Wie die meisten sesshaften Leute in meinem Alter muss ich etwas auf mein Gewicht schauen, damit das nicht aus dem Ruder läuft. Ich erinnere mich, vor 10 Jahren wog ich noch gut 8 Kilo weniger, die meiste Zeit funktioniert für mich die Daumenregel Körpergröße minus 100 minus 5%. Das wären rund 65.
Doch irgendwann, so in etwa mit 33, begann das kontinuierlich mehr zu werden. Bis ich irgendwann bei 78 Kilo anklopfte. Es musste etwas geschehen. Im folgenden beschreibe ich meine Strategie. Ich weiss noch nicht, ob man da von grossen Erfolgen sprechen kann, aber wenn das doch noch einer wird, dann ist es zumindest dokumentiert.
Eine Gewichtszunahme passiert fast immer weil mein Körper weniger Kalorien verbraucht als ich ihm zuführe. Meine Frau und meine Schwiegermutter kochen so gut, dass dies in Verbindung zu meinem sitzenden Job ein definitives Überschusspotential realisiert.
Regel 1 – Mehr geniessen, weniger fressen
Ich versuche Situationen zu vermeiden in denen ich meinen Magen bis an die Schmerzgrenze fülle. Einfach weniger essen, wo das geht bzw. auf den Nachschlag zu verzichten.
Regel 2 – Koffein macht freundlich
In der Früh mache ich mit dem Espresso-Kocher wenn möglich täglich Kaffee, am Nachmittag ziehe ich grünen Tee vor. Koffein macht angeblich freundlich und stimuliert den Fettstoffwechsel. Das habe ich damals bei Herbalife auch gelernt. Natürlich nicht übertrieben, weil sonst würde das vermutlich das Gegenteil bewirken, aber 1-2 Tassen voller Antioxidantien helfen da sicher.
Regel 3 – Mehr Bewegung, der Hund muss raus
Ich bin kein Sportler, eher ein “Kistler”, wie mein Frau immer sagt. Was mich aber dennoch vom Bürostuhl hochbringt ist unser Hund Sherlock Holmes. Und das täglich in der Früh, denn meine Frau ist bereits ausser Haus und der Hund muss nun einmal vor die Tür. Ich kann mit Gewissheit sagen, dass ein Hund das einzige Fitnessgerät ist, was für mich funktioniert.
Weil mehr noch als die Menge des Trainings zählt wohl die Beständigkeit. Mir ist klar, dass man jeden zweiten Tag 30 Minuten aerobes Training machen sollte aber schon beim Gedanken daran so was zu planen wird mir flau. Aber mit dem Hund ist das anders, da gehe ich meine 4.3 Kilometer in unter einer Stunde täglich und sicher total aerob.
Regel 4 – Massage
Ich weiss zwar nicht, ob das in diesem Zusammenhang wirklich hilft, aber ich gehe – wenn möglich – wöchentlich zu einer kurzen intensiven Massage. Zumindest hilft es mir psychologisch, ich will ja, dass mein Masseur irgendwann zu mir sagt: “Herr Drobnik, sie haben abgenommen, ich komme wieder leichter zu ihren harten Muskeln”.
Regel 5 – Messen LASSEN
Fortschritt muss kontrolliert werden, aber am besten nicht selbst. Weil da macht man sich selbst nur verrückt. Das ist genauso wie das Einplanen von Sessions im Fitness-Studio: unmachbar.
Aber und Technikbegeisterten kommen zwei Technologien zu Hilfe: eine Withings Waage zur automatischen Erfassung von Gewicht und Fettanteil und Nike+ zur Dokumentation zurückgelegter Kilometer.
Den Nike+ Sensor habe ich auf meinem linken Wanderschuh montiert und jeden Morgen schalte ich zuerst einen Podcast oder ein Hörbuch ein, dann starte ich das Training. Wieder daheim synchronisiert entweder mein iTunes die Spaziergänge auf die Nike+ Website, oder seit iOS 4.2 kann das iPhone sie auch direkt hochladen. Jedenfalls sieht man dann die gesammelte Bewegung in einer schönen Übersicht, neudeutsch “Dashboard”.
Theoretisch könnte ich mit Nike+ noch andere Leute herausfordern mit mir um die Wette zu spazieren bzw. Kilometer zu sammeln. Aber blöderweise kenne ich sonst niemanden, der auch Nike+ hat. Als ich diesen Screenshot machte fehlten mir noch 72 Kilometer auf die runden 1000, man bekommt da immer so Auszeichnungen, wenn man derartige Meilensteine erreicht.
Die Withings-Waage ist so genial, dass sie bis zu 8 verschiedene Besteiger automatisch erkennt und dann die gemessenen Werte über WLAN online speichert. Die Kurven kann man dann online einsehen und es gibt für iPad und iPhone apps, mit denen ich sie jederzeit anschauen kann.
Das Besteigen der Waage ergibt sich zwar nicht jeden Tag, aber oft passt es in die Routine zwischen Morgen-Schiss und Hundespazier-Gewand-Anziehen. Völlig nackt, nur meine Brille tragend, damit ich sehe wie der Fortschrittsbalken der Fettanalyse sich von links nach rechts füllt.
Und, hat’s was gebracht…?
Ich glaube doch schon. Auch wenn es mit der Disziplin von Regel 1 manchmal nicht so ganz gut klappt, sieht man dennoch auf meiner Gewichtskurve von Withings einen Fortschritt.
Wir sehen hier jetzt 4 Monate, mit etwas Phantasie kann man einen Abwärtstrend erkennen…
Die obere Kurve zeigt bergab, das ist das Gewicht. Die untere Kurve geht hinauf, dass ist die sogenannte “Lean mass”, also der nicht-fette Anteil meiner Körpermasse, Knochen und Muskeln hauptsächlich. Da ich aber kaum neue Knochenmassen aufzubauen in der Lage bin, müssen die gut 2% mehr “Lean mass” gestärkte Muskeln sein.
Die Triathleten unter meinen Lesern (hallo Robert!) lachen mich vielleicht aus, aber was soll’s. Auch wenn diese Kombination von Hund und Technik zwar keine Wunder-Diät ist, sie funktioniert für mich. Die bisher vorliegenden – automatisch erfassten Daten – deuten darauf hin.
Doch jetzt habe ich genug geschrieben, es ist 9 Uhr früh, draussen stürmt ein Wintersturm, aber der Hund muss raus.