Nach meiner Scheidung im März wollte ich mein Arbeitsumfeld nicht sofort drastisch verändern, und so pendelte ich wochentags immer ins “Bergwerk” und zum Wochenende wieder nach Wien. Ein weiterer Grund war, dass ich seit Oktober 2013 an einem Fachbuch arbeitete und ich fürchtete, ein drastischer Umzug würde die Fertigstellung gefährden.
So begab es sich dass ich die Rohfassung des siebente und letzte Kapitel meines Buches am letzten Arbeitstag im Mai abliefern konnte. Mein Developmental Editor wird mir noch Kommentare und Ausbesserungen schicken, die ich dann für gewöhnlich in einem Tag einarbeiten kann. Nachher bekommen 10 Reviewer die Kapitel 4-7 zur Ansicht und können auch noch mal ihren Senf dazu geben. Eventuell gibt es dann auch noch Verbesserungen zu tun.
Gleichzeitig arbeitet mittlerweile ein Copy Editor daran die englische Grammatik und Rechtschreibung zu prüfen und ein Grafiker schaut die Abbildungen durch und optimiert diese für das “Bound Book” (BB). Obendrein soll ein Technical Editor auch noch über meine Quellcode-Schnipsel rübergeben um dort enthaltene Schnitzer aufzudecken. Wenn es alles gut läuft braucht es nur mehr einzelne Tage meinerseits um Verbesserungen anzubringen.
Ortsende
Gleichzeitig heisst dies aber auch, dass ich nunmehr wieder ganz in Wien sein werde. Ich habe noch etwas Gewand, ein paar persönliche Gegenstände und meine Büro-Dinge in Weistrach. Diese werde ich versuchen demnächst abzutransportieren. Insbesondere der Abtransport meines Arbeits-iMac erfordert ein KFZ.
So bequem es für mich war, unter der Woche von meiner ehemaligen Schwiegerfamilie umsorgt zu werden, diese Ära musste jetzt auch einmal zu Ende gehen. Es wird Zeit wieder auf eigenen Füssen zu stehen. Ich ziehe zum zweiten Mal in meinem Leben nach Wien. Ich hatte meinen Hauptwohnsitz ja schon im April umgemeldet, aber nach der Freizeit habe ich jetzt auch die Arbeitszeit übersiedelt.
Trotz aller Bequemlichkeit hatte ich stets ein komisches Gefühl dabei bei Bestellungen die Adresse meiner Gastfamilie angeben zu müssen, weil ich unter der Woche nicht in Wien zugegen war. Es war mich auch nicht recht, dass ich meine Freizeit nur am Wochenende mit alten und neuen FreundInnen verbringen könnte. Ich sehnte dann wochentags immer schon das Wochenende herbei um wieder “richtig zu leben”.
Ziel: Work/Life-Balance
Eine weitere Umstellung betrifft jetzt auch meine Arbeitsmoral. Dass ich so jedes Wochenende herbeisehnte machte es auch umpraktikabel in Wien für meine Firma produktiv zu sein. Die grosse Herausforderung ist nun, dass ich einen Work/Life-Rhytmus finde, der sowohl produktiv als auch entspannend ist. Ich muss eine bestimmte Menge Zeit der selbständigen Arbeit widmen, andererseits muss die Freizeit dazu Ausgleich schaffen.
Während ich an dem Buch geschrieben habe, lebte ich mehr oder weniger von den Einkünften meiner Firma. Das waren guten 8 Monate in denen ich nur wenig Geld reinbrachte. Funktionieren tat dies, weil ich glücklicherweise nicht alleine bin und zwei langfristige Kunden habe, mit deren Projekte die ein fixer Mitarbeiter und ein Contractor langfristig beschäftig sind. Ich muss mich selbst jetzt wieder aufraffen und nach Programmier-Aufträgen suchen. Rein von den Einnahmen aus dem Buch werde ich wohl nicht leben können.
Und dann ist da noch ein Startup, bei dem ich, ein Geschäftsführer aus Wien und ein Partner aus Linz gemeinsam dran arbeiten. Hier wollen wir bis Jahresende wissen, ob unsere Idee einen Investor findet. Bis dahin werde ich auch eine gewisse Menge Zeit ohne Verdienst reinstecken müssen.
Ich komme mir ein wenig vor wie jemand der auf einem Pfahl gestanden ist und jetzt auf einen anderen gesprungen ist und gerade noch etwas hin und her wackelt um wieder seine Balance zu finden. Der Mut zum Sprung kam bei mir hauptsächlich daraus, dass ich weiss, dass ich in der Vergangenheit auch immer wieder die Balance gefunden habe.