Tag der Arbeit

Am ersten Mai wird man am Land, speziell hier in Weistrach, zünftig von der Blaskapelle geweckt, die mit Humptata durch den Ort zieht. Ja hier am Land ist man noch mit ganzer Seele dabei, nicht so in Wien, wo die SPÖ eine Show veranstaltet und tausende Wiener diese konsumieren. Als Gegenleistung dafür, dass die Kunden eine Action-Show geboten bekommen, müssen sie halt schwingenden Rede führender Politiker ertragen, die seit jeher um sozialistisches Gedankengut kreisen.

Der Weg

Das “Recht auf Arbeit“, für sich teil der Menschenrechte hat im ersten Mai einen Fürsprecher. Leider ist es eine Mogelpackung. Aufgrund des Titels möchte man annehmen, dass ich als Mensch ein Recht darauf hätte, würdige und überlebensfördernde Arbeit zur Verfügung gestellt zu bekommen. Dem ist nicht so. Schauen wir uns den Text selbst einmal genauer an.

Hier der Menschenrechtsartikel 23 im Wortlaut:

Artikel 23

  1. Jeder hat das Recht auf Arbeit, auf freie Berufswahl, auf gerechte und befriedigende Arbeitsbedingungen sowie auf Schutz vor Arbeitslosigkeit.
  2. Jeder, ohne Unterschied, hat das Recht auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit.
  3. Jeder, der arbeitet, hat das Recht auf gerechte und befriedigende Entlohnung, die ihm und seiner Familie eine der menschlichen Würde entsprechende Existenz sichert, gegebenenfalls ergänzt durch andere soziale Schutzmaßnahmen.
  4. Jeder hat das Recht, zum Schutz seiner Interessen Gewerkschaften zu bilden und solchen beizutreten.

 

Die freie Berufswahl ist das einzige, was heutzutage zu 99% umgesetzt ist: kaum ein Bursche lernt mehr das gleiche Handwerk wie der Vater. Jeder kann lernen oder studieren was er möchte.

Schon der zweite Halbsatz birgt die meisten Probleme in sich. Was ist gerecht und befriedigend an Arbeitsbedingungen? Was ist gerecht daran, dass ich in der EDV von nur einem Bruchteil an feschen Ladies umgeben bin, als wenn ich beispielsweise einen kreativen Beruf hätte? So gibt es viele Dinge, die manche Leute als ungerecht oder unbefriedigend interpretieren könnten. Und schon haben wir eine Verletzung der Menschenrechte.

Schutz vor Arbeitslosigkeit? Das wird hierzulande mit der Arbeitslosenversicherung abgedeckt, möchte man meinen. Aber Versicherung ist immer versicherungsmathematischer Betrug. Würde der Staat dieses Menschenrecht ernst nehmen, würde jeder Mensch, der seine Stelle verliert sofort vom Staat irgendwo angestellt werden und nicht mit Almosen und Kursen abgespeist. Was wir hier betreiben ist “Schutz vor Einkommenslosigkeit”. Also Geldgeschenke, aber nicht Schutz der Erwerbstätigkeit sind das Ergebnis des AMS. Für mehr ist leider kein Geld da, die alte Leier. Eine Stiftung muss her in der jeder Arbeitslose sinnvolle Tätigkeit finden könnte.

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit? Es gibt ein paar glückliche Beamte, bei denen diese bereits zwangsweise umgesetzt wurde, doch dieser Satz wird häufig zitiert, wenn es um die Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen geht. Diese Formulierung geht allerdings am realen Leben vorbei. Frauen wollen oder können eben nicht (statistisch) die gleichen Jobs machen  wie ihre männlichen Kollegen. Frauen kriegen Kinder, Frauen tendieren eher zu sozialen Berufungen, Frauen arbeiten eher Teilzeit oder “MacJobs”. Eigentlich müsste der Staat rigoros die Gehälter reglementieren so dass eine Frisörin das Gleiche verdient wie ein EDV Administrator. Dann wär’s fair. Das Recht müßte eigentlich heissen “gleicher Lohn für gleiche Arbeitsstunden”. Aber das wird’s nie spielen. Wir können nur schauen dass unsere Töchter die besseren EDV-Fuzzis werden. Meine Töchter werden jedenfalls einen Mac bekommen before ich ihnen Barbie kaufe.

