Ich habe in jüngster Zeit mehr mit Frauen zu tun, als in den vorangegangen Jahren. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand für mich als zur Zeit alleine wohnenden Mann. Mehr mit Frauen am Hut (und zu tun) zu haben hat den Nebeneffekt, dass ich auch mehr Frauen angetroffen habe, die dem Tabak-Konsum via Inhalation frönen. Es folgt eine kurze Betrachtung der aktuellen Situation aus meiner Sicht.
Die Statistik Austria beziffert die Anzahl von Raucherinnen im Jahre 1997 noch mit 18,8% “täglich”. Im Graubereich “regelmäßig, aber nicht täglich” finden sich weitere 1,1% und bei “gelegentlich” 3,5%. Bei den aktuellsten vorliegenden Zahlen von 2007 war es schon 19,4% tägliche Raucherinnen. Zum Vergleich dazu rauchten im selben Jahr 27,3% bei den Männern. Es ist anzunehmen – mangels neuerer Erhebungen – dass die aktuelle Raucherinnen-Quote 2014 schon über 20% liegen müsste.
Soweit die Facts. Mir persönlich fallen mittlerweile auch wesentlich mehr rauchende Frauen auf als früher. Aber mein Gefühl besitzt natürlich keine statistische Relevanz. Zumindest in dieser Größenordnung. Wenn jede fünfte Frau raucht und ich fünf Frauen kennenlerne, dann ist zwangsläufig eine Raucherin mit dabei. Was mich hier stutzig werden lässt ist allerdings, dass in meinem Empfinden ein wesentlich höherer Prozentsatz raucht, als es die Statistik erklären würde.
Fehlende Anerkennung
Wikipedia hat eine mögliche Erklärung parat: je niedriger die soziale Schicht, umso mehr Raucher. Was bedeuten würde, dass meine “Stichprobe an Frauen” nicht repräsentativ sein kann. Offenbar sind mir bisher via Internet weniger Frauen aus der “High Society” begegnet. Könnte es sein, dass sich die oberen Zehntausend sich seltener auf Single-Börsen verirrt? Oder liegt es daran, dass ich als Vertreter des Mittelstandes dabei versage die Oberschicht mit meinem Selbst-Marketing anzusprechen?
Ein Erklärungsmodell für die hohe Raucherquote unter weniger gebildeten Menschen ist das von Johannes Siegrist entwickelte Modell der Gratifikationskrise. Nach diesem Modell kommen Beschäftigte mit niedriger Qualifikation wie zum Beispiel Bauhilfsarbeiter häufig in eine emotionale Krise. Sie verausgaben sich beruflich, bekommen jedoch von der Gesellschaft trotzdem wenig Anerkennung. Die emotionale Krise kann zu vermehrtem Rauchen führen.
Hier sind mehrere logische Schritte die angeblich von der geringeren Bildung zum Rauchen führen sollen:
- Jemand ist weniger – als sein/ihr Umfeld – gebildet
- Daraus folgt niedrigeren Qualifikation im Beruf
- Die Berufe mit niedriger Qualifikation werden weniger geschätzt
- Geringschätzung verursacht oft eine emotionale Krise
- Emotionale Krisen können zu vermehrtem Rauchen führen.
Erst im letzten Schluss kommen wir zur Kernfrage: die Verbindung der Gefühlswelt und dem Raucherstatus.
Rauchendes Krisenmanagement
Als Nichtraucher ist man schnell mit der Erklärung, dass Raucher deswegen rauchen, weil es für sie ein soziales Umfeld schafft. Wenn sich Raucher um den Aschenbehälter scharren, dann kann man super tratschen. Zu eng gefasst ist die Aussage, “Raucher rauchen, weil sie süchtig sind”.
Von allen Raucherinnen, die sich mir als solche in den jüngsten Wochen offenbart haben, haben alle emotionale Umstände die man mit Fug und Recht als “emotionale Krise” beschreiben könnte.
Hier ein paar – völlig wahllose und aus dem Zusammenhang gerissene – Beispiele:
- Wenigen Menschen bereitet es ein emotionales Hochgefühl alleinstehend zu sein.
- Der Chef ist ein ego-manischer Arsch, der häufig sinnlose Arbeitsanweisungen gibt.
- Die Arbeit bzw. die Kollegen generell sind extrem stressig.
- Es steht eine wichtige Prüfung an und die Kandidatin ist sich bewusst, dass sie noch zu wenig gelernt hat.
