Die heutige Konfrontation nannte der ORF ein “Match um dritten Platz”, bei der letzten Wahl hatten die Grünen nur 530 Stimmen mehr als die FPÖ. Strache eröffnete erneut mit dem Thema MWST Senkung, die Van der Bellen eloquent in der Luft zerriss, denn dies sei ein “Wachteleierpaarlauf”, weil sich mit der Ausnehmung von 12 Luxus-Lebensmittel die SPÖ die Zustimmung zu ihrer Forderung erkauft hätte.
Strache probierte das sinkende MWST-Schiff zu retten und posaunte eine Senkung der Steuer auf Medikamente als sozial treffend. Doch auch diese wurden vom Professor zerlegt, tatsächlich würden nur die Krankenkassen Geld sparen, da für verschriebene Medikamente keine Steuer sondern Rezeptgebühr zu bezahlen wäre. Dem gelernten Wirtschaftsprofessor kann man nun mal keine Art der Mehrwertsteuer-Senkung als sozial treffsicher verkaufen.
Dann holte Strache den bekannten Schmäh hervor, dass alle bisherigen FPÖ-Forderungen waren abgelehnt worden und jetzt würden alle Parteien bei ihnen Ideen klauen. Da wechselte Moderatorin Ingrid Thurner das Thema zu Religion. Es war sehr amüsant zu sehen, wie sich H.C. als besonders tolerant in Glaubensfragen bezeichnete. Gleichzeitig wären aber islamische ein Siegessymbol über das Christentum und wären ihm überhaupt nicht recht, weshalb er europaweit entsprechende Aktione unterstützen würde. Van der Bellen konterte, es würde für ein paar Hundertausend Muslime in ganz Österreich nur 2 Moscheen mit Minarett geben, Straches Minarett-Angst wäre völlig überzogen.
Der Professor wechselte mehrfach geschickt auf die Meta-Ebende, wo er die zuschauenden Österreicher ansprach und fragte, wen sie nun wirklich als Vizekanzler haben wollen würden. FPÖ bedeute als Schritt-Richtung Provinzialisierung, EU-Austritt und Stacheldraht. Die Grünen hingegen brächten Innovation mit sozialer Gerechtigkeit.
Straches übliche Antwort darauf: Schmutzwäsche waschen. Er packte Flugblätter aus und zitiert mehrere Anti-Nationalistische Kampagnen der grünen Jungend. Van der Bellen gibt sich väterlich “Ich werde immer die Jugend verteidigen, auch wenn sie Scheiss’ baut”. Auch wenn es eine Schnapsidee war, wir haben doch sehr über “Nimm Dein Flaggerl für Dein Gackerl” gelacht und die Nachricht verstanden, dass überzogener Nationalismus auch in die Hose gehen könne. Blöd nur, dass es sicher irgendwo ein Gesetz gibt, dass Verunglimpfung von Fahnen ahndet.
Strache packte noch einen Brief aus, diesmal von Fürnkranz, aber Van der Bellen konterte brilliant und machte den Mafia-Paragrafen zum Thema seiner Retorte. Es solle eigentlich in Österreich undenkbar sein, dass 10 unbescholtene Menschen für 3 Monate in Untersuchungshaft sitzen, ohne, dass die Staatsanwaltschaft in der Lage ist, ihnen ein Verbrechen zur Last zu legen.
Dann polterte Strache gegen den Tierschutz: “Was bedeutet das für die 400.000 Jäger, die viel leisten für unser Land?” Selbst dieser Tiefgriff beeindruckte den Professor nicht im geringsten, er hätte sogar einige Freunde, die Jäger wären. Nur gegen sinnlose Hetzjagden auf Hasen hätte er was.
Den nächsten amüsanten Themenwechsel schaffte Thurner mit der pointierten Frage, wie man die Lendenkraft der Österreicher wieder in Schwung bringen könne.
VDB: es fehlt an Kinderbetreuung und an Möglichkeit zur Karrierewiederaufnahme
Strache: Familiensteuersplitting, kostenloser freiwilliger Kindergarten und nicht Abtreibung auf Krankenschein, wie es die Grünen wollen. Van der Bellen: Nur als letzten Ausweg für Frauen.
H.C. Strache fand einfach kein Thema, auf dem sich eine Diskussion zu seinen Gunsten aufbauen ließ, am Ende ging es doch wieder um die Frage der Zuwanderung, bei der er den Grünen vorwarf ohne “Qualitätssicherung” allen Ausländern Tür und Tor zu öffnen.
“Das ist ja lächerlich.” entfuhr es dem Professor. Die Grünen fordern einzig gesteuerte Arbeitszuwanderung. Wer in Österreich geboren wird, soll Staatsbürger sein, USA macht das seit 200 Jahren so. Das brächte zusätzliche Steuereinnahmen und Sozialabgaben zur Rettung unseres Sozialsystems.
Zur Frage der Neutralität befürchtet die FPÖ eben die Abschaffung derselben und das bei jeder Gelegenheit. “Wo stehen die Grünen?” war dann auch eine interessante Frage.
Derzeit gäbe es keinen Grund von der Nationalität abzugehen, weil dies eine Nato-Dominanz brächte. Wenn es in ein paar Jahrzehnten aber ein EU-weites Heer gäbe, dann müsse man sich vielleicht wieder Gedanken machen.
Bedingung für Regierungsbeteiligung:
FPÖ wollen Abstimmung zum EU-Vertrag, kein Beitritt der Türkei, differenziertes Sozialsystem (zwischen Inländern und Ausländern)
Grüne wollen Bildungsoffensive, Ausstiegshilfe aus Öl und Gas gegen Klimawandel (“Pellets statt Putin”), soziale Gerechtigkeit in Steuern und Abgaben
Mir fiel auf, wie sehr sich H.C. Strache zurückgenommen hatte, die Anzahl seiner Untergriffe war am absoluten Minimum angekommen, offenbar erinnerte er sich noch an die Drohung der Moderatorin vom letzten Mal, sie würden ihn aus dem Bild nehmen und das Mikrofon abdrehen. Dies bedeutete aber dennoch, dass er gegen die starke wirtschaftliche Expertise von Alexander Van der Bellen nicht ankommen konnte. Der Professor hingegen war völlig locker, fast so als wüsste er, dass sich H.C. Strache von selbst völlig lächerlich machen würde.