Wir waren gespannt auf den jüngsten Streich von Quentin Tarantino, denn ein historischer Action-Film ist ja so überhaupt nicht etwas was man sich von ihm vorstellen kann. Nochdazu erwartet man von ihm eine gewisse Krassheit und da kommt Neugier auf, wie er das ernste Thema des zweiten Weltkriegs so verarbeiten kann, dass es trotzdem noch ein ihm würdiger Film wird.
Inglourious Basterds spielt im von Nazis besetzen Frankreich, wo sich eine Truppe von Juden aufmacht, den Nazis das Fürchten zu lehren. Laut Quentin Tarantino wollte er einen Spaghetti-Western im Rahmen des zweiten Weltkriegs machen und das ist ihm absolut gelungen. Es sind aber eher ganz dezente Hinweise, die auf diese Intention deuten, ein paar Tarantino-typische Trademarks, bei denen man wirklich lachen muss, weil diese genial gespielte Dialoge und Handlungsstränge wie ein Blitz durchzucken.
Allen voran der desertierte (weil nach England emigrierte) Österreicher Christoph Waltz, der es wie kein zweiter versteht den besten Juden-Jäger der Nazis zu verkörpern und ihn in allen Facetten darzustellen. Er bekommt meinen Sonderpreis als bester Bösewicht, den ich je in einem Film gesehen habe. Dicht gefolgt von Brad Pitt, den man hinter seinem Tenessee-Akzent kaum wiedererkennt. Der restliche Cast ist auch schlichtweg genial besetzt.
Besonders hat mir gefallen, dass sehr viel in den originalen Sprachen gesprochen wird, Waltz spricht quasi akzentfrei alle davon und es erfüllt uns Deutschsprachler mit Genugtuung, dass die deutschen Text alle keine englische Färbung haben. Natürlich hat man für alles Untertitel. Ich sah die englische Originalfassung, bei der alles Nicht-Englische mit fetten gelben Untertiteln versehen war.
Auch seinem Stil getreu ist der Aufbau in mehrere Kapitel, fast wie ein Buch. 10 Jahre hat Tarantino an diesem Skript gefeilt und hat auch kurz für Kill Bill pausiert, weil ihm kein guter Schluss einfiel. Aber ich kann berichten, dass der Schluss dem Anfang und der Mitte in keinster Weise nachsteht. Die künstlerische Freiheit – ohne zu viel zu verraten – führt eben dazu, dass man gänzlich über den Ausgang verwundert ist. Und begeistert.
Wir hatten jedenfalls eine große Freude daran, Inglorious Basterds verdient zweifellos das Prädikat “Großes Kino”.