 30.000 Pfund plus auf 90.0000 minus kommt, geborgt von einem Kredithai.
Der andere Bruder (Ewan McGregor) hilft seinem Vater im Restaurant, hat aber auch grosse Ambitionen. Er möchte bei einem Hotel-Deal einsteigen und eine wunderschöne Schauspielerin beeindrucken. Dafür auch eine Menge Raibach. Da trifft es sich gut, dass der reiche Onkel (Tom Wilkinson) kurz zu Besuch kommt. Doch die überraschende Wendung folgt, als der Onkel ihnen ein unmoralisches Geschäft anbietet. Er verspricht ihre finanziellen Probleme zu lösen, wenn sie im Gegenzug einen übermäßig redseligen früheren Mitarbeiter seiner Schönheitsklinik davon abhalten vor Gericht gegen ihn auszusagen.
Das moralische Dilemma ist perfekt. Was tun? Ein Menschenleben gegen wirtschaftliche Freiheit? Soll der Onkel für seine Vergehen büssen oder ist allen mehr gedient, wenn ein “kleines Unrecht” getan wird. Diese Fragen beantworten die Brüder höchst unterschiedlich, während der sachliche den Kopf behält und sich durchsetzt, entgleist der Spieler immer mehr. Das Ganze mündet nach vielen großartigen, teils lustigen, teils nachdenklichen Szenen in einem Eklat, wie er nach Woody Allen Manier nicht schwärzer sein könnte. Ist die Erfüllung eines Traumes vielleicht doch nicht jeden Preis wert?
Tolles Schauspiel in einem Film, der sehr an ein Theaterstück erinnert. Woody Allen wiederholt viele Themen aus Matchpoint, aber geht dieses Mal einen weniger kontroversen Weg. Aber dennoch typisch neurotisch, auch wenn er diesmal keine Rolle selbst übernimmt.
“Cassandra’s Traum” kommt am 6. Juni in Österreich ins Kino