Update 24. September: Der Pressesprecher von Orange nimmt zu den Vorwürfen Stellung.
Ich bin seit vielen Jahren Geschäftskunde bei Orange bzw. ONE, wie das vor dem Verkauf an die Franzosen geheissen hat. Deswegen dachte ich mir, ich schau da mal auf deren Homepage vorbei und schaue, ob es da schon was zum Thema “iPhone 5 vorbestellen” gibt.
Tatsächlich, ich war ganz erstaunt auf einem grossen Werbebanner zu lesen, dass Orange das iPhone 5 ohne Sim-Lock für Bestandskunden zur Vorbestellung anbietet.
Aha, denke ich mir, logisch warum sie das machen: Apple kann nicht genug iPhone 5 herstellen, dass sie auch jetzt noch welche auf bestimmte Provider sperren. Sprich, Orange macht aus der Not keine gesperrten Telefone zu bekommen, eine Tugend und stellt das so dar, als wäre das ihre Idee.
Na gut, probieren wir das aus. Bestandskunde bin ich ja und Apple bietet in Österreich keine anderwertige Vorbestellung an, nur “Bald verfügbar”. Wir sind da leider für Apple ein Dritte-Welt-Land. Wir können uns glücklich schätzen, wenn im internationalen Verteilplan überhaupt ein dutzend iPhone 5 pro Provider eingeplant sind.
Was das iPhone vermutlich kosten wird, können wir aus den Preisen im deutschen Store schlussfolgern: die 16 GB Variante 679 Euro.
Gut, weiter im Plan, ich wähle bei Orange ein schwarzes 16 GB Modell aus, wähle kein Zubehör und lande bei der Preiskontrolle. Und da entweicht ein grosses LOL (neudeutsch für Lacher) meiner Kehle.
Hier fällt auf, dass die “Einmaligen Kosten” exakt dem voraussichtlichen Preis im österreichischen Apple-Store entsprechen. Zusätzlich bekommt man noch 24 Monate verlängerte Vertragsbindung praktisch “geschenkt”!
Zusammenfassung: das exakt gleiche Modell, zum exakt gleichen Preis. Nur dass sich für das Privileg des Vorbestellens (2-6 Wochen Lieferzeit) der Vertrag um 2 Jahre verlängert. Wartet man hingegen noch 5 Tage kann man es bei Apple direkt bestellen und bekommt keine Vertragsbindungsverlängerung aufgedrängt.
Die Erklärung für diese belustigende Episode liefert die Aufstellung der Rabatte pro Bonusstufe, ich komme mit meinem Haupt-Handy erst nächstes Monat wieder auf Stufe 1.
Der grosse Sprung hier ist bei Stufe 4, denn hier spart 280 Euro. Allerdings zum Preis, dass sich da auf längere Zeit mit seinem bestehenden Tarif als zufrieden erklärt.
So oder so sind die Rabatte wenig berauschend, weil bekanntlicherweise Apple fast keine Rabatte gibt. Der größte Teil der gewährten Bonus-Rabatte muss vom Provider getragen werden.
Zwischen-Fazit
Ich vermute ja dass es sich da um einen Irrtum von seitens der Webshop-Administratoren bei Orange handeln muss. Wenn ein bestehender Kunde aufgrund fehlender Bonuspunkte kein Handy-Sponsoring verdient, dann sollte man ihm auch keine Vertragsverlängerung aufdrängen.
Ich werde vermutlich auch dieses Jahr mein neues iPhone 5 direkt bei Apple bestellen. Kostet vielleicht eine Spur mehr, aber ich werde nicht durch die Verlockung von Bonus-Rabatten über’s Ohr gehauen.
Orange antwortet
Ich habe die Presseabteilung von Orange mit meiner Feststellung konfrontiert, worauf ich folgende Antwort erhielt.
[..] die Anzeige, die Sie erhalten haben, ist nicht korrekt.
Durch einen technischen Fehler erhielten Sie die falsche Information, dass Sie sich mit Bonusstufe 0 bei Erwerb des iPhone5 erneut um 24 Monate binden müssen.
Der Erwerb eines neuen Endgeräts bei Orange durch Kunden mit BS 0 ist bei Orange nicht mit der Verlängerung der Vertragsbindung verbunden.
Wir sind gerade dabei diesen technischen Fehler zu beheben.
Mit einer „Gaunerei“ hat dies jedenfalls nichts zu tun. Wir ersuchen Sie, diese Unterstellung zu unterlassen.
Orange hat nie eine iPhone Best-Preis Garantie gegeben.
Orange Kunden steht es dadurch natürlich frei, ihr iPhone auch woanders zu kaufen.
Doch was Orange von anderen Betreibern in Österreich derzeit unterscheidet, dass iPhone bei Orange ohne SIM Lock versehen sind.
Wie auch immer Sie diesen Umstand interpretieren: bei A1 & Co sind iPhones noch immer SIM-locked.
Aha, also doch ein “technischer Fehler”. Dann ziehe ich meinen Vorwurf, dass dies absichtlich geschehen wäre hiermit zurück.
Zu Redaktionsschluss war der “Fehler” immer noch nicht korrigiert. Und weiterhin gibt uns zu denken, ob die Koppelung von Null-Rabatt und 2 Monaten Vertragsverlängerung auch andere Geräte betroffen hat.
Idee! Das lässt sich ganz leicht überprüfen, weil Orange ja jetzt eine Vielzahl an ungesperrten Smartphones anbietet. Nehmen wir zum Beispiel das Samsung Galaxy S III , gesehen bei DiTech um 429 Euro.
Und wie schaut’s bei Orange aus. Ojee…
Also, wir fassen zusammen: 20 Euro mehr und 2 Jahre Bindefrist. Ok, Orange gibt keine Tiefstpreisgarantie, aber der “technische Fehler” mit der Bindefrist trotz Bonusstufe Null betrifft offenbar auch andere Smartphones, wahrscheinlich sogar alle.
Das Ausmaß des Problems geht also über das iPhone 5 hinaus und Orange ist gut beraten dieses Problem zu beheben. Sollte es dazu gekommen sein, dass Kunden auf Bonusstufe 0 versehentlich eine Bindungsverlängerung aufgebrummt bekamen, dann sollten diese sich umgehend bei Orange versichern, dass diese wieder eliminiert wird.
Im günstigsten Fall handelt es sich nur um einen Anzeige-Fehler den Orange hoffentlich noch diese Woche behebt, denn wenn nicht, dann hat Apple direkt trotzdem die Nase vorne, zumindest für Leute wie mich die keine oder eine niedrige Bonus-Stufe innehaben.