Gerechte und befriedigende Entlohnung? Wie gesagt, Entlohnung kann gar nicht gerecht sein, solange es verschiedene Stundensätze gibt. Warum verdienen Chefs das doppelte Brutto von einem selbst, obwohl sie auch nur 38,5 Stunde pro Woche anwesend sind. Ach ja: sie haben ja angeblich mehr Verantwortung. Sie managen den Sauhaufen. Und Leute wie ich, die kaum ein Blatt vor den Mund nehmen, werden mit unserem aufmüpfigen Gerede werde sicher nie auf eine Managment-Stufe kommen. Es mag gerecht sein, dass der Lohn mit der Höhe in der Hierarchie wächst. Aber es ist nicht gerecht, wenn Menschen der Aufstieg aufgrund ihres Mundwerkes, der Kleinheit der Firma oder aufgrund ihres mangelnden sozialen Fingerspitzengefühls verwehrt wird. Und wenn Kollegen die Ankunft des monatlichen Lohnzettels schon routinemäßig als “die monatliche Beleidigung” titlulieren, dann braucht man über den Faktor “befriedigende Entlohnung” nicht mehr diskutieren. Undankbares Gesocks! In Äthiopien verhungern die Kinder und ihre regt euch über 2000 Netto auf?

Ach und noch ein Nachsatz: in den meisten Kollektivverträgen ist die Anpassung an die Inflation ansatzweise geregelt. De facto nehmen die Reallöhne aber seit Jahren ab. Manch eine Firma sagt “wir zahlen eh über dem Kollektivvertrag” als Begründung, warum man auch dieses Jahr wieder keine Erhöhung bekommt. Oder man versteckt sich hinter dem großen Konzern, wo es aufgrund einer Bell-Kurve nur bei einigen wenigen Glücklichen eine Inflationsanpassung spielt. Da die Konzern-Mutter will halt nur die Stars fördern. Das Fussvolk kann sich gerne nach anderen Jobs umsehen. Hier beißt sich die Katze in den Schwanz. In Zeiten wie diesen – und in allen anderen Zeiten – dürfen und müssen wir uns glücklich schätzen, wenn wir überhaupt einen Brötchengeber haben. Als Arbeitskraft ist man immer noch Bittsteller.

Dies bringt uns zum letzten Punkt. Wir haben das Recht uns zu organisieren. Weil Bittsteller haben mehr Macht, wenn tausende Leute gleichzeitig um das Selbe bitten. Leider ist das Ganze etwas eingeschlafen. Einzig die Lehrer-Gewerkschaft war in letzter Zeit sehr aktiv um wahnwitzige Sparpläne der Bildungs-Bänkerin in erträgliche Bahnen zu lenken. Es gibt leider eher einen gegenteiligen Trend. Es wird von Firmen berichtet, bei denen Leute gekündigt werden, falls sie einen Betriebsrat gründen wollen. 

So sehen wir, dass das tägliche Leben schon in krassem Gegensatz zum Text der Menschenrechte steht, was den Faktor Arbeit betrifft. Die politischen Parteien schwingen Reden, aber es fehlt an den nötigen Innovationen um die Artikel des “Rechts auf Arbeit” wirklich real werden zu lassen.

Horizont

So bleibt uns nichts anderes übrig, als unsere Gedanke wieder in das Hier und Jetzt zurückzuholen und stattdessen einen traditionallen 1.Mai-Spaziergang zu machen. Über eine Blumenwiese ins Tal zu schauen lässt wieder etwas an Befriedigung ins Gemüt zurückkehren, welche einem ein Papier-Gesetz nie verschaffen kann.

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