Oa frohes Neichs!

Zugegeben ich habe letzen paar Jahre nicht wirklich viel auf Deutsch geschrieben. Hauptgrund dafür war sicherlich, dass ich mich mehr auf mein englisch-sprachiges Berufs-Blog Cocoanetics konzentriert hatte. Zumal ich dort aufgrund der gescholtenen Werbebanner doch ein paar hundert Dollar pro Monat verdiene.

Nischen-Blogs zu “hot topics” finden naturgemäß wesentlich mehr Leser als was der kleine Oliver so über die Welt denkt. Jeder Artikel hat gewisse Stichwörter und wenn Leute nach diesen suchen, dann finden sie Artikel von mir zu den unterschiedlichsten iOS und Mac Theme.

Und dann gab es noch eine zweite Entwicklung die mir eigentlich erst in letzter Zeit so recht klar wurde. Ich habe mich zu sehr an virtuellen und zu wenig am real-physischen orientiert. Vermutlich weil mein Geltungsdrang eher befriedigt wird, wenn ich mich als toller iOS-Entwickler hervortue und meine diesbezüglichen Kontakte sind alle “virtuell” ( über das Internet)

Die Sache mit meiner Firma ist, dass ich zwei grosse Erfolge zu vermelden hatte, aber es partout nicht schaffe diese zu wiederholen. Bei uns leben im Prinzip drei Entwickler von zwei langjährigen Kunden von uns. Ich habe es mit dem Verkauf von Kunden-zentrischen Apps versucht, mit wenig Erfolg. Meine Komponenten, die ich an andere Entwickler verkaufe, gingen da schon viel besser.

Firma so la la

Ich muss gestehen, dass ich dann doch recht blind herumgetappt bin, verschiedenes probiert habe, aber alles zusammen sich so gerade irgendwie ausgeht. Ich habe – wie die meisten anderen Österreicher auch – natürlich Kredite und Verpflichtungen, die müssen Monat für Monat verdient werden.

Der langen Rede kurzer Sinn: ich habe ich damit gestresst, dass es sich halt so irgendwie ausgeht.

Darunter hat dann im Endeffekt selbst meine Produktivität auf dem Cocoanetics Blog gelitten, ganz zu schweigen von meinem persönlichen Blog.

Was noch darunter gelitten hat ist meine Libido. Seit ich erfahren habe, dass ich zeugungsunfähig bin hat sich das Phänomen bei mir noch mehr verstärkt, dass meine Libido nur anspringt, wenn ich mich erfolgreich fühle.

Libido Problem

Wenn man nun so-la-la selbstständig ist, dann gibt es eigentlich niemanden, der einem sagt, dass man etwas gut gemacht hat. Erfolgshochs waren dadurch die letzten Jahre sehr dünn gesäht. Kurzum, mein größtes Problem ist, dass ich zu sehr von extrinsischer Belobigung abhängig bin.

Man kann nicht erwarten, dass einen die Gattin oder die Schwiegereltern ständig belobhudeln, nicht einmal gelegentlich.

Jetzt habe ich also viel zu viel Zeit damit verbracht beruflich zu forschen, wie ich mehr Geld verdienen kann. Wenn ich dann müde und frustriert nach Hause kam habe ich mich zu viel mit Twitter beschäftigt und zu wenig mit meinem sozialen Umfeld. Ganz besonders darunter zu leiden hatte meine Gattin.

Virtuelle Erfolgserlebnisse

Dies ist, was ich eingangs meinte, als ich von zu viel virtuellem und zu wenig realem sprach. Zu wenig reale (d.h. monetäre) Erfolgserlebnisse im Job. Dann holt man sich die kleinen Erfolgserlebnisse indem man Twitter-Folger sammelt und versucht möglichst witzige Tweets vom Stapel zu lassen um möglichst viele favorisierenden und Retweets zu erhaschen.

Das hat auch den theoretischen Vorteil, dass der Twitter-Feed nie unordentlich werden kann. Ganz im Gegensatz zur realen Welt, wo das Haus geputzt, die Wäsche gewaschen, Einkäufe erledigt und selbstverständlich auch die Ehefrau auf Händen getragen werden sollte.

Mich begleitet eine grosse Angst fortwährend: dass ich nicht genug bin. Dass ich nur geliebt werden kann, wenn ich bestimmte Handlungen setze. Im Positiven wie im Negativem. Als ich noch Aufriss-Techniken studierte kam da immer wieder vor, dass man “arrogant lustig” sein sollte. Die Frauen sollten immer zu Spüren bekommen, dass man ein Alpha-Tier ist. Beispiel: “Wie gross bist Du ohne diese Stöckel? 1,40?”

Du musst ein Arsch sein?

In mir hat sich immer alles dagegen gesträubt Frauen so behandeln zu müssen, dass man von ihnen als Lebens- und Liebespartner akzeptiert wird. Ich bin ein lieber Kerl, der niemandem etwas böses will und sich nichts sehnlicher wünschst als dass alle miteinander auskommen.

Da ist es praktisch das Gleiche wie ein Schlag ins Gesicht, wenn man hört, dass man nicht mehr geliebt wird. War ich doch nicht Alpha genug? Hätte ich grober sein müssen? Nein, verdammt, das kann es nicht gewesen sein.

