Es ist eigentlich keine Verfilmung der gleichnamigen Kurzgeschichte. The Secret Life of Walter Mitty hat damit nur den Titel gemein. Im Original von 1939 geht es darum, dass Walter Mitty angeregt durch die Umstände 5 Tagträume durchlebt. Das war zur damaligen Zeit offenbar eine dermassen neuartige Idee, dass der Begriff Mittyesque den Weg in die englische Sprache fand.
Im von Ben Stiller produzierten Film spielt er Walter Mitty. Er sehnt sich nach einer Arbeitskollegin beim LIFE Magazine und in seinen Tagträumen guckt er ins Narrenkastl und sieht sich in einer heldenhaften Rolle das Herz seiner Angebeteten gewinnen.
Was den Film sich vom üblichen Still-Klamauk abheben läßt ist, dass dieser Walter Mitty auf eine Mission geht. Das LIFE wird eingestellt und der Star-Fotograf, verkörpert von einem genialen Sean Penn, hat das entscheidende Film-Negativ für das allerletzte Cover der Print-Edition. Allerdings ist es nicht auffindbar und Walter Mitty ist der Herr über die Foto-Negative bei LIFE. Er gibt sich einen Ruck und verlässt die Träumerei um den Fotografen aufzuspüren und – so die Hoffnung – damit auch das fehlende Bild.
Im dem Masse in dem seine Abenteuer realer werden, verblassen die Träume. Das spannende wirkliche Leben stellt sich als noch viel abenteuerlicher heraus als Walter Mitty es sich erträumen konnte. Der Film zeigt die Metamorphose vom Foto-Nerd im Keller, zu einem selbstbewussten aber bescheidenen Menschen, der durch ein paar aufregende Abenteuer in sich gereift ist. Und natürlich geht alles gut aus.
Ich mag Ben Stiller normal nicht so, weil seine über-ernste Miene normalerweise nicht zu seinen Comedy-Rollen passt. Ich habe ehrlich gestanden nicht viel von ihm erwartet. Doch er hat mich wirklich positiv überrascht. Ja, es gibt einige lustige Szenen, aber der Humor in diesem Film ist wesentlich feiner und lustiger, weil er mit der angesprochenen persönlichen Weiterentwicklung einher geht.
Neben Sean Penn, sehen wir Kristen Wiig als die angebetete Kollegin, hübsch, aber intelligent und durch ihre natürliche Art ebenso extrem glaubwürdig. Man denkt sich, “wäre ich Walter Mitty, hätte ich mich auch in die verguckt”. Und damit hat man – neben der Metamorphose – die zweite Ingredienz für einen tollen Film: einen emotionalen Grund warum die Leute so handeln wie sie das tun.
Stiller gibt einen glaubwürdigen Walter Mitty, der nicht blödelt oder unglaubwürdige Screwball-Comedy liefert, sondern wahrscheinlich seine erste echte Charakter-Rolle spielt. Der ernste Rahmen bei einem realen Magazin und tolle Landschaftsaufnahmen führen dazu, dass man mitgerissen von der faszinierenden Reise des Walter Mitty auf der Suche nach dem Helden in seinem Inneren.
Vielleicht hat Stiller den Film deswegen selbst produzieren müssen, weil ihm das nie wer abgenommen hätte, dass er zu so einem ernsthaften und erwachsenen Schauspiel fähig wäre.
Empfehlung: der perfekte Date-Movie, es gibt Love, es gibt was zum Nachdenken und es tolle Landschaften als Bonus oben drauf.
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