- Ein Beziehungsdrama zieht immer noch seine Kreise.
- Körperliche Schmerzen aus verschiedensten Gründen.
Allen ist gemein, dass sie sich in einer “emotionalen Krise” befinden. Es ist also nur teilweise die Mangelnde Dankbarkeit im Job, es gibt für junge Frauen wesentlich mehr Umstände die zu psychischem Stress führen können. Dies scheint zumindest die These zu bestätigen, dass ein Connex zwischen emotionalen Krisen und dem Rauchen besteht.
Zu Ändern?
Wenn ich erwähne, dass ich mir als zukünftige Partnerin eine Nichtraucherin wünsche, folgen meistens zwei Standard-Ansagen:
- “Ich rauche eh nur am Balkon. Ich würde nie in der Wohnung rauchen. Ich mag auch keinen Rauch-Geruch in der Wohnung.”
- “Ich würde einen Mann sofort in den Wind schiessen, wenn er versucht mich darauf zu drängen mit dem Rauchen aufzuhören. Man soll mich gefälligst so nehmen wie ich bin.”
Ich vermute, dass die Grenze zwischen einer leichten und einer schweren Tabak-Sucht darin liegt, ob eine Frau innerhalb ihreres Domizils bofelt. Frauen haben ja bekanntlicherweise wesentlich sensiblere Riechorgane als wir Männer. Die Hoffnung ist wohl verloren, wenn eine Frau den Geruch nicht mehr als störend empfindet. Wenn die emotionale Priorität eines sauberen Geruches zu Hause hinter andere Probleme zurück tritt, dann spricht dies Bände.
Ich persönlich habe die Philosophie, dass man alles tun darf, was nicht anderen Menschen einen (emotionalen oder körperlichen) Schaden zufügt. Und wenn zum Passiv-Rauchen gezwungen bin, dann hören sich Spass und das Recht auf persönliche Freiheit bald auf.
Dekontaminierung
Ich war jüngst in einer Raucherinnen-Wohnung über Nacht zu Gast. Dies führte mir wieder eindrucksvoll vor die (geröteten) Augen, warum ich dies eigentlich zu vermeiden versuche. Wieder daheim angekommen, musste ich folgendes Entgiftungsprogramm durchführen.
- Sämtliche verrauchten Kleidungsstücke sofort verbrennen … oder wenn dies nicht geht, zumindest mit Weichspüler waschen.
- Pelan-Schlamm-Maske (zur Entgiftung des Gesichts)
- Langes Bad in meinem Whirlpool, inklusive Haare waschen und Intensiv-Schleuder-Programm
- Ein Glas Sodawasser trinken (zur Befeuchtung der Kehl-Schleimhaut)
- Ein Glas Aspirin+C trinken (Aspirin gegen den Nikotin-Kater, Vitamin C als Anti-Oxidantium)
- Doppelte Nasenspülung mit Sole und Neti-Kännchen (um Stirnhöhle von Rauchpartikeln zu befreien)
Klingt das jetzt übertrieben? Aber wie es sich eine Raucherin nicht nehmen lässt zu rauchen, lasse ich mir nicht nehmen beim Thema “meine Gesundheit” zu übertreiben.
Alle befragten Frauen beteuerten, dass sie – ohne Druck von aussen – vielleicht sogar eines Tages aus freiem Willen das Rauchen aufgeben würden. Eine meinte, dass sie in einer Schwangerschaft zu Rauchen aufhören würde. All dies können wir gleichermassen glauben wie anzweifeln.
Fazit
Vielleicht sollte auf manchen Zigaretten-Packungen folgender Warnhinweis stehen:
Rauchen kann zu langen schmerzhaften Diskussionen führen.
Ich für meinen Teil schaffe es – trotz aller Recherche – nicht, nachvollziehen, warum Frauen im speziellen und Menschen aller Gesellschaftsschichten im Allgemeinen rauchen. Mir stellt es sich eigentlich immer als ein Zeichen mangelhaften Stress-Managements dar.
Jedes Mal blutet mir das Herz, wenn ich eine attraktive Frau sehe die sich eine Zigarette anzündet. Mit einem jugendlichen Teint mag noch keine negative Auswirkung zu spüren sein, aber in der Praxis gibt es eine Grenze – so um die 40 – ab der die beschleunige Hauptalterung sichtbar zu werden beginnt.