Und dann ist da eben dieses Libido-Problem. Was soll man tun, wenn man die Lust sich fortzupflanzen nur hochkommt, wenn man sich erfolgreich fühlt? Wieder zum Psychotherapeuten gehen? Was das wieder kostet …

Mein drittes grosses Problem ist, dass es mir immer schon schwer fiel sozialen Anschluss zu finden. Es gibt ein paar Sachen, die mir spass machen, so zum Beispiel Gesellschaftsspiele. Jetzt habe ich aber in eine Familie eingeheiratet, die überhaupt nichts spielt. Vermutlich deswegen Spiele, weil ich da schnell ein Erfolgshoch bekomme, wenn meine Strategie bei einer Partie aufgeht und ich gut abschneide. Oder ich erkenne, wie ich beim nächsten Spiele noch besser sein kann.

Tanzen?

Wir haben einige Zeit probiert mit klassischem Gesellschaftstanz und dann mit Salsa unter  Leute zu kommen. Hat das funktioniert? Aus meiner Sicht leider nicht. Erstens konnte in keinem Fall etwas mit den Leuten anfangen, da diese durchwegs andere Interessen oder Lebensweisen hatten. Zweitens konnte ich da nichts gewinnen. Und drittens war da das Pflichtgefühl meiner Frau gegenüber, aufgrund von dem ich dann auch nicht mit anderen Frauen tanzen konnte. Die Flirt-Komponente des Tanzens musste ich komplett unterdrücken, was der Hauptgrund war, weshalb ich in meiner Jugendzeit in Wien in die Tanzschule Elmayer ging.

Ich mag zum Beispiel nur Filme in Originalsprache anschauen. Da habe ich hier am Land leider auch ein Problem. OV Fassungen sind sehr dünn gesät und erfordern zumeist, dass ich dafür nach Linz fahre. In Wien bin ich immer sehr gerne zu den “Sneak Previews” ins Apollo Kino gegangen, wo wir immer mit einem neuen englischen Film überrascht wurden.

Der Punkt, den ich jetzt setzen sollte, ist dieser: ich muss etwas an meinen Lebensumständen ändern, Anlass zu dieser Selbst-Reflexion ist natürlich der erste Tag des Jahres 2014.

Bei paar Ideen

Ich möchte mehr reale Spiele spielen, und wenn meine Umgebung hier nicht willig ist, dann brauche ich Gewalt … äh nein natürlich nicht, niemand soll zu meinem Glück gezwungen werden. Aber statt Gewalt passt hier das Wort “Aktivität”. Ich habe letztes Jahr zaghaft angefangen zu Brettspiel-Treffen in der Gegend zu gehen, das werde ich mehr forcieren. Die Siedler-von-Catan-Turniere bei denen ich war haben immer viel Spass gemacht.

Zur Erfolg-Libido-Koppelung fällt mir jetzt mal nur ein, dass ich weniger und dafür gescheiter arbeiten möchte. Ich schreibe gerade ein Buch für iOS Entwickler und habe hier schon 2 von 6 Kapiteln fertig. Da warten viele kleine Erfolgserlebnisse auf mich, vertraglich vereinbart. Ich bekomme einen Royalties-Vorschuss nach 3 und nach 6 abgelieferten Kapiteln. Nach 3 Kapiteln geht das Buch in den Vorverkauf und Leute die den Preis bezahlen können das was ich bisher schon geschrieben habe lesen. Da werde ich dann auch Feedback bekommen.

Ich habe mir heute beim Spazieren ein paar Mal den Gedanken im Kopf gehabt, dass ich im Anschluss an die Fertigstellung des Buches noch was anderes neues tun will. Am vielversprechendsten ist hier das “Product Layer” Konzept, welches wir vielleicht mit einer neuen Firmengründung im Frühjahr angehen könnten.

Zuguterletzt muss ich mich noch mehr darum bemühen unter Leute zu kommen. Ich liebe die Umgebung am Land, die gute Luft, die Stress-Freiheit. Aber ich merke, dass mir was abgeht. Ich weiss noch nicht mit welchem Ansatz, ob es Gesellschaftspiele, Kino oder doch was ganz anderes sein wird. Aber keine Gespräche mit realen Menschen zu führen, sich nicht über seine Interessen auszutauschen, das macht einen auf Dauer ziemlich öd in der Birne.

Man wird Realistischer

Ich werde dieses Jahr 40. Eigentlich ideal eine kleine Midlife-Kriese aufzureissen. Oder steck ich da schon drinnen?

Die Indizien sprechen dafür. Ich würde gerne mehr bewundert werden. Ich bin nicht übermäßig fit, oder fesch oder reich (nicht mehr). Porsche wird da auch nichts.

Noch sträubt sich bei mir alles dagegen die alten Aufriss-Tricks wieder auszugraben. Noch hoffe ich, dass sich ein Weg offenbart in dem ich nett, hilfreich und trotzdem emotional ausgefüllt sein kann.

2014 hat viel Potenzial. Aktuelle Herausforderungen meisten. Neue suchen. Mehr Menschen in meinem Leben. Mehr flirten, mehr Libido. Ich bin schon sehr gespannt, was ich daraus machen kann.

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